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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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bewußt, daß Archy etwas abseits dabeistand und sie aufmerksam, neugierig und etwas eifersüchtig ansah.
    Auch Sam war sich Archys Gegenwart bewußt, und er signalisierte ihr: »Ich bin sicher, du hast mit ihm auch einiges zu besprechen« – er zeigte unmerklich mit der Spitze einer Schnüffelrute auf Archy – »warum treffen wir uns also nicht später unter vier Augen? Es gibt so viel, worüber wir reden müssen.«
    »Ja«, pflichtete Tish bei. »Ich muß dir erzählen, wie Hämmann mir geholfen hat, mein Osterei zu verstecken.«
    »Dein Osterei zu verstecken???« Sam wiederholte die Zeichen mit Nachdruck, setzte aber mit einem rhythmischen Wedeln seiner Schnüffelruten drei Fragezeichen hinzu.
    In der Zeichensprache besteht »Wir sehen uns später« aus einer Kombination des herkömmlichen »wir« mit »sehen« und einem raschen Vorschnellen des einen Fühlers über dem anderen, um »später« anzuzeigen. Tish machte Junker Sam dieses Zeichen.
    Dann ging sie zu Archy hinüber und fragte: »Willst du mit mir reden?« Das letzte Licht des Tages war jetzt verschwunden; die Nacht, das Element der Knackerlaken, hatte wieder Einzug gehalten, und sie waren mittendrin.
    »Ich kann nicht so gut mit den Schnüffelruten wackeln wie er«, sagte Archy.
    »Das mußt du auch nicht«, erwiderte sie. »Dein Gehör funktioniert doch einwandfrei, nehme ich an.«
    »Aber ich bin hier seit neuestem ein Niemand«, bemerkte er. »Dein Junker hat den ganzen Laden geschmissen.«
    »Mit deiner Hilfe, Archy«, korrigierte sie ihn, um ihm Mut zu machen. »Er hätte es ohne deine Hilfe nicht geschafft.«
    »Und ohne dich und die große Maus auch nicht«, ergänzte Archy. Er lächelte. »Weißt du, daß du jetzt das berühmteste Mädchen in der ganzen Stadt bist? Fast so was wie ein Star. All die andern Mädchen sind grünäugig vor Neid.«
    Tish errötete und protestierte: »Ach, Archy, sie sind doch sowieso alle grünäugig.« Womit sie recht hatte, denn die Augen aller Knackerlaken haben diese Farbe. Aber sie mußte zugeben, daß es ihr gefiel, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen; sie genoß es auch, daß diese beiden Burschen um ihre Gunst wetteiferten. Überall standen die anderen Mädchen von Stay More in Grüppchen zusammen, tuschelten miteinander und warfen Tish begehrliche Blicke zu. Würden ihre Eltern nicht stolz auf sie sein?! Aber wo waren die Eltern? »Hast du meine Familie gesehen?« fragte sie Archy.
    »Nein, und meine auch nicht«, sagte er mit einem leichten Vorwurf in der Stimme, denn er erinnerte sich schmerzlich, daß sie diejenige gewesen war, die ihn über das Verwestern seiner Mutter aufgeklärt hatte, und sie erinnerte sich, daß sie ihm bei ihrer letzten Begegnung erzählt hatte, sie selbst sei auch mutterlos.
    »Ich hab gehört, sie seien zum Parthenon gegangen, um mich zu suchen«, sagte sie.
    »Na, so ein Zufall«, erklärte Archy. »Mein Dad ist auch zum Parthenon gegangen. Warum laufen wir nicht mal eben rüber und sehen nach, was los ist?«
    Also brachen Tish und Archy zu einer kleinen Reise zum Parthenon auf, und auf dieser Reise erzählte er Tish, daß er sie nicht bloß zum Parthenon, sondern weit, weit mit sich fortnehmen wollte.
    »Ich glaube nicht, daß der Mann jemals zurückkommt«, sagte Archy. »Selbst wenn er nicht im Westen ist, werden sie Ihn für den Rest seines Ostens in diesem Haus Pital behalten. Selbst wenn Sie Ihn gehen lassen, wird er nicht hierher zurückkommen. Das Heilige Haus wird verlassen sein wie die anderen Häuser von Stay More, und was soll dann aus uns werden? Nein, ich denke, es wird heißen: Rette sich wer kann und den Letzten schnappt die Mackerlake, und ich habe nicht vor, hier rumzuhängen und abzuwarten, ob der Mann je zurückkommt.«
    »Aber wo genau willst du denn hin?« fragte Tish.
    »Darüber hab ich nachgedacht.« Er zeigte mit einer seiner Schnüffelruten zum Berg im Westen hinüber, den manche Leute Mount Staymore genannt hatten. »Ich würde gerne mal dort drüben hin. Ich hab gehört, dort gibt es Menschen, die in schönen Häusern leben.«
    »Ich hab gehört«, sagte sie, »das nächste Haus in dieser Richtung ist ein Dutzend Achtelmeilen entfernt, und dazwischen sind mehrere Bäche zu überqueren.«
    »Na und?« entgegnete er. »Niemand hat auf dieser Welt jemals etwas erreicht ohne ein bißchen Mühe. Wir würden vielleicht eine Woche oder länger bis dorthin brauchen, aber es wäre eine schöne Reise für uns.«
    »Uns?« fragte sie.
    »Mich und dich«,

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