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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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sobald sie kön n te.«
    »Was ist mit dem Anruf? Gibt es eine Bandaufnahme? Wer hat bezahlt?«
    »Sie sagte, sie sei in Genf. Und sie sagte, was ich Ihnen schon erzählt habe. Sie war verzweifelt darauf bedacht, mir das Material zukommen zu lassen. Sie wollte noch am selben Tag versuchen, es abzuschicken, und ich sollte es Ihnen bri n gen. Sie sagte, sie habe das fragliche Subjekt geboren. Das Fruchtwasser befand sich in den Handtuchfetzen. Ihr eigenes Blut, Sputum und Haar lagen zur Analyse ebenfalls bei. Sie haben diese Analysen hoffentlich gemacht.«
    »Darauf können Sie wetten.«
    »Wie konnte sie etwas gebären, das kein Mensch ist? Ich muß alles wissen, was Sie entdeckt haben, wie beliebig oder widersprüchlich es auch erscheinen mag. Morgen muß ich der F a milie das alles erklären. Und vorher brauche ich selbst eine Erklärung.«
    Mitchell ballte die rechte Faust und drückte sie auf den Mund, um ein leichtes Hüsteln zu unterdrücken. Er räusperte sich.
    »Wie gesagt, Homo sapiens ist es nicht«, begann er und sah Lark ins Gesicht. »Aber es sieht vielleicht aus wie Homo sapiens. Seine Haut ist viel plastischer – eigentlich findet man solche Haut nur bei menschlichen Föten, und anscheinend wird das Wesen diese Plastizität bewahren, aber das wird sich erst mit der Zeit herausstellen. Der Schädel scheint formbar wie der eines Säuglings zu sein, und auch das ist vielleicht von Dauer, aber das läßt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt unmöglich mit Sicherheit sagen. Bei den letzten Röntgenau f nahmen hatte er die weiche Stelle noch, die Fontanelle, und es gibt in der Tat Hinweise darauf, daß die Fontanelle daue r haft ist.«
    »Guter Gott!« sagte Lark. Unwillkürlich berührte er seinen e i genen Scheitel. Die Fontanellen von Babys machten ihn immer nervös! Aber Lark hatte auch keine Kinder; Mütter gewöhnten sich anscheinend daran, kleine Krabbler mit hautbedeckten Löchern im Schädel um sich zu haben.
    »Das Ding war übrigens nie ein konventioneller Fötus«, fuhr Mitch fort. »Die Zellen aus dem Fruchtwasser deuten darauf hin, daß es als vollentwickeltes, winziges männliches Wesen geboren wurde. Es hat sich wahrscheinlich mit bemerkenswerter Elastizität gestreckt und ist von der Mutter wegspaziert wie ein kleines Fohlen oder eine junge Giraffe.«
    »Eine totale Mutation«, sagte Lark.
    »Nein, dieses Wort müssen Sie sich gleich aus dem Kopf schlagen. Es ist keine Mutation. Es scheint sich um das Pr o dukt eines separaten und sehr komplexen Evolutionsproze s ses zu handeln. Das Endprodukt einer ganz anderen Serie von Zufallsmutationen und Entwicklungsstadien über ein paar Millionen Jahre hinweg. Wenn Rowan Mayfair es nicht geb o ren hätte – und auf Grund des Probenmaterials steht für mich fest, daß sie es getan hat -, dann hätten wir es, schätze ich, mit einem Wesen zu tun, das sich in absoluter Isolation auf irgendeinem unbekannten Kontinent entwickelt hätte, älter als Homo erectus oder Homo sapiens, sogar viel älter, und mit einem umfassenden Spektrum von genetischem Erbgut and e rer Spezies, das Menschen nicht besitzen.«
    »Andere Spezies?«
    »Genau. Das Ding ist seine eigene Evolutionsleiter hinaufgeklettert. Es ist nicht außerirdisch; es hat sich aus derselben Ursuppe entwickelt wie wir. Aber seine DNS ist viel komplexer. Wenn man seine Doppelhelix ausbreiten könnte, wäre sie zweimal so lang wie die eines Menschen. Das Wesen scheint, oberflächlich betrachtet wenigstens, auf der Leiter alle mögl i chen Ähnlichkeiten mit niederen Lebensformen mitgenommen zu haben, die wir Menschen nicht mehr besitzen. Ich habe gerade erst angefangen, das alles zu entschlüsseln. Das ist das Problem.«
    »Können Sie nicht schneller arbeiten? Können Sie nicht mehr herausfinden?«
    »Lark, das ist nicht nur eine Frage des Tempos. Wir fangen gerade erst an, das menschliche Genom zu verstehen – was Schrottgene sind und was echte. Wie sollen wir den Genotyp dieses Dings entschlüsseln? Es hat übrigens zweiundneunzig Chromosomen – doppelt so viele wie ein normaler Mensch. Die Beschaffenheit seiner Zellmembranen ist offensichtlich völlig anders als bei uns – aber inwiefern, das kann ich Ihnen nicht sagen, weil ich Ihnen nicht sehr viel über unsere eigenen Zellmembranen sagen kann. Die Grenzen dessen, was ich über dieses Wesen weiß, sind die Grenzen dessen, was ich über uns selbst weiß. Aber es ist nicht wie wir.«
    »Ich begreife immer noch nicht, warum es kein Mutant sein

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