Tanz der Hexen
Südstaatenfrühstück zu sich genommen. Wenn er nach Hause käme, würde er le r nen müssen, wie man diese Grütze zubereitete. Und der Z i chorienkaffee war ein komisches Zeug – schmeckte beim ersten Mal grauenhaft, und dann konnte man nicht mehr da r auf verzichten.
Aber diese Mayfairs trieben ihn zum Wahnsinn. Er war nun schon zwei Tage hier und hatte noch nichts zustandegebracht. Er saß auf der langen, goldfarbenen Samtcouch, einem sehr bequemen L-förmigen Ding, hatte den Fußknöchel aufs Knie gelegt und kritzelte in seinem Notizbuch, während Lightner nebenan irgendein Telefongespräch führte. Lightner war wirklich müde gewesen, als er ins Hotel zurückgekommen war. Vermutlich, dachte Lark, würde er jetzt lieber oben in seinem eigenen Zimmer ein bißchen schlafen. Und ein Mann in di e sem Alter sollte das auch hin und wieder tun; man konnte sich nicht einfach Tag und Nacht vorantreiben, wie Lightner es tat. Lark hörte, wie Lightner die Stimme hob. Die Person am and e ren Ende der Leitung, in London oder sonst wo, ärgerte ihn.
Natürlich war es nicht die Schuld der Familie, daß Gifford Ma y fair so unerwartet gestorben war und daß die letzten Tage ausschließlich auf Totenwache, Beerdigung und eine nachhaltige Trauer verwandt worden waren, deren Ausmaß Lark im Leben noch selten erlebt hatte.
Lark war aus lüsterner Neugier gestern zur Totenwache gegangen. Er konnte sich nicht vorstellen, wie Rowan Mayfair mit diesen seltsamen, gesprächigen Südstaatlern gelebt hatte, die gleichermaßen begeistert über die Lebenden wie die Toten plauderten. Und was für eine hübsche, gutbetuchte Sippe sie waren. Anscheinend fuhren sie alle BMW oder Jaguar oder Porsche. Die Juwelen sahen auch echt aus. Und zur genet i schen Mischung gehörte gutes Aussehen, was immer sonst noch drinnen stecken mochte.
Dann der Ehemann – alle schienen ihn zu beschützen, diesen Michael Curry. Der Mann sah durchaus normal aus; ja, er sah ebenso gut aus wie alle ändern. Gut genährt, gut gepflegt. Bestimmt nicht wie ein Mann, der soeben einen Herzanfall erlitten hatte.
Aber Mitch Flanagan an der Westküste war gerade dabei, Cu r rys DNS zu analysieren, und er meinte, sie sei extrem sonderbar und ebenso ungewöhnlich zusammengesetzt wie Rowans. Flanagan hatte es »geschafft« – wie es das Kepli n ger Institute immer schaffte -, die Unterlagen über Michael Curry zu bekommen, ohne daß der Mann es wußte oder g e nehmigt hatte.
Aber Flanagan hatte sich seit gestern abend nicht mehr gemeldet. Irgendeine Maschine speiste Lark mit ein paar dürren Worten ab und lud ihn auf gewohnte Weise ein, eine Nummer zu hinterlassen. Lark gefiel das überhaupt nicht. Wieso hielt Flanagan ihn hin? Lark wollte Curry treffen. Er wollte mit ihm sprechen und ihm bestimmte Fragen stellen.
Es machte Spaß, durch die Kneipen zu ziehen, und all das – er hatte gestern nach der Totenwache zu viel getrunken -, und heute abend würde er mit zwei Medizinerfreunden aus Tulane, zwei grandiosen Säufern, bei Antoine’s essen gehen, aber jetzt hatte er Geschäfte zu erledigen, und nachdem Mrs. Ryan Mayfair jetzt begraben war, konnten sie damit vielleicht anfa n gen.
Er hörte auf mit seinem Gekritzel, als Lightner ins Zimmer kam.
»Schlechte Neuigkeiten?« fragte er.
Lightner setzte sich in seinen gewohnten Sessel, drückte sich die gekrümmten Finger ans Kinn und dachte einen Augenblick lang nach, bevor er antwortete.
»Nun«, sagte Lightner, »ich bin in einer heiklen Lage. Anscheinend war es Erich Stolov, der sich in Florida Giffords Kleidung hat geben lassen. Er war auch hier. Er hat ihre alten Sachen im Bestattungsinstitut abgeholt. Und jetzt ist er wieder weg, und wir haben überhaupt nicht miteinander darüber gesprochen.«
»Aber er ist ein Mitglied Ihrer Bande.«
»Ja.« Aaron zog eine leicht sarkastische Grimasse. »Er ist ein Mitglied meiner Bande. Und nach Auskunft des neuen Gen e raloberen lautet die Anweisung der Ältesten, ich habe ›diesen Teil‹ der Untersuchung nicht in Frage zu stellen.«
»Und was hat das alles zu bedeuten?«
Lightner wurde sehr still. Dann blickte er auf.
»Sie haben kürzlich etwas von genetischen Untersuchungen an der gesamten Familie erwähnt. Wollen Sie versuchen, dieses Thema bei Ryan zur Sprache zu bringen? Ich denke, es wäre nicht zu früh, wenn Sie es gleich morgen früh versuchen würden.«
»Oh, ich bin durchaus dafür. Aber es ist ihnen klar, worauf sie sich da einlassen würden. Ich meine, im
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