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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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nicht das Recht, mit meinen Gefühlen zu spielen.«
    »Du drohst mir?« Arons Pupillen verfärbten sich zu schwarzem Grau.
    Ich ballte meine Hände zu Fäusten, bereit, ihn mir vom Leib zu halten. Er reagierte sofort und verwandelte sich zum Engel. Schillernd helle, weiße Flügel versperrten mir den Weg ins Schloss. Es gab nur noch ihn und mich – und meinen Frust über seine Überlegenheit.
    Um aufzugeben, war ich schon zu weit gegangen. Ich wollte zurückschlagen. Ihm heimzahlen, dass er mich abstürzen ließ, meine Ängste provozierte, um seine Macht zu demonstrieren. Meine Faust schnellte nach vorn. Aron fing sie ab. Seine Hand umfasste meine Finger und hielt sie in der Luft gefangen.
    »Dazu bist du noch zu schwach. Aber ein bisschen Training würde dir helfen, dich besser zu kontrollieren.«
    Sein Gesicht war meinem ganz nah. Ausweichen konnte ich nicht. Er hatte mich zur Brüstung zurückgetrieben, so dass mir keine Möglichkeit zur Flucht blieb. Doch das wollte ich auchgar nicht – sollte er mich doch k. o. schlagen oder über die Mauer werfen, wenn das seinem Ego half.
    »Aron! Was hast du vor?!«
    »Misch dich nicht ein!«
    Hinter Arons Flügeln entdeckte ich Christopher. Zorniges Jadegrün blitzte in seinen Augen.
    »Geh! Jetzt sofort!« Arons scharfer Befehlston ließ Christopher zurückweichen.
    Mein Selbstvertrauen schwand, als Christopher mich allein ließ. Er stand auf Arons Seite. Meine Wut erlosch und hinterließ einen bitteren Nachgeschmack. Bis dahin hatte ich fest daran geglaubt, bei Christopher Schutz zu finden, egal was passierte. Jetzt wankte mein Vertrauen – und fiel in sich zusammen.
    Aron hatte keine Mühe, mich zu überwältigen. Ich leistete keinerlei Widerstand. Wozu auch? Gegen Engel war ich machtlos. Er brachte mich auf mein Zimmer und ging. Er wusste, dass mir die Kraft fehlte, um zu fliehen.
    Geschlagen legte ich mich aufs Bett und starrte in den azurblauen Himmel. Er war viel zu schön für den Tag, an dem ich erfuhr, kein Mensch zu sein. Ich schloss die Augen und wünschte mir, weinen zu können.
    Aron blieb gnadenlos. Er bestand auf meinem Frische-Luft-Spaziergang . Schweigend trottete ich neben ihm den Weg am See entlang. Zum Streiten war ich viel zu ausgelaugt – Aron störte das nicht.
    »Vielleicht sollte ich mit dir auf den See paddeln und dich von Bord werfen.«
    »Damit die Totenwächterin deinen Job übernehmen kann?«
    »Nein. Damit du endlich aufwachst.«
    »Tu dir keinen Zwang an. Ich werde dich nicht daran hindern.«
    »Das solltest du aber!« Aron schnappte mich am Ellbogen, damit ich stehen blieb und ihn ansah.
    Ich presste meinen Arm dichter an meinen Körper, um meine Hand freizubekommen. Er gab nach und ließ mich los.
    »Seit Generationen ist es keinem Geistdämon mehr gelungen, den Prüfungen der Totenwächter zu widerstehen. Niemand weiß, ob sie noch so gefährlich sind wie früher.«
    »Hast du geschlafen, während ich dich angegriffen habe?«
    »Nein, aber …« Aron brach ab. »Verflucht! Ekin. Das habe ich völlig vergessen!«
    Auch ich roch das Sommergewitter und hörte ein helles Klingen – vielmehr spürte ich es. Wie Wellen durchdrang es meine Haut, wurde stärker und schwächte sich dann wieder ab.
    »Was ist das?«, fragte ich, als eine neue Woge meinen Körper zum Vibrieren brachte.
    »Was genau meinst du?«
    »Das … diese Schwingungen.«
    Aron betrachtete mich für den Bruchteil einer Sekunde zu lange – irgendetwas hatte ich falsch gemacht. Als er mitbekam, dass ich sein Zögern bemerkte, versuchte er, mich abzulenken.
    »Nichts. Nur Ekin – und Christopher. Sie trainieren nachmittags, wenn sie freihaben.«
    Christopher hatte frei?! Obwohl ich wusste, wie dämlich es war, flammte Eifersucht in mir auf. Heiß schoss sie in meinen Magen und brachte ihn zum Brodeln.
    »Stehen wir hier noch lange rum? Oder gehen wir heute noch weiter?«
    Aron warf mir einen eigenartigen Blick zu. »Warum? Hast du keine Lust, Christopher zu sehen?«
    »Doch. Brennende. Aber ich will ihn nur ungern stören.«
    Aron schien das Motiv, warum ich von hier wegkommen wollte, zu kennen. Offenbar bereitete es ihm heute ein diebisches Vergnügen, mich leiden zu sehen – zumindest deutete ich das plötzlich um seine Mundwinkel spielende Zucken so.
    »Dann musst du dich wohl überwinden.« Er packte wiedermeinen Ellbogen und drängte mich zu der flachen Erhebung hinter dem Schloss. Erst als ich Christopher sehen konnte, gab er mich frei.
    Auf dem Hügel, wo früher die

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