Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
überlegte stumm einen Moment lang. Er verschränkte die Arme und schob die Unterlippe ein wenig vor. Er nahm abwesend die Brille ab, starrte ins Leere und setzte die Brille wieder auf, als könne er nicht denken, wenn er sie nicht auf der Nase hatte. Er starrte Lark eindringlich an.
    »Okay. Es ist so, wie Sie gesagt haben«, sagte er. »Oder wie Rowan gesagt haben soll.«
    Lark antwortete nicht. Aber er wußte, daß er sich seine Reaktion hatte anmerken lassen, ehe er es hatte verhindern kö n nen. Er biß sich auf die Zunge. Mitch sollte weiterreden.
    »Dieser Sprößling ist nicht Homo sapiens«, fuhr Mitch fort. »Ein Primat, ja, männlich, ja, Säuger, ja, fortpflanzungsfähig, mit einem Immunsystem wie Dynamit, und nach den letzten Tests scheint er ausgereift zu sein, aber das steht noch ke i neswegs fest. Und das Ding hat eine verblüffende Art, mit M i neralien und Proteinen umzugehen. Hat etwas mit seinen Knochen zu tun. Das Gehirn ist enorm. Hat aber mögliche r weise profunde Schwächen. Solange ich keine weiteren Tests machen kann, weiß ich es nicht.«
    »Beschreiben Sie mir, wie es aussieht.«
    »Allein auf der Grundlage von Röntgenbildern würde ich s a gen, es wiegt hundertfünfzig Pfund oder weniger, und als E n de Januar die letzten Tests vorgenommen wurden, war es eins fünfundneunzig groß. Zwischen den Röntgenbildern, die am achtundzwanzigsten Dezember in Paris gemacht wurden, und denen vom fünften Januar aus Berlin hat sich seine Größe bemerkenswert geändert. Zwischen dem fünfzehnten und dem siebenundzwanzigsten Januar hat keine Veränderung stattgefunden. Deshalb sage ich, daß es vielleicht ausgereift ist, aber ich weiß es nicht. Der Schädel ist nicht voll entwickelt, aber vielleicht entwickelt er sich einfach nicht weiter.«
    »Um wieviel ist es zwischen Dezember und Januar gewachsen?«
    »Um acht Zentimeter. Überwiegend in den Oberschenkeln; ein wenig Wachstum aber auch an den Unterarmen und geringfügig auch an den Fingern. Die Hände sind übrigens sehr lang. Der Kopf ist ein bißchen gewachsen. Nicht genug, um Aufmerksamkeit zu erregen, vermutlich. Aber er ist größer als ein normaler Kopf. Ein Wort von Ihnen, und ich zeige Ihnen auf dem Computer, was ich meine. Ich zeige Ihnen, wie es au s sieht, wie es sich bewegt…«
    »Nein, erzählen Sie’s mir nur. Was sonst noch?«
    »Was sonst noch?« wiederholte Mitch.
    »Ja. Was gibt es sonst noch?«
    »Genügt das nicht? Lark, Sie müssen mir das alles erklären. Wann wurden diese Untersuchungen durchgeführt? Das Material stammt aus Kliniken in ganz Europa. Wer hat diese Unte r suchungen gemacht?«
    »Rowan. Glauben wir. Die Familie arbeitet noch daran. Aber die Kliniken wußten nie, was da eigentlich vorging. Anscheinend hat Rowan sich mit diesem Wesen hineingeschlichen, die Röntgenaufnahmen gemacht und sich wieder hinausg e schlichen, ehe jemand merkte, daß eine unbefugte Ärztin auf dem Gelände war oder daß ihr männlicher Schützling übe r haupt kein Patient war. Ja, in Berlin kann sich niemand eri n nern, sie überhaupt gesehen zu haben. Nur aus dem comp u termäßig angelegten Datum und der Uhrzeit auf dem Röntge n film ist ersichtlich, daß sie da gewesen sein muß. Das gleiche gilt für die Gehirn-Scans, die EEGs und die Thallium-Streß-Tests. In Genf ist sie in die Klinik marschiert und hat dem L a bor selbst die Untersuchungen aufgetragen, die sie haben wollte. Aus naheliegenden Gründen – weißer Kittel, Autorität, spricht Deutsch – hat man nicht nachgefragt. Sie hat die R e sultate entgegengenommen und ist verschwunden.«
    »Muß unglaublich einfach gewesen sein.«
    »War es auch. Es waren lauter öffentliche Einrichtungen, und Sie kennen ja Rowan. Wer würde Rowans Autorität in Frage stellen?«
    »Allerdings.«
    »Die Leute in Paris, die sich an sie erinnern, erinnern sich ü b rigens sehr gut. Aber sie wissen nicht, woher sie kam und w o hin sie ging. Was ihren männlichen Freund betrifft, so war er ›groß und dünn, hatte langes Haar und trug einen Hut‹.«
    ›»Langes Haar‹. Dessen sind Sie sicher?«
    »So sicher, wie die Frau in Paris es den Detektiven der Fam i lie erzählt hat.« Lark zuckte mit den Achseln. »Als Rowan in Donnelaith gesichtet wurde, hatte sie ebenfalls einen großen, dünnen männlichen Begleiter mit langen schwarzen Haaren.«
    »Und seit dem Abend, an dem sie Ihnen das Zeug geschickt hat, haben Sie nichts mehr von ihr gehört?«
    »Richtig. Sie sagte, sie würde sich melden,

Weitere Kostenlose Bücher