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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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auseinanderstrebenden Schüler, und nutzte die erste Lücke, um zu entkommen – sollten sie mir doch alle hinterherjagen!

Kapitel 17
Geprüft
    M ein Herz hämmerte wild – nicht bloß aufgrund der paar Schritte, die ich zwischen mich und die Engel gebracht hatte. Und es schlug nicht nur schnell, es schmerzte.
    Im Schloss der Engel war ich glücklich gewesen – hatte Christopher und seine Liebe gefunden. Jetzt lief ich davon, auf der Suche nach einer Zuflucht. Doch wo sollte die sein? Im Reich der Totenwächterin? Oder bei Sanctifer?
    Ich wurde langsamer und blieb stehen. Zurück nach Hause konnte ich nicht mehr, und die Welt der Engel war mir fremd. Dennoch war ich mir sicher, dass es niemanden gab, der einer Kreatur wie mir Unterschlupf gewähren würde. Sicherheit gab es für mich nur bei Christopher.
    Andererseits, Aron versuchte wenigstens aus mir so etwas wie einen Engel zu machen – auch wenn ich mit seinen Methoden nicht klarkam. Er kümmerte sich um mich, vierundzwanzig Stunden am Tag. Warum sollte er das tun, wenn ihm nichts an mir lag – oder zumindest an seiner Aufgabe? Außerdem gab es hier jemanden, der mich vermissen würde – falls er jemals wieder zurückfand.
    Ich atmete tief durch, verdrängte meine Zweifel und beruhigte meine aufgewühlten Gefühle, die mir rieten, die Engel zu verlassen. Auch wenn ich niemals einer von ihnen sein würde, sie hatten mich aufgenommen, duldeten meine Anwesenheit und versuchten, mich zu unterstützen – einige von ihnen jedenfalls.
    Ich wagte einen Blick in die Menge. Knapp dreihundert Augenpaarewaren auf mich gerichtet. Niemand sprach, während die Lücke, durch die ich entkommen war, sich zu einer Schneise weitete, die vor Aron endete. Umrahmt von blütenweißen Flügeln thronte er inmitten seiner Schüler und schaute mir mit einer Zuversicht entgegen, die mir Mut machte. Sein Wesen strahlte voller Wärme und Sanftmut. Nichts war geblieben von dem tyrannischen Antreiber, der mich um den See gejagt hatte. Der Aron, den ich ganz am Anfang kennenlernen durfte, war zurückgekehrt.
    Als ginge von Aron eine unbekannte Macht aus, zog es mich zu ihm zurück. Das Gefühl, ihm vertrauen zu können, wuchs, je näher ich ihm kam. Dass der Kreis sich enger um mich zog, störte mich nicht – meine Wut auf sie war verschwunden. Aron hatte genau auf diesen Punkt hingearbeitet. Er hatte mich über die Kante getrieben, damit ich erkannte, wo ich hingehörte. Damit ich aufgeben und wieder zurückfinden konnte.
    Doch als ich das Samtkissen in Coelestins Händen sah, wusste ich, dass die Prüfung noch nicht zu Ende war. Arons Blick ruhte auf mir, als Coelestin ihm das Kissen übergab. Harmlos lag der Dolch, der so viel Wut in mir ausgelöst hatte, auf dem dunkelgrünen Untergrund. Rot wie das Blut, das er vergossen hatte, leuchtete der Rubin an seinem Heft.
    »Nimm den Dolch, und lass uns sehen, wer du wirklich bist.« Arons klangvoll über die Wiese tönende Stimme löste Gänsehautfeeling aus.
    Auch ich bekam welche – allerdings vor Angst. Aron wollte den Dämonendolch in meiner Hand sehen. Er baute darauf, dass ich stark genug war, seiner Macht zu entsagen. Doch war ich das wirklich? Hatte ich mir nicht vor ein paar Minuten noch gewünscht, ihn zu besiegen und alle, die mich verachteten, niederzustrecken?
    Arons Vertrauen in mich war stärker als mein eigenes. Dennoch hatte ich die Entscheidung allein getroffen und war zu denEngeln zurückgekehrt. Ich blickte mich um mit der Befürchtung, Argwohn und Angst in den Gesichtern der Engelschüler zu sehen. Doch ich fand etwas anderes. Gespannte Erwartung, Zuversicht. Sie glaubten an mich, an die Fähigkeit meiner Engelsseele, das dunkle Wesen in mir zu besiegen. Für sie war ich die Bestätigung, dass das Gute das Böse bezwingen konnte.
    Völlig verunsichert erreichte ich Aron und streckte meine zittrigen Finger nach der dämonischen Waffe aus. Meine unter der Haut verborgenen Klauen begannen zu brennen. Jeden Augenblick konnten sich die Spangen aktivieren. Der Schatten meines Dämonenerbes würde mich ewig verfolgen – genau wie bei Christopher.
    Ich presste meine kalten Lippen aufeinander, nahm all meinen Mut zusammen und legte meine Finger vorsichtig um das edelsteinbesetzte Heft. Die unerwartet mächtige Energiewelle erschreckte mich zutiefst, zerrte an meiner Engelsseele und stärkte den Teil in mir, der ich nicht sein wollte. Ich kämpfte, zwang den Schatten zurück und den Drang, den Dolch in das Herz des Engels zu

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