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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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es aus, schnappte Pauls Hand und presste die Fledermausspinne zwischen ihn und die spitze Wand. Paul erledigte den Rest.
    Susans Nägel bohrten sich in meinen Unterarm. »Wag es nicht noch einmal, mich anzufassen, oder ich werde dafür sorgen, dass du durch die Prüfung fällst«, flüsterte sie an meinem Ohr, so dass nur ich es hören konnte.
    Niemand bemerkte ihre Feindseligkeit. Ein schwarzer Hagelsturm aus Fledermausspinnen prasselte auf uns nieder. Noch bevor sie Lisa erreichten, schubste ich sie zwischen Susan und mich, um sie vor den Flatterviechern zu beschützen, und befahl ihr, Paul hinterherzurennen. Auch wenn ich mich nicht in einen Engel verwandeln würde, die anderen brauchten Platz für ihre Flügel.
    Unzählige Kratzer und Bisswunden später erreichten wir endlich einen Raum, der groß genug war, dass die Prüflinge zu Engeln werden und ihre Schwerter hervorzaubern konnten. Paul warf mir ein paar der explosiven Kaugummigeschosse aus seinem MacGyver-Gürtel zu, mit denen er die Spinnenflatterer in den schmalen Gängen in Schach gehalten hatte.
    »Versuch, sie zu treffen«, rief er, während sein silberweiß funkelndes Schwert die bissigen Wesen zurückdrängte.
    Ich kämpfte weiter mit Händen und Füßen, schob Lisa gegen die Wand hinter mir und schirmte ihren Körper mit meinem ab. Den explosiven Geschossen traute ich nicht, auch wenn meine Möglichkeiten, meinen Protegé zu beschützen, verglichen mitdenen der Engel, begrenzt waren. Präzise führten sie ihre Schwerter. Sie wussten genau, wo sie die Spinnenflatterer treffen mussten. Dennoch hinterließen die Zähne der bisswütigen Biester deutlich mehr Spuren als bei unserer ersten Begegnung.
    Paul warf mir eine Tube mit orangegelbem Inhalt zu, nachdem die letzte Flatterspinne verschwunden war. »Sei sparsam«, bat er, während er Susans Wunden versorgte.
    Lisa trug die Bisse mit Fassung, ebenso wie meine ungeschickte Behandlung. Paul hatte Susan und sich versorgt, noch bevor ich mit Lisa fertig war. Obwohl ich mich bemühte, nur wenig Paste auf ihre Wunden zu tupfen, war am Ende fast die Hälfte der Tube leer. Erschrocken drehte ich mich um, so dass Paul nicht sehen konnte, wie ich Luftcreme auf meine Bisswunden auftrug.
    »Warum hab ich eigentlich keine Heilsalben mitbekommen?«, beschwerte ich mich, als ich ihm die Tube zurückgab.
    »Aron hat dir die Basics beigebracht, wie Drogen und Gifte zu erkennen. Zu lernen, welche Mixtur du wann und wo einsetzen musst, dauert Jahre. Die falsche Tinktur und anstatt zu heilen, fällt dein Arm ab.«
    Sebastian schüttelte sich vor Lachen. »Glaub nicht die Hälfte von dem, was er dir erzählt. Und du, Paul, solltest ihr noch weniger vertrauen.« Er war ernst geworden. Seine blaugrünen Augen sahen mich vorwurfsvoll an. »Hältst du freiwillig still, oder muss Paul dich festhalten?« Pauls verletzter Gesichtsausdruck, als Sebastian seine Tube mit orangegelber Paste zückte und meine Arme freilegte, schmerzte mehr als alle Bisswunden zusammen.
    Bei unserer Suche in dem verschlungenen Labyrinth trafen wir nicht nur auf weitere Spinnenflatterer, sondern auch auf andere Prüflinge. Die meisten hatten Bisswunden wie wir, Kratzer und Schürfwunden hatten alle. Ungeschoren kam niemand durch die Kristallgänge. Wir schlossen uns zusammen. Gemeinsam ließ sich ein Angriff schneller abwehren. Konkurrenz unterden Schulen gab es heute nicht mehr. Der Sonnenuntergang stand kurz bevor.
    Die Zusammenarbeit schenkte uns Zeit. Sackgassen, die wir oder die anderen bereits kannten, sparten wir aus. Schließlich erreichten zweiunddreißig abgekämpfte Prüflinge und Protegés das Zentrum des Labyrinths. Über fünfzig Edelsteinsockel – mehr als zwei Drittel von geheimnisvoll leuchtenden Kristallkugeln erhellt – thronten unter einer gigantischen Kuppel. Zusammengesetzt aus tausendundeinem Kristall, funkelte der Raum atemberaubend schön in der untergehenden Sonne.
    Leonie erweckte das Licht in unserer Kugel zum Leben. Warm glühte der braunmelierte Stein unter ihren geschundenen Händen und brachte unser Lockenköpfchen zum Strahlen. Ihre Prüfung war zu Ende. Sie und Erika erhielten als Erste das begehrte Ticket für den Ball der Engel.

Kapitel 30
Untergetaucht
    D ie Zahl der Engelprüflinge hatte sich stark dezimiert. Nicht alle hatten das Labyrinth gefunden und ihre Kugel zum Leuchten gebracht, ehe das Kristallgebilde sich in Luft auflöste. Ebenso wie die glücklichen Gewinner des Tages fehlten sie beim Abendessen.

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