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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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England Verfolgung geben, wollte ich tapfer genug sein, um für den wahren Glauben zu sterben.
    Daß mein Tod einen Sinn haben würde, daran zweifelte ich nicht, und als der Morgen graute, hatte ich mich davon überzeugt, daß es mir bestimmt war, Märtyrer zu sein.
    Aber früh am Morgen ging ich zum Oberen unserer Klostergemeinde und fragte ihn, ob er wohl zwei Dinge tun wolle, um meinen Mut zu befördern. Erstens solle er mit mir in die Taufkapelle der Kirche gehen und mich taufen auf den Namen Ashlar im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, als wäre es nie zuvor geschehen. Und dann solle er mir die Hand auflegen und mir die Priesterweihe verabreichen, als geschähe auch dies zum ersten Mal.
    »Ja, mein Sohn«, sagte er, »mein geliebter Ashlar. Komm mit. Wenn du diese Zeremonien haben willst und wenn sie dir Kraft geben im Namen des Hl. Franz, dann sollst du sie empfangen. Du hast in all den Jahren um nichts gebeten. Komm, wir werden tun, was du willst.«
    Auch wenn es also stimmt, dachte ich, wenn es wahr ist – bin ich gleichwohl ein Kind Gottes, nunmehr geboren aus Wasser und dem Geiste, und ich bin ein gesalbter Priester des Herrn.
    »Heiliger Franziskus, steh mir bei«, betete ich.
     
    Man beschloß, daß wir den größten Teil des Weges über Land durch das katholische Frankreich zurücklegen sollten, ehe wir über das Meer nach England übersetzten. Ich wurde von meinem Gelübde, nicht auf einem Pferd zu reiten, entbunden. Die Not verlangte es.
    Und so begann unsere weite Reise. Wir waren fünf Männer, allesamt Highlander, und wir ritten so schnell und hart, wie wir konnten. Manchmal lagerten wir im Wald. Alle bis auf mich waren schwerbewaffnet.
    In Paris sah ich den Holländer wieder! Wir befanden uns an einem Sonntag morgen im Gedränge vor Notre Dame und wollten mit Tausenden anderen in dieser katholischen Stadt zur Messe gehen; da kam der Holländer in meine Nähe.
    »Ashlar«, sagte er, »du bist ein Dummkopf, wenn du ins Glen zurückkehrst.«
    »Geh weg von mir!« rief ich.
    Aber etwas in seinem Gesicht schlug mich in seinen Bann – eine gewisse Kühle, Resignation, ja, Verachtung. Es war, als sei mein Benehmen vorhersehbar und verrückt, und als sei er darauf vorbereitet gewesen. Mein Bruder und seine Männer funkelten ihn wütend an und schickten sich an, ihm im nächsten Augenblick den Dolch in den Leib zu stoßen.
    »Komm mit mir nach Amsterdam«, sagte der Holländer. »Komm mit mir und hör dir meine Geschichte an. Geh zurück ins Glen, und du wirst sterben! Sie töten die Priester in England, und sie halten dich dort für einen solchen. Im Glen wirst du ein Opfertier für diese Leute sein. Laß dich nicht zum Narren halten.«
    Ich trat dicht an ihn heran. »Erzähl’s mir jetzt, hier in Paris. Setze dich mit mir nieder und erzähl mir deine Geschichte.«
    Aber noch bevor ich zu Ende sprechen konnte, hatte mein Bruder den Holländer weggerissen und ihm einen Schlag versetzt, der ihn rückwärts in die Menge schleuderte, daß sich panisches Geschrei erhob, als er über ein paar andere Leute stolperte und zu Boden fiel. »Man hat es dir schon einmal gesagt!« rief mein Bruder. »Finger weg von unserer Sippe und von unserem Tal!« Und er spuckte dem Holländer ins Gesicht.
    Der Holländer schaute zu mir auf, und mir war, als sehe ich den Haß in seinem Blick, reinen Haß – oder war es nur die Vereitelung seines Willens?
    Mein Bruder und seine Leute zogen mich in die Kirche.
    Opfertier! Der Tod für jede gewöhnliche Frau…!
    Mein Seelenfrieden war dahin. Das Wunder der Reise war dahin. Ich hätte schwören können, daß mehrere Leute in der Kathedrale das kleine Drama mitangesehen und verstanden hatten und daß sie mich wachsam und verschlagen musterten, ja, daß sie fast erheitert waren.
    Ich ging zur Kommunion.
    »Gehe ein in mich, lieber Gott, und finde mich unschuldig und rein.«
    Am nächsten Abend zogen wir unauffällige Kleider an und schifften uns nach England ein. Dichter Nebel lag über dem Meer. Es war jetzt sehr kalt. Ich kam wieder in das Land des Winters, des niedrigen Himmels und des trüben Sonnenscheins, der ewigen Kälte und der Geheimnisse, in das Land der Rätsel und der schrecklichen Wahrheiten.
    Vier Nächte später gingen wir in Schottland an Land, heimlich und verstohlen, denn Priester wurden von Elisabeth gejagt und verbrannt. Wir zogen landeinwärts, ins Hochland hinauf, und der Winter senkte sich ringsum auf mich herab wie ein Spinnennetz, das

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