Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
ich!
    Ich ließ mein Lied verhallen und verschmähte die Almosen, die einige Leute mir geben wollten. Bringt sie in die Kirche, sagte ich, und gebt sie denen, die sie verdienen. Ich lief der Frau nach, die in einer Seitenstraße auf mich wartete. Wieder enthüllte sie ihr Gesicht und ging weiter. Bald waren wir in einer engen Gasse. Ich hatte ohne Zweifel ihren Rücken vor mir, als sie den Schleier ein drittes Mal hob und mir ihr Gesicht zeigte.
    Schließlich wirbelte sie in einer Wolke von schwarzen Gewändern, Seide, Atlas, Samt und Juwelen herum und klopfte hart an eine Tür. Sie öffnete sich in der Mauer, und als ich hinzustürzte, um noch einen Blick auf die Frau zu erhäschen, packte sie mich beim Handgelenk und zog mich hinein.
    Es war ein schmaler, enger Garten, wie ihn so manches Haus in Florenz hatte; die alten ockerfarbenen Mauern blätterten ab, und bunte Blumen blühten im windgeschützten Sonnenschein. Drei andere Frauen saßen zusammen auf einer Bank unter einem Baum. Alle trugen sie weite, wunderschöne Röcke und üppige Ärmel, und ihr sich wölbender Busen trieb mich zur Raserei. Und ich sah jetzt, daß diejenige, die mich hereingebracht hatte, eine gewöhnliche Frau war! Ihr Gesicht saß nach vorn gewandt auf dem Körper wie bei allen anderen auch. Das alles war nur irgendeine Täuschung mit Hilfe der Schleier gewesen, die sie sich vom Haar zog. Irgendeine Gaukelei.
    Das bekannte sie mir jetzt auch, und es brachte sie alle so sehr zum Lachen, daß ich schon glaubte, sie würden nie mehr aufhören.
    Mir war schwindlig. Plötzlich umdrängten diese Frauen mich und sagten: »Pater, zieh dich aus. Komm, bleib bei uns in diesem Garten.« Und die Blonde, die den berühmten Namen Lucrezia trug, sagte, sie habe mich mit einem Zauberbann belegt, damit ich herkäme, aber ich solle keine Angst haben, denn sie seien keine Hexen; ihre Männer seien nur zur Jagd aufs Land hinausgeritten, und sie wollten nun tun, wozu sie Lust hatten.
    Ihre Männer auf der Jagd? Das klang bizarr. Aber ich erkannte die Wahrheit, die der Sache zugrunde liegen mochte. Sie waren Huren, aber sie hatten heute ihren freien Tag, und ich war der Gegenstand ihres Verlangens.
    »Wir sind stolz darauf, dich einzuweihen, jungfräuliches Kind«, sagte die älteste, die ebenso schön war wie die anderen. Sie zogen mich über die Fliesen des Bodens in ein Schlafgemach, und dort streiften sie mir Sandalen und Kutte ab. Dann schleuderten sie ihre eigenen Kleider hierhin und dorthin, stießen Jubelschreie aus und umtanzten mich, nackt wie die Nymphen, mit einem kleinen Lied. Für sie war das alles ein Scherz! Es war ein Spiel. Sie wollten den jungen Franziskaner schockieren, der zwar einen Vollbart hatte, aber den Gesichtsausdruck eines Kindes.
    Aber ich war nicht schockiert. Wiederum erwachte in mir ein seltsames Wissen um eine Zeit, da alle Welt so etwas getan hatte; der Garten der Lüste war es gewesen, wo alle nackt umhergetollt waren, spielend, singend, tanzend. Blumen hatten uns dort umgeben und eine Fülle von eßbaren Früchten.
    Dann ergriff mich Furcht. Dahin, das alles. Schwärze.
    Unterdessen führte ich mich vor diesen Frauen auf wie ein Satyr; sie fanden das sehr erheiternd, und ich konnte nichts dafür. Endlich aber fielen sie mit mir ins Bett und bedeckten mich mit ihren Küssen. Ich packte die Brüste der nächstbesten und begann hartnäckig daran zu saugen, daß sie vor Schmerz aufschrie. Die ändern drückten mir Küsse auf die nackten Schultern, auf den Rücken, auf mein Organ und meine Brust.
    Und im nächsten Augenblick lag ich wieder in der Geburtsstube in England in den Armen meiner Mutter und spürte die wilde Lust beim heftigen Saugen der Milch aus ihrer Brust. Ich war trunken von dieser Lust, und jetzt fand sie ihren schlimmsten Höhepunkt in meinem Organ; bald ritt ich alle Frauen, eine nach der anderen, unter ekstatischen Schreien, und dann begann ich mit der ersten wieder von vorn.
    Inzwischen war es Abend geworden. Die Sterne funkelten über dem Garten. Der Lärm der Stadt verhallte allmählich.
    Ich schlief.
    Ich war bei meiner Mutter, aber jetzt haßte sie mich nicht und weinte nicht vor Entsetzen, sondern sie war ein langgestrecktes, schlankes Geschöpf wie ich, viel zu groß für eine wirkliche Frau, und sie streichelte mich mit Fingern, die zu lang waren wie die meinen. Konnte nicht alle Welt sehen, daß ich ein Ungeheuer war wie diese Frau? Wie konnten sich die Menschen so leicht täuschen lassen?
    Ich trieb

Weitere Kostenlose Bücher