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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Stühlen heruntergeholt.
    Sie hatten erzählt, nach seiner Heimkehr habe er nur eine ei n zige Anordnung gegeben: Dieser Doppelsalon solle umgestaltet werden. Stellt Juliens Sachen hier unten hin. Es soll ganz anders aussehen.
    Klang plausibel. Offensichtlich hatte er alle Spuren von Rowan austilgen wollen; die Räume, in denen sie ihre glücklichsten Augenblicke verbracht hatten, sollten nicht mehr existieren. Ein paar der Stühle waren ausgeblichen, und hier und da war das Holz abgesplittert. Und der Teppich lag unmittelbar auf dem Kiefernholzboden; dünn und seidig sah er aus.
    Vielleicht waren die anderen Möbel auch alle voll Blut gewesen. Niemand hatte Mona genau erzählen wollen, was pa s siert war. Überhaupt wollte niemand außer Onkel Julien ihr viel erzählen. Und in ihren Träumen war sie selten so traumge i stesgegenwärtig, Onkel Julien Fragen zu stellen. Onkel Julien redete und redete nur, oder er tanzte und tanzte.
    Jetzt steht kein Victrola hier im Zimmer. Was für ein Glück wäre es gewesen, wenn sie es mit all diesem anderen Kram heruntergebracht hätten. Aber das hatten sie nicht getan. Sie hatte auch niemanden davon reden hören, daß sie ein Victrola gefunden hatten.
    Das Zimmer war immer noch schön. Es hatte Spaß gemacht, sich nachmittags auf das große weiche Sofa fallen zu lassen; von dort aus konnte man alle Spiegel sehen, die beiden we i ßen Marmorkamine gegenüber, den einen links, den anderen rechts, und die beiden Türen direkt auf der anderen Seite, die zu Deirdres Veranda hinausführten. Ja, hatte Mona gedacht, ein guter Aussichtsposten, und immer noch ein bezauberndes Zimmer. Manchmal tanzte sie auf dem blanken Fußboden des Doppelsalons in der Amelia Street, und dann träumte sie von Spiegeln, träumte davon, ein Vermögen mit Investmentfonds zu verdienen, mit Geld, das sie sich von Mayfair und Mayfair leihen würde.
    Gebt mir nur noch ein Jahr, dachte sie; ich werde den Markt knacken, und wenn ich dann nur einen einzigen Spieler in di e ser verknöcherten Anwaltsfirma finde…! Es hatte keinen Sinn, sie jetzt zu bitten, das Haus in der Amelia Street in Schuß zu bringen. Die uralte Evelyn hatte Zimmerleute und Arbeiter stets weggeschickt. Sie liebte ihre »Ruhe«. Und welchen Sinn hatte es auch, ein Haus in Schuß zu bringen, in dem Patrick und Alicia ständig nur betrunken herumhingen und die uralte Evelyn wie ein Möbelstück dasaß?
    Mona hatte ihren eigenen Bereich, wie es hieß: das große Schlafzimmer oben mit Blick auf die Avenue. Und dort hatte sie auch ihre Computerausrüstung, alle ihre Disketten und Ordner und Bücher. Ihr Tag würde kommen. Und bis dahin hatte sie nach der Schule jeden Tag reichlich Zeit, um Aktien, Anleihen, Schuldverschreibungen und dergleichen zu studi e ren.
    Ihr eigentlicher Traum war es, einen eigenen Investmentfonds zu leiten, der Mona eins heißen sollte. Sie würde nur Mayfairs einladen, sich daran zu beteiligen, und jedes Unternehmen, in das der Fonds investierte, würde sie auf der Basis von Kriter i en des Umweltschutzes handverlesen.
    Mona wußte aus dem Wall Street Journal und aus der New York Times, was los war. Unternehmen, die sensibel für den Umweltschutz waren, machten das große Geld. Jemand hatte eine Mikrobe erfunden, die ausgelaufenes Erdöl fraß und e i nem sogar die Heizung blitzblank putzte, wenn man sie darin losließ. Das war der Trend der Zukunft. Mona eins würde unter den Investmentfonds zu einer Legende werden, wie Fidelity Magellan oder Nicholas II. Mona hätte jetzt schon anfangen können, wenn jemand das Risiko mit ihr eingegangen wäre. Wenn sich nur das Reich der Erwachsenen endlich auftun wollte, nur ein ganz kleines Stückchen, um sie hereinzulassen!
    Onkel Ryan war interessiert, ja, amüsiert und erstaunt und verwirrt, aber riskieren wollte er nichts. »Studier nur weiter«, hatte er gesagt. »Aber ich muß sagen, ich bin beeindruckt von deinen Marktkenntnissen. Woher weißt du dieses ganze Zeug?«
    »Willst du mich veralbern? Woher du es auch weißt«, hatte sie erwidert. »Aus dem Journal und aus Barron’s, und weil ich jederzeit tagsüber und nachts online gehe und mir die neu e sten Statistiken herhole.« Sie hatte von dem Modem in ihrem Computer gesprochen und von den vielen Bulletin Boards, die sie anwählen konnte. »Willst du mitten in der Nacht etwas über irgendwelche Papiere wissen? Dann ruf nicht in der Fi r ma an. Ruf mich an.«
    Onkel Ryan war fasziniert gewesen, so müde er auch vom Mardi Gras

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