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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Hexen gehalten, aber sie waren keine gewesen! Das auf den Rücken gedrehte Gesicht, das war Gaukelei und Illusion gewesen! Und als Folge davon waren sie gestorben.
    Oh, aber was war die größere Wahrheit? Was war die wahre Geschichte? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Ich mußte als Missionar nach England reisen, um dort gegen die protestantischen Irrlehren zu kämpfen und das Glen von Donnelaith zu suchen. Wenn ich die Burg finden könnte, die Kathedrale, das Fenster des Hl. Ashlar, dann würde ich wissen, daß ich mir das alles nicht nur eingebildet hatte. Und ich mußte die Clansleute finden. Ich mußte erfahren, was die Worte bedeuteten, die einst zu mir gesprochen worden waren: daß ich Ashlar sei, daß ich der sei, der wiederkomme.
    Fröstelnd wanderte ich allein über die Felder; sogar mein schönes Italien konnte um diese Zeit kalt sein. Aber erinnerte diese Kälte mich daran, wo ich geboren war? Es war ein feierlicher, schrecklicher Augenblick für mich. Ich hatte Italien nie verlassen wollen. Und wieder dachte ich an das, was mir der Priester in Donnelaith gesagt hatte: »Du hast die Wahl.«
    Konnte ich mich denn nicht dafür entscheiden, hier zubleiben, im Dienste Gottes und des Hl. Franziskus? Konnte ich die Vergangenheit nicht einfach vergessen? Was die Frauen anging, ich würde nie wieder eine anrühren, nie wieder. Es würde keine solchen Todesfälle mehr geben. Und was St. Ashlar anging, wer war denn dieser Heilige, der keinen Festtag im Kirchenjahr hatte? Ja – hier bleiben, im sonnigen Italien, hier an diesem Ort, der meine Heimat geworden war.
    Ein Mann folgte mir. Ich hatte ihn gleich gesehen, als ich die Stadt verlassen hatte, und jetzt kam er immer näher herangeritten, ein Mann, ganz in schwarzes Wolltuch gekleidet und auf einem schwarzen Pferd.
    »Darf ich dir mein Pferd anbieten, Pater?« fragte er. Es war der Akzent der holländischen Kaufleute. Ich kannte ihn; ich hatte ihn oft genug gehört, in Florenz und in Rom und überall, wo ich sonst gewesen war. Als ich aufschaute, sah ich sein rötlich-goldenes Haar und blaue Augen. Deutsch. Holländisch. Für mich war das alles ein- und dasselbe. Ein Mann aus einer Welt, in der die Ketzer gediehen.
    »Du weißt, daß du das nicht darfst«, erwiderte ich. »Ich bin Franziskaner. Warum folgst du mir? Ich habe dich schon in Florenz gesehen, und davor schon viele Male.«
    »Du mußt mit mir sprechen«, sagte er. »Du mußt mit mir kommen. Die ändern ahnen nichts von deiner geheimen Natur. Aber ich weiß, was sie ist.«
    Ich war entsetzt, als ich das hörte. Ein Schwert fiel herab, das eine Ewigkeit über meinem Haupt geschwebt hatte. Es verschlug mir den Atem. Ich krümmte mich vornüber, als sei ich geschlagen worden, und rannte so taumelnd weiter hinaus ins Feld. Das Gras war weich, und ich ließ mich fallen und bedeckte meine Augen vor der gleißenden Sonne.
    Er stieg ab und kam mir nach. Sein Pferd führte er am Zügel, und er stellte sich absichtlich zwischen mich und die Sonne, so daß ich die Hand von den Augen nehmen konnte. Er war kräftig gebaut, wie viele Nordeuropäer, und er hatte auch die dichten Brauen und die hellen Wangen dieser Leute.
    »Ich weiß, wer du bist, Ashlar«, sagte er auf italienisch mit holländischem Akzent. Dann sprach er auf lateinisch weiter. »Ich weiß, daß du in den Highlands geboren bist. Ich weiß, daß du vom Clan von Donnelaith kommst. Ich habe von deiner Geburt gehört, kurz nachdem sie stattgefunden hatte. Es gab Leute, die davon Witterung bekamen und die Geschichte verbreiteten – sogar in andere Länder. Ich habe Jahre gebraucht, um dich zu finden, und ich habe dich beobachtet. Ich erkenne dich an deiner Größe, an deinen langen Fingern, an deinem Talent, zu singen und Verse zu schmieden, und an deinem Verlangen nach Milch. Ich habe gesehen, wie du die Opfer der Bauern angenommen hast. Aber weißt du, was sie mit dir machen würden, wenn sie nur könnten? Deinesgleichen wollte schon immer nur Milch und Käse, und in den dunklen Waldländern der Welt wissen die Bauern es immer noch und stellen dir nachts solche Opfer auf den Tisch oder vor die Tür.«
    »Wie willst du mich nennen? Teufel? Waldgeist? Einen Dämon oder sonst ein Gespenst? Ich bin nichts davon.«
    Ich hatte Kopfschmerzen. Was war denn noch Wirklichkeit? Dieses schöne Gras um mich herum, als ich mich auf die Knie erhob und dann vollends aufstand? Der kalte blaue Himmel über mir? Oder diese elenden, gespenstischen

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