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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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durch. Noch auf der Schwelle fing Paul mich auf, bevor meine Beine unter mir wegknickten. Ich schüttelte ihn ab, als seine Engelsmagie zu fließen begann.
    »Lass das! Mir geht’s gut«, fauchte ich wütend.
    »Abgesehen davon, dass du beinahe zusammengebrochen wärst?«
    »Das meine ich nicht.«
    »Dann erklär’s mir.«
    »Deine Engelsmagie. Ich brauch nicht noch mehr davon.«
    »Aber …« Paul erblasste und wich vor mir zurück. Nur daran erkannte ich, dass nicht er seine Energie abgab, sondern ich sie ihm entzog.
    »Es … ich wusste nicht … Paul, bitte, das war keine Absicht.« Ich war genauso schockiert wie er.
    »Du machst das nicht zum ersten Mal?!«
    »Ich mache das nicht!«, erklärte ich wütend. »Ich … es … es passiert einfach. Und ja: Gestern auf dem Markusplatz, als sich meine Spangen aktivierten. Allerdings dachte ich da, dass du sie mir gibst.«
    Pauls Stirn legte sich in Falten. »Aber du wurdest davon nicht wütend, sondern ruhiger.«
    »Ja. Sie … deine Energie hat mir geholfen«, gestand ich verwirrt.
    »Dann werde ich in Zukunft besser aufpassen, bei welcher Gelegenheit ich dich anfasse und wann lieber nicht.«
    Paul schenkte mir ein Lächeln. Anstatt zurückzugrinsen und einen dummen Witz zu machen, blieb ich sprachlos. Wie konnte er es nur so locker nehmen, dass ich ihm seine Engelsenergie entzogen hatte?
    Über die breite, geschwungene Treppe, die hinter der Fassade des barocken Palastes verborgen lag, erreichten wir San Polo, wo ein maskierter Engel uns erwartete.
    »Ihr seid spät dran«, begrüßte er uns. »Bis Sonnenuntergang habt ihr Zeit, den Kristall zu finden. Dann verschwindet das Labyrinth, und ihr geht leer aus. Trotzdem: viel Erfolg.«
    Vor uns ragte ein funkelndes Gebilde aus tausend kristallinen Scherben in den blassrosa Himmel. Jadegrün, Bernsteinbraun, Schieferschwarz, Bergkristallweiß, Rosenquarzrosa schimmerten mit hundert anderen Edelsteinen in der tiefstehenden Sonne um die Wette. Wir hatten die mit Hilfe von Engelsmagie geschaffene Unterstadt verlassen und standen auf dem oberirdischen Platz von San Polo, der seinem Original in Venedig ebenso ähnelte wie das Schloss der Engel dem Internat.
    »Ein Kristalllabyrinth«, seufzte Leonie. »Sind wir heute nicht schon genug umhergeirrt?!«
    »Immerhin ist es hier nicht so düster wie in den Tunneln«, versuchte Erika ihren Schutzengel aufzumuntern.
    »Das wird es aber, wenn wir hier noch lange rumstehen.« Sebastian drängte zur Eile. »Dort drin eine kleine braune Kugel zu suchen wird sicher nicht einfach.«
    Schon einen Eingang zu finden kostete wertvolle Zeit. Erst als Leonie auf die Idee kam, das Kristallgebilde zu überfliegen, hatten wir Erfolg.
    »Wir müssen von oben rein«, erklärte sie. »Sollen wir dich hochfliegen, oder kletterst du?«
    »Danke, ich klettere.« Auch ohne Susans genervten Blick fühlte ich mich mies.
    Lisa überraschte uns, als sie ihre nagelneuen Flügel ausbreitete – natürlich konnte sie damit fliegen. Begleitet von Sebastian und Hannes blieb sie in meiner Nähe, damit ich meinen Protegé im Auge behalten konnte. Im Grunde völliger Schwachsinn. Wenn sie in der Luft angegriffen wurde, konnte ich ihr sowieso nicht helfen. Außerdem war ich ausgelastet. Die Kristalle waren glatt, rutschig und an vielen Stellen scharfkantig. Ich schlitzte mir mehr als nur die Jeans auf. Paul sah mich fragend an, als er das Blut an meiner Hose bemerkte.
    »Nur ein paar Kratzer«, sagte ich und lief an ihm vorbei. Gut, dass er meine Hände nicht gesehen hatte.
    Im Inneren des Kristalllabyrinths erfuhren auch die anderen, was es hieß, spitzen Kristallzacken auszuweichen. Fliegen konnte in den niedrigen Gängen nichts, das größer war als eine Maus. Die gab es hier allerdings massenhaft: altbekannte Fledermausspinnen.
    Aus Ritzen, schmalen Gängen und hinter Vorsprüngen kamen sie scharenweise hervorgeflattert. Susan schrie und schlug wild um sich, als die erste sich in ihren Haaren festkrallte, um ihr in die Schädeldecke zu beißen. Paul – ohne Schwert, da er sich in dem schmalen Gang nicht verwandeln konnte – packtedas schiefmäulige Untier. Das Biest war clever. Seine nadelspitzen Zähne durchbohrten Pauls Handgelenk und bissen sich fest. Er presste die Zähne zusammen, drängte Susan weiter und versuchte, die Krallen der Flatterspinne aus ihren Haaren zu ziehen.
    Ich stand am nächsten. Ohne nachzudenken, griff ich in Susans Haare, suchte das Büschel, an dem das Vieh sich festklammerte, riss

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