Tanz der Hexen
zu heiraten.
Und bald wurde mir klar, daß sie Angst davor hatte, zu heiraten. Natürlich hatten meine Mutter und ich ihr erzählt, was wir konnten. Und sie war entsetzt gewesen. Sie wollte kein Kind bekommen, da sie fürchtete, daß die böse Saat sich fortpflanzen könne. »Ich werde als Jungfrau sterben«, erklärte sie mir, »und das ist das Ende. Es wird keine Hexen mehr geben.«
»Was sagst du dazu?« fragte ich Lasher.
»Gelächter«, war seine knappe Antwort. »Sie ist ein Mensch. Menschen sehnen sich nach Gesellschaft, und sie sehnen sich nach Kindern. Es stehen viele Cousins zur Wahl. Sieh dir die an, die das Mal tragen. Sieh dir die an, die sehen können.«
Und das tat ich. Ich führte Katherine jeden Mayfair mit Hexentalenten vor, was immer es nützen mochte. Sie war ein verträumtes, süßes Kind. Sie widersprach nie.
Aber dann ereignete sich das Unvorstellbare.
Es fing unschuldig genug an. Sie wollte ein Haus in der Stadt. Ich sollte den irischen Architekten Darcy Monahan beauftragen, es ihr zu bauen, in der Faubourg, einem Vorort, in dem alle Amerikaner sich niedergelassen hatten.
»Du mußt verrückt sein«, sagte ich. Freilich, mein Vater war Ire gewesen, aber ich hatte ihn nie gekannt. Ich war Kreole und sprach immer nur Französisch. »Warum sollten wir dort oben wohnen, wo all diese lauten Amerikaner sind? Kaufleute und solches Pack?«
Ich kaufte ein Stadthaus in der Rue Dumaine von Darcy; er hatte es für einen Mann gebaut, der bankrott gegangen war und sich eine Kugel in den Schädel gejagt hatte. Ab und zu sah ich den Geist dieses Mannes, aber er störte mich nicht. Er war wie Marie Claudettes Geist, kraftlos und unfähig, sich mitzuteilen.
Ich bezog dort meine Wohnung und beschaffte eine luxuriöse Einrichtung für Katherine. Nicht gut genug. Da sagte ich: »Also gut, dann kaufen wir eben das Grundstück zwischen der Chestnut Street und der First Street, und dort bauen wir einen großartig-grauenvollen griechischen Tempel ganz nach deinem Geschmack. Nur zu. Tobe dich aus. Was kümmert es mich?«
Darcy machte sich sogleich an die Entwürfe und erbaute das Haus, in dem ich jetzt stehe. Ich verschmähte es, aber Lasher kam, beugte sich über meine Schulter, nahm meine Gestalt an und wurde wieder zu dem braunhaarigen Mann, der er am liebsten war.
»Mach es voller Muster«, sagte er. »Mach es voller Ornamente und Formen. Mach es schön.«
»Das mußt du Katherine sagen«, drängte ich, und der Dämon gehorchte; er pflanzte ihr diese Gedanken in den Kopf, lenkte sie in ihren Planungen, und sie war arglos wie eh und je.
»Es wird ein großes Haus werden«, sagte der Dämon, als wir zusammen in die Stadt fuhren; er nahm Gestalt an, um aus der Kutsche zu steigen und am Tor stehen zu bleiben. »In diesem Hause werden Wunder geschehen.«
»Woher weißt du das?«
»Ich sehe es jetzt. Ich sehe den Weg. Du bist mein geliebter Julien.«
Was mochte das heißen? Aber ich steckte zu tief in der Arbeit, als daß ich viel hätte darüber nachdenken können, das war sicher. Ich stürzte mich in meine Geschäfte, in den Landerwerb, in meine Auslandsinvestitionen, und ich bemühte mich insgesamt, Katherines Pläne für dieses amerikanische Haus aus meinen Gedanken zu verbannen und sie zurück ins French Quarter zu locken, damit sie dort mit mir speiste, sooft es möglich war.
Und wie Sie wissen, verliebte sie sich in Darcy! Ja, es war Lasher, der mir die Verschwörung offenbarte. Ich war auf dem Weg in die Vorstadt, denn Katherine war nicht nach Hause gekommen; es gefiel mir nicht, daß sie noch blieb, wenn die Bauleute gegangen waren, und allein mit diesem bösen Iren in dem halbfertigen Haus herumstromerte.
Lasher versuchte mich abzulenken. Erst wollte er sich unterhalten. Dann wollte er ein neues Opfer haben, um hineinzufahren.
»Nicht jetzt«, sagte ich. »Ich muß Katherine suchen.«
Und schließlich nahm er Menschengestalt an und vollbrachte seinen übelsten Trick; er erschreckte den Kutscher, so daß er uns von der Nyades Road hinunter in den Straßengraben fuhr, wo ein Rad brach. Wenig später saß ich am Straßenrand und kochte vor Wut.
Aber ich begriff jetzt, daß der Dämon mich nicht in die Stadt fahren lassen wollte.
Also versuchte ich am nächsten Abend, ihn abzulenken. Ich beauftragte ihn, ein paar seltene Münzen aufzutreiben, die ich haben wollte, und dann ritt ich allein auf meiner Stute los und sang dabei die ganze Zeit, damit er nicht in meine Nähe kommen und meine
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