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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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sprach. »Ich mag die Kälte nicht. Ich weiß noch nicht, ob ich hungrig bin oder nicht. Rowan muß essen; Rowan ist schwach, und sie riecht krank…«
    Die erotischste aller Empfindungen hatte sie geweckt; sein Mund an ihrer Brust saugte so fest an ihrer Brustwarze, daß es beinahe weh tat. Sie hatte geschrien, die Augen geöffnet und seinen Kopf dort gefühlt und seine Finger auf ihrem Bauch, während er saugte und saugte. Ihre Brust war hart und voll; auch die linke, die sie selbst in der Hand hielt, fühlte sich an wie aus Marmor.
    Für einen Augenblick war sie in Panik geraten. Sie hatte um Hilfe schreien wollen. Sie hatte ihn beiseite gestoßen und ihm versichert, sie werde gleich etwas zu essen für sie beide bestellen. Nach diesem Anruf hatte sie weitertelefonieren wo l len.
    »Wozu?« hatte er wissen wollen. Sein Babygesicht war bereits ein wenig länglicher geworden, und seine blauen Augen wirkten nicht mehr so rund, als ob die Lider sich ein Stückchen senkten und natürlicher aussahen.
    Er hatte ihr den Telefonhörer aus der Hand gerissen. »Ruf niemanden an.«
    »Ich will wissen, ob es Michael gut geht.«
    »Das ist ohne Bedeutung. Wohin werden wir gehen? Was werden wir tun?«
    Sie war so müde, daß sie kaum die Augen offen halten kon n te. Er hob sie mühelos hoch, trug sie ins Bad und sagte, er müsse den Geruch von ihr abwaschen – den Geruch von Krankheit und Geburt und Michael. Vor allem von Michael, seinem »Vater wider Willen«. Von Michael, dem Iren.
    Und irgendwann, als sie in der Badewanne einander gegenübersaßen, überkam sie einen Augenblick lang ein grenzenloses Grauen. Es war, als sei mit ihm das Wort im absoluten Sinne Fleisch geworden; er starrte sie an, und sein Gesicht war auf eine gesunde, rosige Weise rund und hell wie das e i nes Säuglings, seine Augen blickten sie staunend an, und seine Lippen kräuselten sich zu einem überirdischen Lächeln. Er hatte kein Haar auf der Brust. Fast hätte sie wieder ang e fangen zu schreien.
    Das Essen war gekommen. Er wollte wieder ihre Milch, und er hielt sie im Bad fest und saugte an ihr, tat ihr weh, bis sie au f schrie.
    Die Kellner nebenan würden es hören, sagte sie, und er solle aufhören. Er wartete, bis das Klappern der silbernen Kuppeln vorüber war. Dann saugte er heftig an ihrer anderen Brust; es war ein vollkommenes Gleichgewicht zwischen Schmerz und Lust, dieses brennende, kribbelnde Gefühl, das von ihren Brustwarzen ausstrahlte, vom Schmerz in ihren Brustwarzen. Sie flehte ihn an, behutsam zu sein.
    Er erhob sich auf allen vieren über ihr im Wasser, und sein Schwanz war dick und leicht gekrümmt. Er hielt ihr den Mund zu und schob ihr sein Organ zwischen die Beine. Sie war wund von der Geburt, aber sie schlang ihm die Arme um den Hals, und es war, als müsse sie sterben vor Lust.
    In Frotteemäntel gehüllt, lagen sie auf dem Boden und taten es wieder und wieder. Schließlich rollte er sich auf den Rücken und redete von der endlosen Dunkelheit und dem Gefühl des Verlorenseins und von Mary Beth und ihrer warmen Glut. Von Marie Claudette und ihrem machtvollen Feuer. Von Angel i ques Strahlen und Stellas schwindelerregendem Glanz. Seine Hexen, seine Hexen! Er erzählte, wie er sich immer um S u zannes Körper gesammelt und ihr Schaudern gespürt und gewußt hatte, was sie fühlte; jetzt aber habe er ein klares und separates Empfinden ganz für sich, und das sei unendlich viel machtvoller, süßer, reicher. Das Fleisch, sagte er, sei den Preis des Todes wert.
    »Glaubst du, du wirst sterben wie jeder andere auch?« fragte sie.
    »Ja«, sagte er und schwieg, aber nur für einen Moment. Dann begann er zu singen oder zu summen oder beides in selts a mer Mischung hervorzubringen und damit Melodiefetzen zu imitieren, die ihr bekannt vorkamen.
    Sie untersuchte seine Zähne. Sie waren makellos, und er ha t te so viele wie ein erwachsener Mensch. Natürlich gab es ke i ne Anzeichen von Abnutzung oder Verfall. Seine Zunge war sehr weich, aber er konnte diese Untersuchungen nicht sehr lange ertragen. Er brauchte Luft! Sie wisse gar nicht, sagte er, wieviel Luft er brauche – und er riß die Fenster auf.
    »Erzähle mir von den ändern«, sagte sie. »Erzähl mir von S u zanne und von Donnelaith«, sagte sie.
    »Donnelaith«, sagte er und fing an zu weinen; er könne sich nicht erinnern, sagte er, was vorher gewesen sei, nur daß es Schmerz war, irgend etwas, eine Schar gesichtsloser Wesen, und als Suzanne seinen Namen gerufen hatte, war

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