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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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keinen Schmerz. Nur eisigen Schrecken. Blitzschnell springe ich auf und stürze davon, ohne Besinnung, die Stimmen der Männer im Ohr: »Halt!«, schreit es. »Steh still!«, »Teufel auch!« und: »Packt ihn, schnell!« Ferrand ruft das, und er fügt hinzu: »Das ist der Bengel von Ahasver, er hat alles gehört!«
    Was für ein Unsinn! Viel zu wenig habe ich gehört und kaum was verstanden, aber soll ich ihm das jetzt erklären?
    Weg von hier! Ich renne wie vom Satan besessen. Nur leider in die falsche Richtung! Links eine Stallwand, rechts ein morsches Schuppentor. Da hinein! Es ist kein Augenblick zu verlieren! Dunkelheit. Nirgends ein Ausweg. Die Kerle im Nacken! Was tun? Vor mir türmen sich große schwarze Gegenstände. Fässer. Ein Seil hält sie fest, das um eine Balkenstütze geschlungen ist. Ohne zuüberlegen, packe ich einen schweren Prügel, der vor meinen Füßen liegt, und dresche damit gegen das Seil. Es ist mürbe und gibt nach. Zerfetzt! Der Halt ist weg! Ein Fass, ganz oben, gerät in Bewegung. Ächzen und Knarren. Es torkelt. Dann ein ohrenbetäubendes Krachen. Schon rollt der ganze Stapel, wuchtig schlägt das oberste Fass auf das Pflaster herab. Zerbirst! Donnernd folgen andere! An mir vorbei! Alles um mich herum bebt, und es scheint, als werde das Dach einstürzen. Von den Verfolgern sehe ich nichts. Ein gellender Schrei ist im Getöse verhallt. Vor Staub und Dunkelheit bin ich wie blind, meine Augen brennen. Ich taumle in dem finsteren Lagerraum umher, betaste die Bretterwände, stolpere, stoße den Kopf an und keuche vor Aufregung. In meinen Ohren schallt das wie ein Schluchzen. Sind sie alle tot? Oder werden sie gleich über mir sein? Was soll ich tun? Da spüre ich unversehens, wie zur Rechten die mürbe Bretterwand nachgibt: ein Gang, ebenfalls finster, die Füße platschen in fauligem Wasser, das sich auf schlüpfrigen Fliesen gesammelt hat. Ein Tor. Ein Riegel. Ein Ruck und ein Knarren: Ich bin frei!
    Ich blinzele in die untergehende Sonne, bin in einer Seitengasse. Leer. Wind. Kühle. Geruch von Unrat, stärker als üblich.
    Dann höre ich Getrampel hinter mir. Meine Verfolger!
    »Da ist das Bürschchen!«, schreit einer. Ich sehe Ferrand. Noch einer. Weiter hinten Armbrust. Die anderen.
    Noch habt ihr mich nicht, denke ich und renne los. Laufen kann ich, das werdet ihr sehen! Allerdings schmerzt mein Fuß, und die Hüfte fühlt sich taub an. Trotzdem!
    Die drei Kerle sind jetzt still, aber sie kommen näher. Sieh an! Sie rennen nicht schlecht. Ich muss ihnen ziemlich wichtig sein!
    Vor mir sind Leute. Ich komme wieder in bewohnte Viertel. Gut so! Aber die drei sind immer noch hinter mir her.
    Rasch biege ich in eine Quergasse. Renne eine alte Frau fast um. Springe Stufen hinab. Geschrei hinter mir: Sie haben die Alte beiseite gestoßen. Weiter! Da sind Wagen und Pferde im Weg. Fuhrknechte, die ihre Gespanne für die Nacht abschirren. Schnell duckeich mich, tauche unter den Bäuchen der Pferde hindurch. Werdet ihr mir da folgen können? Empörtes Geschrei der Kutscher. Die Gäule bäumen sich auf. Heftiger Wortwechsel in meinem Rücken. Nur weiter!
    »Lasst doch den Jung in Ruh«, ruft einer der Fuhrleute. Aber keiner greift ein. Trotzdem: Zeit gewonnen!
    Inzwischen bin ich über einen vereisten Bach, der sich zur Pferdeschwemme weitet, und in einen engen Durchlass hinein. Türen, Rauch, Essensgeruch. Entschlossen schlüpfe ich in eines der Häuser. Verständnislose Gesichter starren mich an. Erschrockene Aufschreie. Eine kreischende Stimme: »Haltet den Dieb!« Da bin ich schon durch die Hintertür, in den Hof und über eine Mauer. Auch die Hände sind jetzt zerschunden. Den Fuß spüre ich nicht mehr. Kurz halte ich inne. Der Atem keucht, die Lungen schmerzen. Da erneut jene kreischende Stimme: »Da ist er hindurch! Da entlang!«
    Also sind sie immer noch hinter mir!
    Ihre Entschlossenheit lässt mich frösteln. In welches Wespennest habe ich da gestochen? Was wird aus mir, wenn sie mich erwischen?
    Ich laufe mühsam weiter.
    Jetzt über einen Platz mit ein paar kahlen Bäumen. Gleich darauf wieder eine düstere Gasse mit abweisenden Häuserfronten entlang.
    Geben sie es denn noch nicht auf? Ich kauere mich in einen Hauseingang und ringe nach Atem. Alles ist still. Nur mein Herz klopft zum Halse herauf.
    Sie sind weg. Endlich haben sie die Spur verloren!
    Oder doch nicht? Da kommen schnelle Tritte auf dem Pflaster heran. Jesusmaria. Sie sind es! Wohin jetzt? Verdammt!
    Als ich

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