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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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»wenn ihr von Teufeln und Geistern redet.«
    »Wir haben es mit einem Mann zu tun«, sagte Ryan. »Mit einem Mann, der spricht und geht und sich kleidet wie andere Menschen auch. Wir verfügen über beträchliches Indizienmaterial, das darauf hinweist, daß er Rowan entführt und gefangengehalten hat. Es gibt im Augenblick keinen Grund, chemisches Beweismaterial ins Spiel zu bringen.«
    »Mit anderen Worten, wir halten die Blutproben unter Verschluß«, sagte Mona.
    »So ist es«, sagte Ryan. »Wenn dieser Mann gefaßt ist, können wir mit weiteren Einzelheiten der Geschichte herausrücken. Und der Mann selbst wird der lebende Beweis für unsere Vorwürfe sein. Aber jetzt hat Aaron noch ein paar Dinge zu sagen.«
    Michael sah, daß Aaron die Situation nicht genoß. Er hatte die ganze Zeit schweigend neben Beatrice gesessen, die schützend die Finger um seinen Arm gelegt hatte. Er war feierlich in Dunkelblau gekleidet, ganz wie die übrige Familie, als habe er seinen alten Tweed-Stil abgelegt. Er sah nicht mehr aus wie ein Engländer, sondern wie ein Südstaatler, fand Michael. Aaron schüttelte den Kopf, als wolle er ihnen auf diese Weise schon sagen, wie bekümmert er war. Dann sprach er.
    »Was ich zu sagen habe, wird Sie nicht überraschen. Ich habe meine Verbindung zur Talamasca beendet. Mitglieder unseres Ordens haben – wie es scheint – Dinge getan, die das Vertrauen der Familie mißbraucht haben. Ich bitte Sie alle, die Talamasca nunmehr als feindliche Partei zu betrachten und mit niemandem, der mit ihr in Beziehung zu stehen behauptet, zusammenzuarbeiten.«
    »Es war nicht Aarons Schuld«, sagte Beatrice.
    »Interessant, daß du das sagst«, antwortete Fielding. Er war die ganze Zeit über ebenso schweigsam wie Aaron gewesen, und seine Stimme verlangte wie immer nach unverzüglicher Aufmerksamkeit. Sein brauner Anzug mit den rosafarbenen Nadelstreifen sah ebenso alt aus wie er selbst. Anscheinend stand er im Begriff, das Privileg der sehr Alten auszuüben – exakt das zu sagen, was er dachte.
    »Es ist Ihnen klar«, sagte er zu Aaron, »daß dies alles mit Ihnen angefangen hat, nicht wahr?«
    »Das ist nicht wahr«, sagte Aaron ruhig.
    »Doch, es ist wahr«, sagte Fielding. »Sie standen in Kontakt zu Deirdre Mayfair, als sie mit Rowan schwanger wurde. Sie haben…«
    »Dies ist unangemessen und kommt zu einem schlechten Zeitpunkt«, unterbrach Ryan in gleichmütigem, aber kompromisslosem Ton. »Diese Familie stellt über jeden, der mit ihr durch Eheschließung oder oft auch nur durch beiläufige gesellschaftliche Ereignisse in Beziehung tritt, ihre Nachforschungen an. Dieser Mann wurde – so ungern ich das hier eingestehe – gründlich von uns durchleuchtet, als er herkam. Er hat mit dem, was geschehen ist, nichts zu tun. Er ist das, was er zu sein angibt: ein Forscher, der die Familie beobachtet hat, weil er Zugang zu bestimmten historischen Dokumenten über sie hatte, und darüber hat er von Anfang an peinlichste Offenheit walten lassen.«
    »Bist du da sicher?« fragte Randall. »Die Geschichte der Familie, wie wir sie kennen – ist die Geschichte, die dieser Mann uns erzählt hat. Es ist die Akte der Talamasca über die Mayfair-Hexen, wie sie unverschämterweise betitelt ist. Und jetzt finden wir uns in Ereignisse verstrickt, die in den Kategorien dieser Akte einen Sinn ergeben.«
    »Das ist lächerlich«, sagte Lauren leise. »Willst du andeuten, daß Aaron Lightner für die Ereignisse verantwortlich ist, die er dokumentiert hat? Du lieber Himmel, hast du denn keine Erinnerung an das, was du selbst gesehen und gehört hast?«
    Ryan schaltete sich ein. »Carlotta hat die Talamasca in den fünfziger Jahren gründlich durchleuchtet«, sagte er. »Und ihre Nachforschungen waren kaum von Sympathie getragen. Sie hat juristische Ansatzmöglichkeiten gesucht, die Organisation zu attackieren. Aber sie hat keine gefunden. Es gibt keine in der Talamasca wurzelnde finstere Verschwörung gegen uns.«
    Lauren ergriff erneut das Wort, so entschlossen, daß sie die anderen Stimmen, die sich Gehör verschaffen wollten, übertönte.
    »Es bringt uns absolut nichts ein, diese Frage weiter zu verfolgen«, sagte sie. »Unsere Aufgaben sind einfach. Wir kümmern uns um Rowan. Und wir finden diesen Mann.« Sie sah die anderen an, einen nach dem ändern. »Die historischen Unterlagen der Talamasca«, fuhr sie fort, »waren bei der Erforschung unserer Familiengeschichte von unschätzbarem Wert für uns. Alles, was sich

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