Tanz der Hexen
ohne Erfolg. Sie waren fort, hatten nur einen Schimmer hinterlassen.
Ich bin geboren. Ich bin Fleisch! Ich lebte und atmete wieder. Das Dunkel war vertrieben, und selbst der weiche Schnee ringsumher war Teil der lebendigen Welt, und schau! der Himmel dort oben: ein Blau, das kein Maler einzufangen vermochte, und dann das tiefe Glen, das sich vor uns dehnte, als wir aus den Bergen herunterkamen – sieh dort, die große Kirche!
Der Schnee fiel in kleinen, weichen Flocken. Ich war so sehr daran gewöhnt, zu frieren, daß ich vergessen hatte, es zu verabscheuen. Ich war bezaubert von dem, was ich sah.
»Hülle dich fester in dein Wollzeug«, sagte mein Vater. »Wir reiten in die Burg, denn das ist unser Heim.«
Ich wollte dem Pfad zur Burg hinauf nicht folgen. Lieber wollte ich in die Stadt hinunter. Es war eine große Stadt damals; ihr könnt es euch nicht vorstellen. Sie hatte nichts zu tun mit dem kleinen, erbärmlichen Dorf, das später auf ihren Ruinen wuchs. Sie hatte Mauern und Befestigungsanlagen, und darin wohnten Bürger und Kaufleute und Geldverleiher, und sie hatten die große Kathedrale! Und überall in der Umgebung, sagte mein Vater, wohnten Bauern auf einem fetten Boden, der jetzt zwar von Schnee bedeckt war, aber gute Ernten schenkte und feiste und gesunde Schafe ernährte.
In den Bergen jenseits davon lagen andere Festungen, in denen geringere Häuptlinge, loyal gegen Donnelaith, unter unserem Schutz in Frieden lebten.
Rauch stieg auf aus Hunderten Kaminen, die sich im Ring der Stadtmauer drängten, und von den Wehrtürmen, die weit verstreut und kaum sichtbar im Hochwald standen. Die Luft war schwer vom köstlichen Duft aus zahllosen Küchen.
Und dort, inmitten der Stadt, erhob sich die massige Kathedrale weithin sichtbar über Häuser und Mauern. Der Schnee rutschte von spitzen gotischen Türmen und vom steilen Dach, und drinnen loderte ein helles Licht, so daß die großen Fenster von Myriaden von Farben und bezaubernden Mustern erfüllt waren.
»Vater, bitte laß mich dort hingehen!« flehte ich. Ich fühlte mich zu diesem Ort hingezogen, als wäre er mir vertraut. Aber ich kannte ihn doch gar nicht. Ich lechzte danach, ihn zu entdecken.
»Nein, mein Sohn, du kommst mit mir.«
Wir mußten in die Burg hinauf, hoch über dem See; hier war unser Heim.
Das Wasser dort unten war von Eis bedeckt, aber im Frühling, sagte mein Vater, würden die Kaufleute zu Hunderten anlegen, und auch die Lachsfischer. Am Ufer würden sich die Händler drängen, und Männer würden kommen, um Linnen gegen Wolle, Häute und Fische zu tauschen, die wir zu bieten hatten.
Die Burg bestand aus einer Kette runder Türme, nicht schöner als der ominöse Steinhaufen, in dem ich zur Welt gekommen war. Drinnen stellte ich fest, daß sie weniger luxuriös eingerichtet, gleichwohl aber von summendem Leben erfüllt war.
Die große Halle selbst hätte eine Höhle in den Bergen sein können, so ungeschlacht war ihre Ausschmückung – ein paar mächtige Bögen, eine Treppe -, aber sie war für ein großes Bankett ausstaffiert, und die Feen des Waldes hätten keine Kulisse schaffen können, die wärmer oder zauberhafter gewesen wäre.
Der Boden war über und über mit Grün bedeckt. Dicke Girlanden zierten die Wände rechts und links von der Treppe und die Steinbögen, die Platz dafür boten, und sie umkränzten den riesigen Kamin. Dicke Kiefernzweige lagen überall, duftend und schön, und auch Misteln und Efeu dienten als Schmuck, und dieses hübsche Immergrün kannte ich. Ich kannte die Namen.
Ich sah die Pracht, mit der man den Wald ins Haus geholt hatte. Dutzende von Kerzen flackerten an den Wänden und auf der ganzen Länge der Tafel, und eben brachte man Bänke für die Bankettgäste herauf.
»Setz dich an den Tisch«, sagte Vater, »und bleibe ruhig, was immer auch geschieht.«
Es schien, daß wir gerade rechtzeitig zum Bankett eingetroffen waren. Es war eines der zwölf Bankette zur Weihnachtszeit, und die ganze Sippe war zum Schmaus versammelt. Kaum hatten wir auf einer Bank am hinteren Ende Platz genommen, kamen Damen und Herren in prachtvollem Staat herein.
Dann schritt der Laird selbst die Treppe herunter, der Vater meines Vaters, Douglas, der große Earl von Donnelaith.
Er war ein weißhaariger Mann mit dicht beieinanderliegenden, sehr roten Wangen und einem weißen Vollbart. Er trug sein Tartan, das karierte Tuch, mit stolzem Schwung, und bei ihm waren drei schöne Frauen, seine Töchter, meine
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