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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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und genetische Untersuchu n gen. Wir haben keine Zeit mehr, großartig Daten zu sammeln. Ist Ihnen klar, daß diese Frau heute gestorben ist? Sie ist g e storben, während die Familie Gifford beerdigte!«
    »Kannten Sie sie?«
    »Nein. Aber ich weiß, daß sie fünfunddreißig Jahre alt war, von Natur aus zurückgezogen lebte und als Spinnerin galt. Ihre Großmutter Lauren Mayfair hielt nicht viel von ihr. Ja, ich bin ziemlich sicher, daß sie heute nachmittag zu ihr ging, um sie rundheraus zu schelten, weil sie nicht bei der Beerdigung ihrer Cousine war.«
    »Na, da hatte sie jedenfalls eine gute Entschuldigung, nicht wahr?« sagte Lark. Sofort tat es ihm leid. »Gott, wenn ich doch nur den geringsten Hinweis darauf hätte, wo Rowan ist.«
    »Was für ein Optimist Sie sind«, sagte Lightner erbittert. »Wir haben eine Menge Hinweise, nicht wahr, aber sie lassen alle nicht vermuten, daß Sie oder ich Rowan Mayfair je wieders e hen oder mit ihr sprechen werden.«

 
11

    Die Nachricht erwartete ihn, als er sein Ticket nach New Orl e ans abholte. Rufen Sie sofort London an.
    »Yuri, Anton will Sie sprechen.« Es war keine Stimme, die er kannte. »Er möchte, daß Sie in New York bleiben, bis Erich Stolov kommt. Erich kann sich morgen nachmittag dort mit Ihnen treffen.«
    »Aus welchem Grund?« fragte Yuri. Wer war diese Frau? Er hatte die Stimme noch nie gehört, und doch redete sie, als kenne sie ihn.
    »Er meint, Sie würden sich besser fühlen, wenn Sie mit Stolov sprechen.«
    »Besser? Besser als was?«
    Was ihn anging, so hatte er Stolov nichts zu sagen, was er nicht schon zu Anton Marcus gesagt hatte.
    »Wir haben Ihnen ein Zimmer reserviert, Yuri«, sagte die Frau. »Ein Zimmer im St. Regis. Erich meldet sich morgen nachmi t tag bei Ihnen. Sollen wir Ihnen einen Wagen schicken? Oder nehmen Sie ein Taxi?«
    Yuri überlegte. In knapp zwanzig Minuten würde die Airline seinen Flug aufrufen. Er warf einen Blick auf das Ticket. Er wußte nicht, was er dachte oder fühlte. Sein Blick wanderte durch die weitläufige Flughafenhalle und über das bunte Treiben der Passagiere. Koffer, Kinder, rundschultriges Personal in Uniform. Zeitungen in einem dunklen Plastikkasten. Flugh ä fen der Welt. An seiner Umgebung hätte er nicht erkannt, ob er in Washington DC oder in Rom war. Keine Spatzen. Das bedeutete, er war nicht in Kairo. Aber es hätte Frankfurt sein können oder L. A.
    Inder, Araber, Japaner gingen an ihm vorbei. Und die zahllosen unklassifizierten Individuen, die ebenso gut Kanadier, Amerikaner oder Briten wie Australier, Deutsche oder Franzosen sein konnten – wer wollte das wissen?
    »Sind Sie noch da, Yuri? Bitte gehen Sie ins St. Regis. Erich will mit Ihnen sprechen und Sie persönlich über den neuesten Stand der Ermittlungen informieren. Anton ist sehr besorgt.«
    Ah, das war es – der versöhnliche Tonfall, der den Eindruck erwecken sollte, er habe keinen Befehl mißachtet, sei nicht einfach davon spaziert. Die seltsame Vertraulichkeit und Höflichkeit einer Person, die er nicht einmal kannte.
    »Anton brennt darauf, mit Ihnen zu sprechen«, sagte sie. »Er wird betrübt sein, wenn er erfährt, daß Sie angerufen haben, während er weg war. Erlauben Sie mir, ihm zu sagen, Sie se i en ins St. Regis gegangen. Wir können Ihnen einen Wagen besorgen. Das ist kein Problem.«
    Als ob er das nicht wüßte. Als hätte er nicht schon tausendmal ein Flugzeug, tausendmal ein Auto genommen, als wäre er nicht schon in tausend Hotelzimmern abgestiegen, die ihm der Orden besorgt hatte. Als wäre er kein Deserteur…
    Nein, hier stimmte etwas nicht. Sie waren niemals grob, ni e mals, aber so sprachen sie nicht mit Yuri, der ihre Gewohnheiten genau kannte. War das der Tonfall für die Wahnsinnigen, die das Mutterhaus ohne Erlaubnis verließen? Für Leute, die nach Jahren des Gehorsams, des Engagements und der Gefolgschaft plötzlich einfach zur Tür hinausgingen?
    Sein Blick verharrte bei einer Gestalt – einer Frau, die hinten an der Wand stand. Turnschuhe, Jeans, Wolljacke. Unauffä l lig, bis auf das kurze dunkle Haar. Zurückgebürstet, ziemlich hübsch. Kleine Augen. Sie rauchte eine Zigarette, hielt aber die Hände in den Taschen, so daß die Zigarette zwischen i h ren Lippen hing. Sie sah ihn an. Und er verstand. Verstand nur teilweise, aber es genügte. Er senkte den Blick und murmelte, er werde es sich überlegen, ja, und wahrscheinlich werde er ins St. Regis gehen und dann von dort aus wieder anrufen.
    »Oh,

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