Tanz der Liebenden
beide sich setzten. „Pläne, Ziele, immer irgendwas, das erreicht werden muss. Das ist so wichtig für uns. Immer müssen wir den nächsten Schritt im Voraus kennen, müssen wissen, was als Nächstes passiert. Damit wir immer die Zügel in der Hand behalten.“ Nur nie etwas dem Zufall überlassen.
„Was ist daran verkehrt?“
„Nichts. Es war schwer, hierher zu kommen und den Laden zu eröffnen. Schwer, meine Familie zu verlassen. Aber ich wollte es so. Ich ahnte ja nicht, dass ich deinen Vater hier treffen würde. Das war nicht geplant.“
„Das war Schicksal.“
„Genau.“ Natasha lächelte. „Du und ich, wir machen immer Pläne, überlegen, wägen ab. Und doch glauben wir an das Schicksal. Vielleicht war es das Schicksal, das dich hierher zurückgebracht hat.“
„Bist du enttäuscht?“ Die Frage war heraus, bevor Kate nachgedacht hatte. Und beide, Mutter und Tochter, waren erleichtert, dass es endlich ausgesprochen worden war.
„Warum sollte ich enttäuscht sein? Von dir? Wie kommst du darauf?“
„Mama.“ Kate spielte mit ihrer Tasse, suchte nach den passenden Worten. „Ich weiß, wie viel du und Dad geopfert habt, um …“
„Moment!“ Natashas dunkle Augen funkelten auf. „Das Wort ‘Opfer’ hat nichts, aber auch gar nichts im Zusammenhang mit meinen Kindern zu suchen.“
„Ich wollte sagen, du und Dad, ihr habt so viel für mich getan, habt mich unterstützt, wo ihr konntet, als ich so unbedingt tanzen wollte. Bitte, Mama, lass mich aussprechen“, hob Kate an, als Natasha sie unterbrechen wollte. „Es hat mich die ganzen Jahre beschäftigt. All die Jahre. Die Stunden, die Kostüme, die Schuhe, die Reisen. Ihr habt mich nach New York gehen lassen, obwohl Dad mich lieber auf dem College gesehen hätte. Ihr habt mir das ermöglicht, was ich am meisten brauchte. Das wusste ich immer. Ich wollte, dass ihr stolz auf mich sein könnt.“
„Aber wir sind doch stolz auf dich! Wie kommst du nur auf so unsinnige Gedanken?“
„Ich weiß, dass ihr stolz auf mich wart. Ich konnte es sehen. Es fühlen, als ich auf der Bühne tanzte und wusste, dass ihr im Publikum saßt. Und jetzt werfe ich all das weg.“
„Nein, du hast es nur zurückgestellt. Kate, glaubst du wirklich, wir sind nur stolz auf dich, wenn du tanzt? Nur stolz auf die Künstlerin, auf das Talent?“
Plötzliche traten ihr Tränen in die Augen, sie konnte es nicht verhindern. „Ich mache mir nur Sorgen, ihr könntet enttäuscht sein, weil ich das alles aufgebe, um zu unterrichten.“
„Ach, Katie. Beantworte mir eine Frage: Willst du eine gute Lehrerin sein?“
„Ja, unbedingt.“
„Gut, dann wirst du es auch sein, und wir werden stolz auf die Lehrerin sein. Und in der Übergangszeit, zwischen der Tänzerin und der Lehrerin, sind wir stolz auf dich. Stolz, weil du weißt, was du willst, stolz, weil du dich dafür einsetzt. Stolz, weil du eine wunderbare junge Frau bist, mit einem großen Herzen und einem starken Willen. Nur wenn du daran zweifelst, Katie, würdest du mich enttäuschen.“
„Ich werde nicht zweifeln. Niemals. Oh …“ Sie blinzelte die Tränen fort. „Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. In letzter Zeit muss ich ständig losheulen.“
„Du änderst dein Leben, da sind emotionale Spannungen zu erwarten. Außerdem hast du zu viel Zeit, um zu grübeln und dir Sorgen zu machen. Katie, warum gehst du nicht mal mit deinen alten Freunden hier aus? Heute Abend müssen doch überall Partys stattfinden. Warum bist du zu Hause bei Mama und rollst Kuchenteig aus?“
„Weil ich gern bei Mama in der Küche hocke.“
„Kate …“
„Ja, schon gut. Natürlich habe ich daran gedacht. Aber die meisten meiner Freunde sind verheiratet oder treten zumindest als Pärchen auf. Ich trete allein auf und … es ist auch nicht so, als würde ich nach etwas suchen. Verstehst du?“
„Aha. Und warum … suchst du nichts?“
„Weil ich schon etwas gesehen habe, das mir gefällt.“
„Ah! Und wer?“
„Brody O’Connell.“
Natasha nippte an ihrem Tee. „Ein attraktiver Mann.“ Kleine Pünktchen begannen in ihren Augen zu tanzen. „Sogar sehr attraktiv. Und sehr sympathisch. Ja, ich mag ihn.“
„Sag mal, Mama … du hast ihn nicht zufällig zum Haus geschickt, um uns zu verkuppeln, oder?“
„Nein. Aber das hätte ich, wäre ich auf die Idee gekommen. Also? Warum bist du heute Abend nicht mit Brody O’Connell unterwegs, um Silvester zu feiern?“
„Er hat Angst vor mir.“ Kate lachte, als
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