Tanz der Liebenden
kannst du sagen, was du willst.“
„Tatsächlich.“ Brody wuchtete eine weitere Rigipsplatte auf den Sägebock und markierte die Maße. „Das höre ich von dir, seitdem ich acht bin. Mittlerweile hatte ich genügend Zeit, um eigene Erfahrung zu sammeln. Und das hier ist mein Job, mein Vertrag. Deshalb wird es genau so gemacht, wie ich es sage.“
Er nahm das Tapeziermesser und sah seinem Vater ins Gesicht. „Die Kundin bekommt das, was sie haben will. Und solange sie zufrieden mit der Arbeit ist, gibt es nichts, was diskutiert werden müsste.“
„So wie ich höre, tust du weit mehr, als sie mit deiner Arbeit zufrieden zu stellen.“
Das hatte er nicht sagen wollen. Der Himmel wusste, dass er entschlossen gewesen war, nichts davon zu erwähnen. Aber die Worte waren heraus. Verflucht, warum musste der Junge ihn auch immer so reizen?
Brody umklammerte das Messer fester. Für einen Moment – ein Moment, der viel zu lange dauerte – hätte er am liebsten seine Faust in dieses unnachgiebige Gesicht gesetzt. „Was sich zwischen mir und Kate Kimball abspielt, ist allein meine Sache.“
„Ich lebe in dieser Stadt. Und deine Mutter übrigens auch. Wenn die Leute über mein eigen Fleisch und Blut klatschen, betrifft mich das auch. Du hast ein Kind, um das du dich kümmern musst. Du solltest nicht irgendeinem Weiberrock nachlaufen und die Gerüchte zum Brodeln bringen.“
„Halte Jack da raus. Lass meinen Sohn aus dem Spiel.“ Brodys Augen blitzten gefährlich.
„Jack gehört auch zu meiner Familie, vergiss das nicht. Du bist in die Stadt gegangen, damit du treiben konntest, was du wolltest, aber jetzt bist du hier. Hier ist mein Zuhause. Ich lasse nicht zu, dass du dich direkt vor meiner Haustür so beschämend benimmst.“
Treiben, was immer du willst, dachte Brody verächtlich. Die unzähligen Termine mit Ärzten und Spezialisten, die Tage und Nächte im Krankenhaus. Dann hatte es ihn getrieben, die Trauer zu verarbeiten und sich plötzlich der Verantwortung für einen Zweijährigen gegenüber zu sehen. „Du weißt nichts von mir, gar nichts. Was ich getan habe, wer ich bin. Du hast immer nur Fehler an mir gesehen und es darauf angelegt, sie mir vorzuhalten.“
„Hätte ich dir mehr Vorhaltungen gemacht, würdest du jetzt vielleicht nicht einen Jungen ohne seine Mutter großziehen müssen.“
Brody krampfte seine Hand noch stärker um das Messer, er rutschte ab und schnitt sich tief ins Fleisch. Blut strömte aus. Bobs Erschrecken äußerte sich in einem lauten Fluch und noch mehr Vorhaltungen. Er zog sein Taschentuch hervor.
„Kannst du nicht aufpassen, was du tust, wenn du Werkzeug in der Hand hast?“
„Lass mich bloß in Ruhe“, stieß Brody zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. „Pack dein Werkzeug ein und verschwinde von meiner Baustelle.“
„Du kommst jetzt mit zu meinem Wagen. Das muss genäht werden.“
„Ich sagte, verschwinde von meiner Baustelle. Du bist gefeuert.“ Das Herz, das vor Wut wild in seiner Brust schlug, pumpte mehr Blut aus der Wunde.
Scham mischte sich mit Rage, als Bob seine Werkzeuge in den Werkzeugkasten schleuderte. „Wir haben einander nichts mehr zu sagen.“ Er riss den Kasten hoch und stolzierte steif davon.
„Wir hatten einander noch nie etwas zu sagen“, murmelte Brody.
Brody O’Connell würde sich auf etwas gefasst machen können. Falls er überhaupt noch auftauchte. Er würde feststellen müssen, dass sie sieben Uhr meinte, wenn sie sieben Uhr sagte. Und nicht halb acht.
Da sie ihre Eltern überzeugt hatte auszugehen, hatte sie jetzt nicht einmal jemanden, bei dem sie ihrem Ärger Luft machen konnte. Sie marschierte mürrisch durchs Wohnzimmer, starrte wütend auf das Telefon.
Nein, sie würde ihn nicht anrufen, auf gar keinen Fall! Nicht noch einmal. Um zwanzig nach sieben hatte sie seine Nummer gewählt, aber nur der Anrufbeantworter hatte sich gemeldet.
Oh ja, sie hatte eine Nachricht für ihn, aber sie würde sie ihm persönlich überbringen.
Wenn sie nur daran dachte, wie viel Mühe sie sich für heute Abend gegeben hatte. Das richtige Restaurant wählen, das richtige Kleid aussuchen … Wenn sie Glück hatten, würde das Restaurant die Reservierung halten. Nein, sie würde den Tisch abbestellen, sofort. Wenn dieser Mann sich einbildete, sie würde jetzt fröhlich mit ihm ausgehen, wenn er noch nicht einmal den Mindestanstand besaß, pünktlich zu sein, dann hatte er sich geirrt. Und zwar kräftig!
In dem Moment, als sie zum
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