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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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führten unsere Protegés durch das Portal. Paul und ich bildeten die Nachhut. Diesmal entging ihm nicht, mit welchem Problem ich beim Durchschreiten der Pforte zu kämpfen hatte. Während Sebastian und Leonie die anderen darüber aufklärten, dass es auch weniger niedliche Formen von Irrlichtern gab und wir froh sein konnten, dass keine die Sinne verwirrenden Moorirrlichter oder Satane dabei waren, nahm Paul mich beiseite.
    »Was war das gerade eben?«
    »Zu viel Engelsmagie«, keuchte ich zwischen zusammengepressten Lippen hervor.
    »Du hast Probleme damit?«
    »Offenbar.«
    Paul schien nicht glücklich über meine Antwort zu sein, ließ es sich aber nicht nehmen, zuerst meine Wunde zu versorgen, bevor er seine eigenen behandelte. Als er meine Hand nehmen wollte, zuckte ich zurück. Der Biss war tief. Ich hatte Angst, dass mehr als die Ringe meiner Spangen sichtbar waren.
    »Willst du warten, ob sich Feuerbrand in der Wunde einnistet und du mit der Hand gar nichts mehr anfangen kannst? Oder lässt du mich jetzt den Biss versorgen?«
    Paul seufzte, da ich mich nicht rührte. Er sah mitgenommen aus. Die glattgegelten Haare hingen ihm ins Gesicht, was ihm etwas ungewohnt Wildes verlieh.
    »Lynn. Hab ich jemals etwas getan, das dich an meiner Freundschaft zweifeln lässt?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Gut. Merk dir das. Ist dir bewusst, dass ich weiß, was du bist?«
    Diesmal nickte ich und presste ein »Ja« hervor.
    »Na also. Dann stell dich nicht so an! Ich weiß, wie Spangen aussehen und weshalb du welche trägst.« Er schnappte sichmeine Hand, verzog für einen kurzen Moment das Gesicht, seufzte, kramte eine andere Tube als am Tag zuvor heraus und trug die Paste großzügig auf.
    »Wenn du so weitermachst, hab ich bald nichts mehr von dem Zeug. Halt dich in Zukunft ein wenig zurück.«
    »Ich habe dich nicht darum gebeten, dich um mich zu kümmern!«, erwiderte ich und entzog ihm meine Hand.
    »Zu viel Engelsmagie scheint dir nicht zu bekommen. Du reagierst unvernünftig und wirst zickig.« Wütend traf es besser. Mein Dämonenerbe fühlte sich herausgefordert. Ich kämpfte es nieder. Paul wollte mich nicht angreifen, sondern mir helfen.
    »Danke«, flüsterte ich und sackte gegen die nächstgelegene Hauswand. »Es tut mir leid, dass ich dich angeschrien hab.«
    »Schon gut. Solange du mir nicht den Kopf abreißt«, scherzte Paul.
    Plötzlich brannten Tränen in meinen Augen. Ich wandte mich ab. Niemand sollte es sehen. Pauls Scherz hatte mich getroffen – die Wahrheit schmerzte. Mein Dämonenerbe hatte mich während des Kampfes stark gemacht. Mit einer Waffe hätte ich, ohne nachzudenken, allem, was sich mir in den Weg gestellt hätte, den Kopf abgetrennt. Skrupellos – so wie es von mir erwartet wurde.
    Paul ging zu den anderen hinüber. Er spürte, dass ich einen Augenblick brauchte, um mich zu sammeln. Als ich zur Gruppe zurückkehrte, diskutierten er, Sebastian und Leonie lautstark miteinander. Doch erst nachdem Sebastian bis zur Kanalunterseite geflogen war und sich überzeugt hatte, dass an keinem der Häuser eine Engelskulptur zu finden war, akzeptierte er Pauls Einwand, dass wir San Polo zwar umrundet hatten, jedoch, anstatt durch ein Portal, in eine Falle gestolpert waren.
    Wir folgten Pauls Vorschlag, den Platz über eine markierte Gasse zu betreten. Die Idee, die vielen Engelszeichen an den Gebäuden könnten etwas bedeuten, schien logisch.
    Leonie bemerkte es lange nach mir. Erst als sie das stuckverzierte Haus erreichte, konnte sie die Engelsmagie fühlen.
    »Spürt ihr das auch?«
    Alle außer mir schüttelten den Kopf. Deutlich nahm ich das Vibrieren von Engelsmagie wahr. Sie musste außergewöhnlich stark sein.
    »Ich glaub, ich hab das Portal gefunden«, stellte Leonie ziemlich aufgeregt fest. »Wer geht mit, um zu testen, ob wir hier richtig sind?«
    Ihr Blick blieb an mir hängen. Erschrocken zuckte ich zurück. Durch die Tür, vor der sie stand, würden mich keine zehn Engel bringen. Leonie verzog das Gesicht und nickte Paul zu. Bestimmt schob er mich zur Seite.
    »Na, dann mal los«, sagte Leonie, schüttelte ihre Locken zurück, bereitete sich auf den nächsten Kampf vor und verschwand durch die versiegelte Tür. Anscheinend stellte Engelsmagie für einen echten Engel kein Hindernis dar. Eine Minute später kamen sie zurück.
    »Ihr könnt kommen, wir werden erwartet«, erklärte sie mit einem breiten Grinsen.
    Wieder bildete ich das Schlusslicht. Ob ich wollte oder nicht, ich musste da

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