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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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nicht, wie er das alles erklären sollte.
    Er hörte, wie die Tür hinter ihm aufging, und sah erleichtert, daß es Lightner war. Lightner hatte eine Akte in der Hand. Er sah angespannt und müde aus, und ungefähr so verstört wie am Nachmittag im Auto auf dem Weg hierher.
    Es war, als sei das alles Jahrhunderte her. Inzwischen war Flanagan gestorben.
    Sie gingen zusammen ins Konferenzzimmer. Wie ruhig diese Leute aussahen, wie unglaublich ruhig. Männer wie Frauen hatten rotgeweinte Augen, und alle trugen sie Anwaltskleidung aus weißer Tropenwolle und Oxford-Tuch.
    »Nun, das sind… das sind sehr beunruhigende Neuigkeiten«, begann Lark. Er spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht strömte, und legte die Hände auf die Lehne des Lederstuhls. Er wollte sich nicht hinsetzen. In den Fenstern gegenüber sah er ein beunruhigendes Spiegelbild seiner selbst. Die Lichter der Stadt schimmerten verwaschen dahinter.
    »Das gesamte Material ist verschwunden«, sagte Ryan ruhig und ohne Vorwurf.
    »Ich fürchte ja. Dr. Flanagan ist… tot, und sie finden die Aufzeichnungen nicht. Außerdem hat jemand… und ich begreife beim besten Willen nicht…«
    »Wir verstehen schon«, sagte Ryan. »Das gleiche ist gestern nachmittag in New York passiert. Sämtliche genetischen Unterlagen wurden entwendet. Desgleichen im Genetischen Institut in Paris.«
    »Nun, dann bin ich in großer Verlegenheit«, sagte Lark. »Sie haben lediglich mein Wort, daß diese Kreatur existiert und daß die untersuchten Blut- und Gewebsproben dieses mysteriöse Genom aufweisen…«
    »Wir verstehen schon«, sagte Ryan.
    »Ich würd’s Ihnen nicht verdenken, wenn Sie mich hochkant aus diesem Büro werfen und mir verbieten würden, je wieder südlich der Linie Mason-Dixon aufzukreuzen«, sagte Lark. »Ich würd’s Ihnen nicht verdenken, wenn…«
    »Wir verstehen schon«, sagte Ryan, und zum ersten Mal zwang er sich zu einem eisigen Lächeln. Er machte eine beruhigende Geste. »Die unverzüglich vorgenommenen, oberflächlichen Obduktionen bei Edith und Alicia Mayfair haben ergeben, daß beide eine Fehlgeburt hatten. Das Gewebe ist abnormal. Selbst in diesem frühen Stadium deutet alles darauf hin, daß alles stimmt, was Sie uns über das Material, das Sie erhalten hatten, berichtet haben. Ich danke Ihnen für all Ihre Hilfe.«
    Lark war völlig verdattert.
    »Ist das alles?«
    »Wir werden natürlich für Ihren Zeitaufwand und für alle Ihre Spesen aufkommen…«
    »Nein, ich meine – Moment mal, was haben Sie denn vor?«
    »Nun, was würden Sie vorschlagen?« fragte Ryan. »Sollten wir eine Pressekonferenz einberufen und den überregionalen Medien mitteilen, daß ein genetischer Mutant mit zweiundneunzig Chromosomen unsere Frauen jagt, sie zu schwängern versucht und dabei anscheinend umbringt?«
    »Ich werde das nicht auf sich beruhen lassen«, sagte Lark. »Es paßt mir nicht, daß jemand sich für mich ausgibt! Ich werde herausfinden, wer es war und wer…«
    »Sie werden es nicht herausfinden«, sagte Aaron.
    »Soll das heißen, es war einer von Ihren Leuten?«
    »Wenn ja, dann werden Sie es niemals beweisen können. Und wir alle wissen, daß es einer von meinen Leuten gewesen sein muß, nicht wahr? Niemand sonst wußte, daß diese Arbeit bei Keplinger im Gange war. Niemand außer Ihnen und dem verstorbenen Dr. Flanagan. Und Mayfair und Mayfair, nachdem Sie es ihnen mitgeteilt hatten. Vielmehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ich denke, wir müssen Sie jetzt sicher in Ihr Hotel bringen. Ich denke, ich muß jetzt der Familie helfen. Es ist wirklich eine Familienangelegenheit.«
    »Sie haben den Verstand verloren.«
    »Nein, ganz und gar nicht, Dr. Larkin«, sagte Lightner, »und ich möchte Sie bitten, mit Gerald und Carl Mayfair im Hotel zu bleiben. Sie warten draußen, um Sie zurückzubringen. Verlassen Sie bitte nicht das Hotel. Bleiben Sie in Ihrer Suite, bis Sie von mir hören.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß jemand versuchen könnte, mir etwas zu tun?
    Ryan machte eine ruhige, höfliche kleine Geste, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    »Dr. Larkin, wir haben eine Menge zu tun. Dies ist eine große Familie, und es ist schon ein ziemlich großer Aufwand, alle zu erreichen. Und um fünf hatten wir einen weiteren Todesfall in der Gegend von Houston.«
    »Wer war es?« fragte Aaron.
    »Clytee Mayfair«, sagte Ryan. »Sie wohnte nicht sehr weit von Lindsay entfernt. Und sie starb übrigens fast zur selben Zeit. Bitte, Dr. Larkin, gehen Sie jetzt in

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