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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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Besitzer braucht es nicht mehr.«
    »Hübsch, wie du das ausdrückst«, sagte Bär.
    »Was willst du? So ist es doch!«
    »Na ja. Warum auch erwähnen, dass es einen kleinen Streit gegeben hat?«
    »Was heißt denn das? Er hat eben irgendwann das Atmen vergessen. Na und? Pech für ihn!« Und an mich gewandt, fügte er hinzu: »Da siehst du, wie es geht. Übles Gerede! Man kann in der Wahl seiner Freunde nicht vorsichtig genug sein.«
    »Stimmt«, sagte Bär. »Ich bin natürlich nur wütend, weil dieser Kerl da nicht mehr auf meinem Rücken hockt und mir sagt, wo es langgeht.«
    Sie gaben mir noch etwas Brot zu essen. Mehr besaßen sie selber nicht.
    »Wir hatten uns schon ernsthaft gefragt, was aus dir geworden ist«, sagte Bär, indem er sich zurücklehnte.
    »Wir haben dich überall gesucht«, ergänzte Knaller.
    »Lass ihn erzählen«, sagte Bär. »Du bist also mit Anselmus zu diesem Priester gegangen …«
    »So ist es«, sagte ich. »Zu Pater Nabor. Aber das war nur der Anfang.« Und ich schilderte ihnen, so gut ich es in meinem Zustand vermochte, alles, was mir zugestoßen war, seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Das war allerdings einiges: der erste Gang zu Nabor, die Verfolgungsjagd am selben Abend, die mir zum ersten Mal wirklich bewusst gemacht hatte, dass ich mich in tödlicher Gefahr befand, die Trennung von Ahasvers Truppe, dann der zweite Gang zum Kloster, Nabors Verrat und das Treffen mit Herrn Lennart.
    »Ich hatte dich vor ihm gewarnt«, sagte Bär. Da erinnerte ich mich, dass er mir am Dreikönigentag gesagt hatte, Herr Lennart sei beim Gewaltgericht tätig.
    Ich berichtete auch über das Abenteuer im Leprosenspital. »Es war furchtbar!« Dann kam die Botschaft vom Tod des Aussätzigen und schließlich die seltsame Begebenheit bei Mutter Gluck. Sie hörten aufmerksam zu, Bär fast ohne Regung, Zunge mit angstvollen Grimassen und Knaller mit giftigen Zwischenrufen gegen jeden, über den er sich ärgern musste, besonders gegen Pater Nabor. Am Ende fiel mir noch etwas ein, das ich viel früher hätte erwähnen müssen: der Anblick des zerstörten Obdachs an der Stadtmauer. »Was war mit euch geschehen? Ich wusste gar nicht, was ich denken sollte …«
    »Das ist so«, sagte Bär, indem er den letzten Teil meiner Erzählung zuerst aufgriff. »Sie haben uns da nicht das erste Mal rausgeworfen …«
    »Und nicht das letzte Mal«, krähte Knaller dazwischen.
    » … und das hat nicht viel zu bedeuten. Ab und zu brauchen sie das Gefühl, dass sie Ordnung machen. Dann bleibt es dabei – für ein paar Tage, und schon sind wir wieder da. Wie du siehst, ist das nicht die einzige Bleibe, die uns zur Verfügung steht. Nur schade um den Hausrat!«
    Das war eine merkwürdige Bezeichnung für den Krempel, den sie in ihrem Schlupfwinkel gehortet hatten, aber es kam mir nicht in den Sinn, darüber zu lachen.
    »Und sonst«, sagte Bär, »sollte es jetzt allmählich genug sein, damit du begreifst, dass es sich bei alledem nicht um einen Witz handelt.«
    »Kein Witz! Das habe ich schon längst gemerkt.«
    »Aber verhalten hast du dich nicht danach. Du hast es mit ausgekochten Spitzbuben zu tun. Und wenn ich es richtig sehe, fehlt dir noch immer jede Ahnung, worum es wirklich geht.«
    »Es sind in Wahrheit mehrere Banden. Irgendwie hängen sie zusammen. Und wisst ihr, was das Schlimmste ist? Einer von denen wird wohl mein Vater sein.«
    Bär wiegte den Kopf. »Kann sein«, sagte er. »Er steckt da mit drin. Das wird schon stimmen.« Mir fiel auf, wie vorsichtig er sich ausdrückte.
    »Meinst du nicht, dass er sich bewusst vor mir verbirgt?«, fragte ich.
    »Das denke ich, ja. Es liegt wohl auf der Hand.«
    »Scheiß was drauf! Dann ist er der größte Drecksack von allen«, sagte Knaller.
    »Vielleicht kann er nicht so, wie er will«, sagte Bär.
    »Nabor!«, kicherte Knaller. »Wäre das nicht ein Spaß, wenn es der alte Pfaffenarsch wäre?«
    »Es wäre gar kein Spaß«, sagte ich. »Ein Scheiß-Spaß wäre das.«
    »Das mein ich ja«, maulte Knaller beleidigt.
    Bär unterbrach uns: »So kommen wir nicht weiter. Fest steht wohl, dass dieser Nabor zu mehreren anderen Verbindung hat, oder?«
    Ich gab mir Mühe, ihn bei seinem Gedankengang zu unterstützen. »An ihn hat Arndt meinen Brief geben wollen, ehe er starb. Du weißt doch, dieser Hilferuf, den er draufgekritzelt hat. Und als ich bei ihm war, wurde mir klar, dass er log. Dass er eine Menge darüber weiß – über das Geheimnis des Skorpions. Warum sonst

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