Tanz der Hexen
Musik und den Geschmack für sie. Sie versuchte, sich zu schütteln und in den Augenblick zurückzukehren. Dieses kleine Haus im Wald; er und sie allein auf dem Boden. Alle Tänzer waren fortgegangen. Er hatte es mit ihr tun wollen. Und danach dann das bißchen Blut da unten, als sie hingefaßt hatte. »Es ist einfach gestorben.«
»Was, Darlin’?«
»Das Baby. Ich kann mit Menschen keins machen. Nur mit Vater.«
»Ho, ho, Honey! Das behalte mal lieber für dich!«
Sie wußte nicht, was er damit meinte. Aber er war glücklich. Er war sanft. Er fand sie schön. Das brauchte er nicht zu sagen; sie sah es in seinen Augen. Mit oder ohne Musik, sie sah die Anbetung in seinen Augen. Und er liebte ihren Geruch; er gab ihm das Gefühl, jung zu sein.
Er zog sie auf die Beine. Der Eiskarton fiel auf den Boden. Es war ein gutes Gefühl, in seinen Armen zu sein und sich zu wiegen, hin und her und hin und her. Wie eine Glocke, die alle Leute hinunter ins Glen rief. Hörst du sie läuten? Die Teufelsglocke? Hörst du sie läuten?
Er drückte sie an sich, und ihre Brüste schmerzten an seiner Brust. Ein seltsames, prickelndes Gefühl.
»Oh, du hast Milch in mir gemacht«, flüsterte sie. Sie wich zurück und bemühte sich, den Kopf von der Musik zu befreien. »Schau.« Sie griff an ihr Hemd, riß die Knöpfe auf und kniff sich in die Brustwarze.
Tröpfchen von dünner Milch. Es würde ihr nicht helfen, ihr eigene Milch zu trinken. Sie sehnte sich nach Mutter, sehnte sich danach, zu stillen. Und schau, weil er das winzige Baby gemacht hatte, das in ihr gestorben war, hatte er auch bewirkt, daß sie Milch in sich hatte. Na, das würde auch wieder weggehen, zumal wenn er aufhörte, es mit ihr zu tun. Aber wenn nicht? Auch gut. Wenn sie mit Vater am Anfang zusammenkäme, würde sie Milch brauchen – Brüste, schwer von Milch. Aus ihrem Schoß würden all die Kinder kommen, schöne, hungrige Kinder, bis das Glen wieder bevölkert wäre wie einst, nachdem sie von der Insel vertrieben worden waren.
Sie drehte sich um, sank auf die Knie und hob die Milchflasche auf. Die Musik hätte sie fast umgeworfen. Beinahe wußte sie nicht mehr, wo oben und wo unten war.
Sie trank und trank, bis nichts mehr da war.
»Juii, Honey, du trinkst wirklich gern Milch!«
»O ja, sehr gern«, sagte sie. Dann erinnerte sie sich nicht mehr, was sie gesagt hatte. Die Musik. Dreh die Musik leiser.
Er drückte sie wieder zu Boden. »Laß es uns noch mal tun, Honey.«
»Okay, aber ich werde wieder ein bißchen bluten.« Ihre Brüste schmerzten ein wenig. Aber das war wahrscheinlich in Ordnung. »Ein Baby können wir nicht machen, denk daran.«
»Versprochen, Sweetheart. Oh, du bist das süßeste kleine Mädchen, das süßeste kleine Ding, das ich je… je… gekannt habe.«
33
Die Konferenz im Esszimmer begann um ein Uhr. Die Schwestern hatten Michael versprochen, ihn zu rufen, wenn sich die leiseste Veränderung zeigen sollte.
Das Eßzimmer brauchte um diese Tageszeit kein künstliches Licht. Die Sonne flutete durch die Südfenster und selbst durch die zur Straße gerichteten Nordfenster. Die Wandgemälde von Riverbend zeigten unendlich viel mehr Details als jemals im Licht der Kronleuchter. Eine sterlingsilberne Kaffeekanne blinkte auf dem Büffet. Extrastühle in großer Zahl standen zurückgeschoben an der weißlackierten Sockelleiste.
Als die Familie in etwas unbehaglichem Schweigen am ovalen Tisch Platz genommen hatte, sprach zunächst der Arzt.
»Rowans Zustand ist stabil. Sie nimmt die flüssige Nahrung gut auf. Ihr Kreislauf hat sich gebessert. Die Flüssigkeitsausscheidung ist in Ordnung. Ihr Herz ist kräftig. Mit einer Genesung ist nicht zu rechnen. Aber es ist Michaels Wunsch, diesen Fall so zu behandeln, als werde Rowan in der Tat wieder genesen. Wir sollten alles tun, um Rowan zu stimulieren und es ihr so angenehm wie möglich zu machen. Das bedeutet: Musik im Zimmer, vielleicht Filme, Fernsehen, Radio – auf alle Fälle Gespräche über vernünftige Themen in ruhiger Form. Rowans Glieder werden täglich bewegt werden; man wird ihr Haar pflegen und modisch frisieren. Man wird ihr die Nägel maniküren. Man wird sie so liebevoll pflegen, als wäre sie bei Bewußtsein. Sie kann sich das Allerbeste leisten, und das Allerbeste wird sie bekommen.«
»Aber sie könnte aufwachen«, unterbrach Michael. »Es könnte passieren…«
»Ja«, sagte der Arzt. »Möglich ist es immer. Aber es ist ganz und gar nicht
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