Tanz der Liebenden
Käsebrot.
„Nein, das glaube ich nicht. Er ist nur traurig, weil er dir nicht geben kann, was du dir wünschst. Eltern würden ihren Kindern am liebsten immer alle Wünsche erfüllen, aber manchmal geht das eben nicht.“
Sie erinnerte sich an ihre eigene Kindheit. Sie hatte beeindruckende Wutanfälle abgeliefert, gefolgt von sturem Schmollen. Und danach immer das Gefühl, kreuzunglücklich zu sein.
„Manchmal erfüllen Eltern die Wünsche ihre Kinder nicht, weil es für das Kind nicht das Beste wäre. Und manchmal können sie den Wunsch einfach nicht erfüllen. Wenn du mal selbst einen kleinen Jungen hast und er weint und schreit und mit den Füßen stampft, wirst du auch böse werden. Aber dir wird auch das Herz wehtun.“
Jack hob den Kopf, mit großen Augen und zitternden Lippen. „Das wollte ich nicht.“
„Ich weiß. Ich wette, wenn du das deinem Dad sagst, werdet ihr euch beide gleich besser fühlen.“
„Hat dein Dad dich mal angeschrien?“
„Ja, und dann war ich böse und auch traurig. Aber nach einer Weile habe ich mir dann überlegt, dass ich es verdient hatte.“
„Habe ich es auch verdient?“
„Ich fürchte ja, hübscher Jack. Aber eines wusste ich immer: Auch wenn mein Dad mich angeschrien hat, er hatte mich sehr lieb. Und du weißt das von deinem Dad auch, nicht wahr?“
„Ja.“ Jack nickte ernst. „Wir sind ein Team.“
„Ihr seid ein richtig gutes Team.“
Jack spielte mit den Apfelstückchen, legte ein Muster auf dem Teller zusammen. Sie ist hübsch, dachte er. Und nett. Sie konnte spielen und sie las ihm Geschichten vor. Er mochte es sogar, wenn sie ihn küsste, auch wenn er so tat, als würde es ihm nicht gefallen. Dad küsste sie auch gern, das hatte er selbst gesagt. Und Dad log nie.
Also vielleicht … vielleicht könnte sie ja seinen Dad heiraten. Dann wäre sie Dads Frau und seine Mutter. Und sie würden alle zusammen in dem großen Haus leben. Dann wären Sie eine richtige Familie.
Irgendwann würden sie vielleicht sogar alle zusammen nach Disney World fahren.
„Worüber denkst du denn so angestrengt nach, hübscher Jack?“
„Ich habe gerade überlegt, ob …“
„Hoppla.“ Sie erhob sich, als es an der Haustür klingelte, und lächelte Jack zu. „Vergiss nicht, was du sagen wolltest, ja? Das wird deine Grandma sein.“
Sie wuschelte Jack durchs Haar und eilte zur Tür. Als sie die Hand an den Türknauf legte, atmete sie noch einmal tief durch. Es ist albern, nervös zu sein, ermahnte sie sich. Dann zog sie die Tür auf und sah Mr. und Mrs. O’Connell draußen stehen.
„Hallo. Schön, dass Sie da sind.“ Sie ließ die beiden ein. „Jack ist in der Küche und isst etwas.“
„Danke, dass Sie auf Jack aufpassen.“ Mary O’Connell blickte sich rasch um. Ihre Neugier sollte nicht zu auffällig sein. Auch sie hatte sich Mühe mit ihrem Make-up gegeben – sehr zum Missfallen ihres Mannes.
„Ich bin gern mit Jack zusammen. Kommen Sie doch herein, ich habe frischen Kaffee aufgebrüht.“
„Wir wollen Ihnen keine Umstände machen“, sagte Bob. Er war schon zig Mal in diesem Haus gewesen. Wenn man die Toiletten anderer Leute reparierte, war man nicht mehr sonderlich beeindruckt von deren restlicher Einrichtung.
„Es macht ganz bestimmt keine Umstände. Natürlich, wenn Sie es eilig haben …“
„Wir müssen noch …“
Bob brach ab, als seine Frau ihm leicht mit dem Ellbogen in die Seite stieß. „Für eine Tasse Kaffee bleibt immer Zeit. Danke für die Einladung.“
„Brody wird für meine Eltern die Küche renovieren“, erzählte Kate, während sie vorging. „Meine Eltern sind ganz begeistert von dem, was er im restlichen Haus schon für sie gemacht hat.“
„Er hat immer ein Händchen für handwerkliche Dinge gehabt“, sagte Mary und warf ihrem Mann einen kurzen Blick zu, als der die Lippen fest aufeinander presste.
„Ja, sein Haus hat er völlig verändert. He, Jack, sieh mal, wer hier ist.“
„Hi.“ Jack schlürfte seinen Kakao. „Ich habe mit Kate gespielt.“
Wie der Vater, so der Sohn, dachte Bob säuerlich, aber seine Laune hob sich wie immer, als er Jacks strahlendes Lachen sah. „Wo hast du denn die Kakaokuh gefunden, Partner?“
„Oh, wir halten uns eine im Garten und melken sie zwei Mal am Tag“, sagte Kate lachend und stellte zwei Kaffeetassen auf den Tisch.
„Kate hat Spielzeug. Ihre Mom hat einen ganzen Laden voll damit. Kate hat gesagt, dass ich mir zu meinem Geburtstag in dem Laden aussuchen darf, was
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