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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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sagte Josie. »Wie geht's, wie steht's?«
    »Aber, aber«, sagte Jubal, »aber, aber aber aber.«
    »Wo's Tish?« fragte Jack.
    »Aber, aber«, sagte Jubal, »aber alle haben gesagt, ihr wärt hin und verwestert!« Er zeigte auf den Haufen der zerbröckelten Eßwaren. »Die Leute haben schon angefangen, den Leichenschmaus zu bringen.«
    »Du meine Güte«, sagte Josie und kostete einen Krümel Napfkuchen mit Schokoladenglasur, denn der Genuß von Schokolade, über die doch soviel gemunkelt und gemutmaßt wurde, war ihr noch nie vergönnt gewesen. Dann probierte sie ein Quentchen Nußstrudel, ein Fitzchen Haferkeks, einen Brösel Zwieback und einen Splitter Hustenbonbon. »Ich hätte mir ja nie träumen lassen, daß unsereiner so beliebt ist!« bemerkte sie. »Erinnerst du dich«, fragte sie Jubal, »wer was gebracht hat? Hat Sally Dinsmore irgendwas gebracht?«
    Jubal ließ den Kopf hängen. »Ja, Mama, sie hat so ein weißliches Zeug gebracht, aber ich hab's aufgegessen.«
    »Einen Marshmallow!« rief Josie aus. »Wie konntest du es wagen?« Sie holte mit der Schnüffelrute aus, wie um dem Jungen eine Backpfeife zu geben.
    Jack hielt sie davon ab. »Wo steckt deine große Schwester Tish?« fragte er den Jungen.
    »Sie hat's so gemacht, wie du gesagt hast, Mama. Sie ist rüber zum Parthenon, um bei den Ingledews die Verwandtschaft geltend zu machen.«
    »Nein!« sagten Jack und Josie wie aus einem Munde, sahen erst einander und dann wieder Jubal an. »Hat sie das wirklich?« fragte Josie. »Ach, gesegnet sei ihr gutes Herz! Da sind wir nicht mal zwei Nächte im Westen, und schon ist sie los und macht es!«
    »Wir sind nicht im Westen, Ma«, berichtigte Jack. An Jubal gewandt sagte er: »Wann hast du sie zuletzt gesehen? Woher weißt du, daß sie echt zum Parthenon gegangen ist? Was weißt du sonst noch alles?«
    Jubal erzählte ihnen alles, was er wußte oder gehört hatte. Er hatte den Bungalow der Dingletoons nicht verlassen, weil er Tish hatte versprechen müssen, während ihrer Abwesenheit auf seine Brüder und Schwestern aufzupassen. Als sie vorgestern nacht die Reichweite seiner Schnüffelruten verlassen hatte, war sie auf dem Weg Richtung Hinglerocks gewesen, aber dort ging sie sowieso andauernd hin, und sie war nicht nach Hause gekommen, also nahm Jubal an, wenn sie nicht gefressen worden war, war sie wohl im Parthenon.
    »Du meine Güte«, sagte Josie zu Jack. »Glaubst du, unsere Laetitia wohnt jetzt im Parthenon?«
    »Wenn sie auf dem Weg nicht von irgendwas gefressen worden ist«, sagte Jack.
    »Na, wenn sie hingegangen und in den Parthenon gezogen ist, wartet sie wahrscheinlich darauf, daß wir kommen und sie besuchen und die Nacht über bleiben oder sogar für immer!« sagte Josie.
    »Sie denkt, ihr beide seid eh im Westen«, erklärte Jubal.
    »Los, gehen wir sie überraschen!« drängte Josie Jack.
    »Heute nicht mehr, Mama«, sagte Jack, streckte sich und gähnte. »Bei Tageslicht gehen wir überhaupt nirgendswohin. Ich werd' zusehen, daß ich ein bißchen Schlaf nachhole.« Er nahm etwas cremig Aussehendes von dem Haufen für den Leichenschmaus und sagte: »Jubal, du legst dich jetzt hin und läßt das Essen hier in Ruhe.«
    Jack und Josie legten sich ebenfalls zur Ruhe und schliefen den ganzen Tag über tief und fest und wachten fast ganz nüchtern bei Einbruch der Dämmerung auf, erholt von ihrer langen Reise und ihren Strapazen, begrüßten ihren versammelten Nachwuchs, verzehrten mit ihnen einen Teil des Leichenschmauses und mahnten sie, gegenüber möglichen anderen Besuchern, die zum Leichenschmaus beitragen wollten, kein Wörtchen verlauten zu lassen, daß ihre Eltern nicht wirklich und wahrhaftig im Westen waren; dann verkündeten sie ihre Absicht, sich zum Parthenon davonzumachen, um nach Laetitia zu sehen und herauszufinden, ob sie vielleicht dafür gesorgt hatte, daß sie alle in den Parthenon einziehen konnten.
    Zwischen großen Happen vom Leichenschmaus jubelten und umarmten die Kinder einander, dankten ihren Sternen und wünschten ihren Eltern alles erdenkliche Glück.
    Jubal war immer noch dabei, sie zu beruhigen, als Jack und Josie auf ihrem Weg zum Parthenon im immer noch fallenden Regen verschwanden. Von Jubals Schnüffelruten war gerade der Geruch seiner Eltern verschwunden, als sie einen anderen Geruch aufnahmen: den seiner Schwester Tish, die aus einer anderen Richtung nach Hause kam.
     
    22.
    Sie hatte ihm nicht gestattet, sie den ganzen Nachhauseweg zu begleiten. Sie wollte

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