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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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Schwanzreifen geputzt werden mußten. Bei all den Trauungen, die er vollzogen hatte – vierhundert oder mehr, er hatte zu zählen aufgehört –, hatte die Braut an dieser Stelle der Zeremonie nicht ein einziges Mal etwas anderes von sich gegeben als ein schüchtern hingehauchtes »Ja, ich will«. Möglicherweise, dachte er sich, litt sie unter dem Verlust ihres Vaters und war in Trauer und nicht ganz bei sich. »Du willst nicht?« fragte er.
    Sie nickte. Aber dann schüttelte sie den Kopf. Sie war offensichtlich verwirrt, und er versuchte, sie auf den richtigen Weg zu bringen: »Wenn ich diese Frage stelle, mußt du als Braut den Kopf senken und ganz süß lächeln und sagen: ›Ja, ich will.‹ Okay? Versuchen wir's nochmal. Willst du, Laetitia, diesen Burschen, Archibald, als –«
    »Nein«, sagte Tish. »Nein. Aufhören! Ich mach nicht mit bei dieser Trauung.«
    Hilfesuchend blickte Chid Josie an, als könnte Josie dem armen Mädchen vielleicht ein bißchen Vernunft beibringen.
    »Kindchen«, sagte Josie zu ihrer Tochter, »wo sind denn deine Manieren? Du bringst mich in Verlegenheit.«
    »Mutter, ich will heute nacht nicht getraut werden«, protestierte Tish. »Wie soll ich überhaupt heiraten, wenn wir eigentlich Daddys Trauerfeier halten müßten.«
    »Dein Vater hat seine Trauerfeier vor einer Woche gekriegt«, entgegnete Josie.
    »Aber da war er nicht im Westen«, sagte Tish.
    Das Mädchen hatte nicht ganz unrecht, gestand Chid sich ein, aber es war eine rein akademische Unterscheidung, und außerdem hatte er keine Lust mehr, irgendwelche Trauerfeiern durchzuführen. Was das betraf, hatte er auch keine Lust, den Rest dieser Hochzeitszeremonie durchzuführen. Er war nicht darauf angewiesen, daß dieses Mädchen »Ja, ich will« sagte. Als Oberjunker und Hausherr hatte Chid neben seinen sonstigen Privilegien das Recht, die Heirat einfach zu verfügen, ohne daß eine der beiden Parteien ihre Zustimmung erklärte. »Nun, liebe Gemeinde«, verkündete er, »nachdem uns hier anscheinend die Zusammenarbeit verweigert wird, sieht es so aus, als müßte ich die Sache in die Hand nehmen und zum Abschluß bringen. Hiermit erkläre ich euch zu Ehemann und Eheweib.« Und an Archy gewandt setzte er hinzu: »Du darfst die Braut küssen.«
    Archy versuchte, seine Pflicht zu tun, aber Tish schob ihn von sich. »Das geht nicht!« protestierte sie. »Ich bin nicht verheiratet! Ich will nicht ›Tish Tichborne‹ heißen. Das hört sich an wie jemand mit 'nem Sprachfehler!«
    Das Mädchen mußte wahrscheinlich mal anständig bemurmelt werden, dachte sich Chid, aber das hatte Zeit bis noctis. Inzwischen konnte Tish wahrscheinlich eine anständige Mahlzeit gebrauchen. Traditionell ist in den Ozark-Bergen die Familie des Bräutigams dafür zuständig, den Empfang, das Hochzeitsmahl, auszurichten, das am Abend nach der Hochzeitsnacht stattfindet, während die Familie der Braut für die Erfrischungen direkt nach der Trauung verantwortlich ist. Chid stellte im Geiste ein paar Berechnungen an und kam zu dem Schluß, daß er die Familie sowohl des Bräutigams als auch der Braut war, da er der wirkliche Vater der Braut war, deshalb war es wohl angezeigt, daß er sämtliche Festessen ausrichtete. »Leute, laßt uns nun zum Hochzeitsmahl schreiten«, verkündete Chid und ging voran in den Parthenon Richtung Kochstatt.
    Das Problem war nur, daß die Frau – zum Henker mit Ihren Hexenknochen! – das Abendessen ausgelassen hatte. Vielleicht hatte Sie nach all den Gin Tonics, die Sie den ganzen Nachmittag über gesüffelt hatte, keinen Appetit mehr gehabt. Wie auch immer, Sie hatte nicht das kleinste bißchen zu Abend gegessen, und auf dem Boden in der Küche war nicht die leiseste Spur von Krusten oder Krumen zu finden, und auch die Arbeitsflächen hatten nichts zu bieten als die tödlichen Tropfen Gin und ein paar Spritzer des gehaltlosen Tonic-Wassers und Limonensaftes. Wann würde die Frau zurückkommen? Heute nacht noch? Wohl kaum.
    Chids Schnüffelruten sagten ihm, daß es irgendwo im Parthenon ein geheimes Lager voller Krusten und Krumen gab, aber wann immer er die Herkunft des Signals genau auszumachen versuchte, schien es aus der Nähe desselben Kaminsimses zu kommen, von dem er heruntergestürzt war, als die Maschine so rüde »ECLAIR!« zu ihm gesagt hatte. Vielleicht aß die Maschine Krusten und Krumen und hatte einen Vorrat davon, aber Chid hatte nicht vor, noch einmal dort hinaufzuklettern und sich mit ihr

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