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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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wieder auf einen breiten Kanal. Selbstbewusst führte Sebastian uns durch eine freundlichere Gegend. Seiner Meinung nach Richtung San Polo.
    Ich war nicht so überzeugt wie er. Nach meinen Berechnungen hätte die Sonne uns ins Gesicht und nicht auf den Rücken scheinen müssen – aber mein Orientierungssinn war ziemlich dürftig. Und dass die Gestalten, die hier herumlungerten, nicht gerade vertrauenerweckend wirkten, störte offenbar nur mich.
    Paul hielt sich zurück – sicher, um einen Streit zu vermeiden. Er würde erst einschreiten, wenn er wusste, wo wir uns befanden.Dass auch er keine Ahnung hatte, beunruhigte mich. Das Willkommen-bei-Sanctifer rückte näher. Sebastians »Hab ich es euch nicht gesagt? Da vorn liegt San Polo!« bewahrte mich davor, weiter über meine Zukunft nachzugrübeln.
    Mein Instinkt riet mir, die von einer unsichtbaren Membran versperrte Straße nicht weiterzugehen. Mein Wille, die Prüfung zu bestehen, half mir, die mit Engelsmagie verschlossene Pforte zu überwinden. Wieder ging ich als Letzte. Auch dieses Mal bemerkte keiner, wie ich beinahe kollabierte. Sebastian, Leonie und Paul waren zu beschäftigt – und unsere Protegés zu erschrocken. Sebastian lag falsch. Anstatt auf einem Platz standen wir in einem riesigen, halbüberfluteten Gewölbe.
    Die Erinnerung an meine Gefangenschaft im Schloss der Engel riss mich aus der Wirklichkeit. Zu spät reagierte ich, als ein schattenhaftes Wesen auf mich zuflatterte. Eine Mischung aus Fledermaus und Spinne starrte mich mit gelben Augen an, stieß einen spitzen Schrei aus und verbiss sich in meiner Hand.
    Ich heulte auf vor Schmerz, als sich meine Spangen unter den scharfen Zähnen aktivierten. Blut tropfte in das nach verwestem Fisch stinkende Wasser und lockte ein weiteres Geschöpf an. Wie die Fledermausspinne besaß es acht Beine. Jedes davon aber mit sich verästelnden Haaren bestückt, so dass das Wesen mit den drei Schlangenköpfen schnell wie ein Wasserläufer über die Oberfläche gleiten konnte.
    Sebastian und Leonie kämpften gegen drei dieser kindgroßen Wesen. Paul wurde von zwei angegriffen. Acht weitere eilten übers Wasser zu uns herüber, dazu gesellten sich unzählige von diesen mausgroßen Flattertieren, die über unseren Köpfen schwebten.
    Paul, Leonie und Sebastian kämpften in Engelsgestalt. Wie bei allen Schutzengeln schimmerten ihre Flügel in hellem Weiß, was die grünschwarze Schicht an der Decke des Gewölbes ingespenstisches Licht tauchte. Im Gegensatz zu mir besaßen die ausgebildeten Engel Waffen, wie Aron und Christopher – aus dem Nichts gezauberte Engelsschwerter.
    Panik überfiel mich. Womit sollte ich kämpfen? Mich wie die Protegés hinter ihren Rücken zu verstecken ging ja wohl nicht, sonst hätte ich mich gleich bei Sanctifer melden können. Die einzige Waffe, die ich besaß, waren meine Klauen – und die konnte ich nicht benutzen!
    Ich fluchte, als die Krallen nach außen drängten, während ich vergeblich versuchte, die Flatterspinne, die sich in meine Hand verbissen hatte, abzuschütteln. Ihre Zähne bohrten sich tiefer und verstärkten den Schmerz. Unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, taumelte ich zurück hinter die schützende Linie von Sebastian, Paul und Leonie.
    Susan zwang ihren Mund zu einer geraden Linie, als sie sah, dass ich mich versteckte. Ob sie sich ein Lachen verkniff oder wütend war, weil ich meinen Protegé nicht beschützte, konnte ich nicht erkennen. Ihre kalt aufleuchtenden, blauen Augen halfen mir trotzdem – Sanctifers Blick spiegelte sich in ihnen wider. Ich war nicht wehrlos, auch wenn ich mich gerade so fühlte. Ekin hatte mir das Kämpfen beigebracht. Auch ohne Klauen konnten Hände zu einer Waffe werden.
    Trotzig riss ich die Fledermausspinne von meinem Handrücken, weigerte mich, den Schmerz zu spüren und umzukippen, verstärkte die Linie, die unsere Protegés vor den Monstertieren beschützte, zielte mit meiner unverletzten Hand auf einen der schlangenförmigen Köpfe – und traf.
    Während meine Mitstreiter die Untiere köpften oder, wie ihre flatternden Verwandten, mit dem Schwert in die Flucht schlugen, trat und boxte ich wie besessen nach allem, was mir zu nahe kam. Das Ergebnis war dasselbe. Entweder sie versanken in dem modrigen Wasser, oder sie suchten das Weite.
    Als nur noch ein paar Spinnenflatterer übrig waren, gab Pauldas Kommando zum Rückzug. Er musste mich zweimal ansprechen. Zu sehr war ich aufs Kämpfen fixiert.
    Sebastian und Leonie

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