Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
Vom Netzwerk:
dürfen.
    Meine Welt blieb engelfrei – ganze vierzehn Stunden lang.
    Gemeinsam mit meiner besten Freundin Emilia, ihrem Freund Stefano, Philippe und seinem Bruder Antonio kurvten wir in Philippes kleinem Fiat nach Sulmona. Philippe sang heute, am letzten Sonntag vor Weihnachten, im Chor, was ich natürlich nicht verpassen wollte.
    »Die Kirche ist dieses Jahr richtig toll geschmückt«, schwärmte Philippe.
    »Klar, weil du dieses Mal keine Zeit hattest, mitzuhelfen«, erklärte Antonio, der Philippe inzwischen bis zu den Ohren reichte, weshalb er ihm noch ähnlicher sah.
    »Kommt Lucia auch?«, mischte Emilia sich ein. Philippe und seinem kleinen Bruder beim Streiten zuzuhören konnte ziemlich nervig sein.
    »Ja«, antwortete Philippe. »Sie hält euch Plätze frei.«
    »Sicher ganz vorn. Für Lucia kann ja nichts gut genug sein. Ich frage mich, was sie an dir findet«, ätzte Antonio weiter. »Du entsprichst so gar nicht ihrem Geschmack.«
    »Vielleicht besitze ich andere Qualitäten«, antwortete Philippe.
    Emilia und ich verdrehten gleichzeitig die Augen und brachen in schallendes Gelächter aus, was Antonio ziemlich irritierte – und zum Schweigen brachte.
    Schon als ich die Kirche sah, wusste ich, dass es ein Fehler war herzukommen. Mein Instinkt warnte mich davor auszusteigen. Irgendetwas stimmte nicht.
    »Lynn, was ist los?«, hörte ich Emilia fragen. »Kommst du, oder hast du vor, im Auto zu bleiben?«
    »Ich? Nein, ich bin schon unterwegs.« Mit vorgetäuschtem Elan kletterte ich aus Philippes Fiat. Vielleicht lag es auch nur an dem trüben Wetter, dass die in den grauen Himmel ragendeKirche finsterer aussah als sonst und der Glockenturm wie ein stummer Wächter wirkte, der nicht jeden vorbeiließ. Oder war auch diese Kirche von Engelsmagie umgeben, wie die Kapelle am See?
    Mich schauderte. Ich spürte, wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich. Was, wenn ich die Barriere nicht überwinden konnte? Auch Philippe bemerkte mein Zögern.
    »Geht’s dir nicht gut? Du bist so blass. Vielleicht solltest du ein bisschen frische Luft schnappen. Emilia wird dir sicher Gesellschaft leisten.«
    »Oder Chris«, schlug Antonio vor.
    Das restliche Blut sackte mir in die Beine. Christopher stand, in einen hellgrauen Mantel gehüllt, am Kirchenportal und beobachtete mich. Ich hatte nicht die Kirche, sondern sein Engelswesen gespürt. Seine Augen schimmerten kalt. Sein Auftauchen war kein Freundschaftsbesuch. Er war gekommen, um mich zu holen.
    Halt suchend klammerte ich mich an Philippe.
    »Bitte lass mich nicht allein«, flüsterte ich, so dass nur er es hören konnte.
    Philippe sah mich betreten an und nickte. »Das werde ich nicht. Du kannst dich auf mich verlassen.« Er legte seinen Arm um meine Schultern und drückte mich kurz an sich. Emilia bemerkte die Geste und warf Philippe einen warnenden Blick zu. Mich vor den Augen meines angeblichen Freundes anzumachen, hielt sie für keine besonders gute Idee. Zum Glück war Philippe anderer Meinung.
    Während wir uns dem Kirchenportal näherten, drängte er sich zwischen mich und Christopher. Philippes angespannte Körperhaltung verriet seine Bereitschaft, mich notfalls zu verteidigen. Christopher schenkte ihm ein Lächeln, das ihn entwaffnen sollte. Philippe ließ sich nicht täuschen und zog mich näher an sich heran.
    Ich fröstelte, als Christophers Blick mich traf. Zorniges Jadegrünbohrte sich in meine Augen, ehe Christopher mit einem aufgesetzten Strahlen – und jeder Menge Engelsmagie – Philippe doch noch entwaffnete. Ich konnte das Knistern in der Luft beinahe fühlen.
    »Danke, dass du dich um Lynn gekümmert hast. Ich bleibe noch ein wenig an der frischen Luft mit ihr. Weihrauch bekommt ihr im Augenblick bestimmt nicht sonderlich gut.«
    »Ja … ja sicher. Daran habe ich gar nicht gedacht«, stammelte Philippe unsicher, während er mich Richtung Christopher schob. Doch noch bevor Christopher mich zu fassen bekam, ergriff ich die Flucht und stürmte an ihm vorbei in die Kirche. Weihrauch?! Was für eine blöde Ausrede!
    Lucia winkte mich zu sich in die zweite Reihe, als wären wir beste Freundinnen. Zum Glück hatte sie Philippes Beschützerauftritt nicht mitbekommen. Ihre honigbraunen Augen wirkten harmlos, aber ich wusste, dass auch die sanftesten Augen gefährlich funkeln konnten.
    »Wo sind die anderen?«, fragte sie leise, als ich mich zu ihr in die Bankreihe setzte.
    »Die kommen gleich«, flüsterte ich zurück und wagte einen Blick nach hinten durch

Weitere Kostenlose Bücher