Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
Vom Netzwerk:
»vielleicht hast du uns allen einen Gefallen getan, wenn der Herr daraus gelernt hat, daß Er nicht mehr mit dieser Schußwaffe rumspielt.« Doc lachte leise vor sich hin. »Vielleicht hast du den Prediger mit seinem Entrückungszauber und dem ganzen Zeug arbeitslos gemacht. Und vielleicht«, Doc hielt inne und vergegenwärtigte sich die Größe seines Gedankens, »ganz vielleicht wird es nie Eine Bombe geben.«
    Er war selbst überrascht, daß er solch einen Gedanken hatte, der seinem üblichen Pessimismus hinsichtlich des Themas so zuwiderlief, seinem unerschütterlichen Glauben an die Katastrophe, die die Welt, wie wir sie kennen, auslöschen würde.
    Es sei denn … es sei denn, dieser Vorfall heute nacht war Die Bombe. Vielleicht war Die Bombe bloß dieser eine Revolverschuß in den Krabbler des Mannes, der Seinen Westen einleitete, wenn er ihn nicht gar vollständig und ein für allemal herbeiführen würde, so daß Er nicht länger hier wäre, um für Seine Knackerlaken zu sorgen, die ihr Heil anderswo suchen oder an Hunger verwestern müßten.
    »Theologie ist wirklich kompliziert«, sagte Doc Swain zu seinem Patienten, sich plötzlich erinnernd, daß sein Patient zu taub war, um ihn zu hören. Aber das kümmerte ihn nicht, und während die Nachtstunden verstrichen, redete er weiter. Der Patient hielt seinen Blick auf Doc Swains Gesicht gerichtet, fast als läse er ihm von den Lippen ab, hielt seine nutzlosen Schwanzreifen aufgerichtet und tat so, als hörte er zu. Doc Swain sprach von dem alten Stay More, das er selbst nicht mehr erlebt, dessen Geschichte er aber studiert hatte und von dem er noch jeden Tag träumte, das Stay More, das von fast so vielen Männern, Frauen und Kindern bewohnt gewesen war, wie heute von den beim einzigen Mann verbliebenen Knackerlaken. Dieser Mann, unser Mann, war nicht einmal irgendwie mit den alten Bewohnern von Stay More verwandt; Er war ein Fremder aus fernen Ländern, ein Fremdling, ein Zugereister, obwohl Er schon so lange im Heiligen Haus lebte, daß nur noch die ältesten Knackerlaken sich an Seine Ankunft erinnern konnten. Doc Swain gehörte zu ihnen; er erinnerte sich noch, wie er dem Mann vor beinahe zwei Jahren, als er selbst noch ein Kind war, zugesehen hatte. Damals war Er in das alte Hotel Stay More eingezogen, in dieses Haus hier, das früher einmal menschlichen Ingledews als Zuhause gedient hatte, bevor es in ein Hotel umgewandelt wurde und dann jahrelang leer gestanden hatte, bis der Mann einzog und sich mit dem Sagenhaften Kühlschrank, der Speisekammer und dem Brotkorb, mit Säcken voller Lebensmittel und anderen guten Dingen niederließ. Obwohl der Mann sich nicht wie die alten Männer von Stay More kleidete, auch nicht wie Sie redete oder Ihre Sitten und Gebräuche praktizierte, war Er doch ein Mann, und der einzige, der zur Verfügung stand. Er war vielleicht nicht so all mächtig, wie die Chrustenlaken glaubten, aber Er war der Herr.
    »WERD BLOSS NICHT OHNMÄCHTIG, HERR!« rief Doc Swain, weil Er offensichtlich vorhatte, Seinen Schmerz bis zum Vergessen mit dem Bourbon zu betäuben. Doc war versucht, sich zu Ihm zu begeben, auf Ihn zu krabbeln, Ihn zu kitzeln und zu versuchen, Ihn wach und bei Bewußtsein zu halten. Oder vielleicht sollte er die anderen überzeugen, ihm bei seinen Bemühungen zu helfen? Dazu aber müßte er seinen Patienten allein lassen, und ganz abgesehen von der Loyalität, die er seiner Art gegenüber empfand, hätte Doc, vor die Wahl gestellt, dem Mann oder Sam zu helfen, sich allemal für Sam entschieden.
     
    21.
    »Es regnet Bindfäden, Katzen und Hunde!« bemerkte Jack und zuckte vor dem prasselnden Regen zurück. Die Nässe machte ihm nichts aus, denn sie konnte seine Kutikula nicht durchdringen, aber die Wucht der schweren Tropfen fegte ihn immer wieder von den Krabblern, und die Tropfen waren kalt.
    Josie dachte nach, und das hinderte sie daran, Verdruß wegen des langen Marsches zu empfinden. »Glauben die Leute, mit dem Regen würden Katzen und Hunde runterfallen?« fragte sie und rülpste.
    »Häh?« sagte Jack. »Nee, das ist nur so 'ne alte Redensart, es regnet Katzen und Hunde. Hast du schon mal einen Hund vom Himmel fallen sehen?«
    »Ich hab noch nie einen Hund gesehn«, sagte Josie, stolperte über einen kleinen Steinbrocken und fiel hin.
    »Bist du immer noch besoffen wie ein Kneipenköter?« fragte Jack, während er ihr auf die Krabbler half. Er war selbst nicht gerade nüchtern, aber sie würden nie nach Hause

Weitere Kostenlose Bücher