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Tanz der Liebenden

Tanz der Liebenden

Titel: Tanz der Liebenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Sajlo-Lucich Nora Roberts
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aufhalsen.
    Außerdem dachte Kate bestimmt nicht an Heirat. Oder? Nein, natürlich nicht. Sie war ja selbst gerade erst in der Stadt angekommen. Sie hatte ihre Schule, an die sie denken musste. Und sie hatte ihre Freiheit.
    Sie war in Frankreich gewesen, in England und Russland. Vielleicht wollte sie wieder dahin zurück. Warum sollte sie das nicht wollen? Aber er war hier sesshaft geworden, in West Virginia, mit einem Kind.
    Und überhaupt … Connie und er waren total ineinander verliebt gewesen. Verliebt und jung und – naiv. Kate und er dagegen waren erwachsen. Vernünftige Menschen, die die Gesellschaft des anderen schätzten.
    Viel zu vernünftig, um noch auf einer rosa Wolke zu schweben.
    Eine Hand legte sich auf Brodys Schultern und erschreckte ihn so, dass er fast einen Herzschlag bekommen hätte.
    „Du liebe Güte, O’Connell! Alles in Ordnung mit dir?“
    Brody ließ langsam die Luft aus den Lungen entweichen und drehte sich zu Jerry Skully um. Rods Vater und er kannten sich schon seit ihrer Kindheit, und obwohl Jerry älter als dreißig war, hatte er sich die Unbeschwertheit eines jungen Mannes und auch das übermütige Grinsen bewahrt. Und genau dieses jungenhafte Lachen stand jetzt auf seinem Gesicht.
    „Ich habe dich nicht gehört.“
    „So könnte man wohl sagen, allerdings. Ich hab zwei Mal gerufen. Du warst ja völlig weggetreten, Mann.“
    Jerry steckte die Hände in die Tasche und ging herum, um den Raum zu begutachten. Sobald man einen Typen im Anzug auf eine Baustelle stellt, wirkt er wie ein angeberischer Gockel, dachte Brody. „Was ist? Brauchst du einen Job? Ich hab noch einen zweiten Hammer.“
    „Haha.“ Es war ein alter Witz aus der Jugendzeit. Jerry konnte mit Zahlen jonglieren wie kein anderer, er war ein Mathematik-Genie. Ganz gleich in welcher gesellschaftlichen Situation, er passte sich überall hervorragend an. Aber er konnte nicht einmal eine Glühbirne austauschen, ohne nicht vorher die Bedienungsanleitung gelesen zu haben.
    „Hast du eigentlich diese Regale in der Waschküche installiert?“ fragte Brody mit todernstem Gesicht.
    „Sie hängen an der Wand. Beth behauptet, die Heinzelmännchen hätten sie dort angebracht. Du weißt nicht zufälligerweise was davon, oder?“
    „Ich beschäftige keine Heinzelmännchen. Die haben eine knallharte Gewerkschaft.“
    „Tja, zu schade. Weil ich diesen Kerlchen nämlich ewig dankbar sein werde, dass sie mir Beth vom Hals geschafft haben.“
    Ein Gespräch unter Freunden. Mehr war als Dank nicht nötig, jeder wusste, was der andere meinte.
    „Unten sieht es doch schon ganz gut aus“, fuhr Jerry jetzt fort. „Carrie macht Beth und mich ganz verrückt. Sie will unbedingt mit Ballettunterricht anfangen. Sieht aber so aus, als würde bis nächsten Monat alles fertig sein, was?“
    „Ja, ich wüsste keinen Grund der dagegen spräche. Hier oben werden wir noch eine Weile länger arbeiten, draußen gibt es auch noch einiges zu tun, aber das Erdgeschoss ist dann fertig.“ Brody rückte den nächsten Schrank in Position. „Wieso lungerst du eigentlich so früh am Nachmittag schon hier rum? Sind das die Arbeitszeiten eines Bankers?“
    „Banker arbeiten härter, als du denkst, mein Freund.“
    „Du hast so weiche Hände.“ Brody schnüffelte. „Rieche ich da etwa Eau de Cologne?“
    „Das ist After Shave, du Banause. Nein, ich hatte einen Außentermin und bin früher fertig geworden als gedacht. Also wollte ich mir mal die Stelle ansehen, wo das Geld unserer Bank einzementiert wird.“
    Brody grinste Jerry über die Schulter hinweg an. „Deswegen hat der Kunde ja auch den Besten engagiert.“
    Jerry gab einen recht barschen Kommentar ab, wie nur ein guter Freund es sich erlauben konnte. „So, ich habe gehört, dass du und die Ballerina jetzt regelmäßig miteinander tanzen.“
    „Je kleiner die Stadt, desto größer die Gerüchteküche“, war alles, was Brody dazu sagte.
    „Sieht wirklich klasse aus, die Frau.“ Jerry trat näher und studierte fasziniert, wie Brody den Schrank einhängte. „Hast du schon mal ein richtiges Ballett gesehen?“
    „Nein.“
    „Ich schon. Meine kleine Schwester – Tiffany, erinnerst du dich noch an sie? – hatte als Kind Ballettunterricht. Die haben den Nussknacker gemacht. Meine Eltern haben mich zu der Aufführung mitgeschleift. Es hatte auch seine netten Momente. Riesige Mäuse, Schwertkämpfe, ein deckenhoher Weihnachtsbaum. Der Rest bestand aus hüpfenden und sich drehenden Gestalten.

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