Tanz der Liebenden
deinem Vater zu sprechen. Kein Recht, ihm den Respekt zu verweigern. Und das vor deinem eigenen Kind. Siehst du denn nicht, wie sehr ihn das ängstigt, wenn er euch beiden zusehen muss, wie ihr euch gegenseitig an die Kehle geht?“
Wütende Pfeile schossen aus ihren Augen, als sie von einem zum anderen blickte. „Ihr zwei zusammen habt nicht einmal den Verstand einer Amöbe. Ich gehe jetzt raus zu Jack. Und von mir aus könnt ihr euch die Nasen blutig schlagen.“ Damit riss sie die Hintertür auf und segelte hinaus.
Es brodelte immer noch in ihr, als Brody kurze Zeit später neben sie trat.
„Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich das in dein Haus gebracht habe.“
„Mein Haus hat schon einige Familienstreitigkeiten erlebt. Das wird mit Sicherheit nicht das letzte Mal gewesen sein.“
„Du hast Recht, es war falsch von uns, vor Jack damit anzufangen.“ Als sie schwieg, steckte er seufzend die Hände in die Hosentaschen und sah eine Weile zu, wie Jack mit Mike über den Rasen tobte. „Kate, so war es immer zwischen meinem Vater und mir.“
„Muss es deshalb auch immer so bleiben? Brody, wenn du einen Aspekt deines Lebens ändern kannst, gelingt es dir auch bei einem anderen. Du musst es nur wollen.“
„Wir geraten uns ständig in die Haare. Es ist besser, wenn wir Abstand voneinander halten. Ich will nicht, dass Jack einmal für mich solche Gefühle hat.“
„Hör auf damit.“ Ungeduldig drehte sie sich zu ihm herum. „Sieh ihn dir an. Ist das ein glücklicher, gesunder, wohl erzogener Junge?“
„Ja.“ Brody lächelte unwillkürlich, als Jacks lautes Lachen durch die Luft schwang.
„Du bist ein guter Vater. Manchmal ist es anstrengend, aber meist ist es leicht für dich. Weil du ihn bedingungslos liebst. Als Sohn zu lieben ist viel schwieriger für dich. Weil du Bedingungen stellst, Forderungen. Ansprüche hast. Genauso ist es bei deinem Vater.“
„Wir lieben uns nicht.“
„Da irrst du gewaltig. Denn sonst könntet ihr euch nicht so verletzen.“
Brody ging nicht darauf ein. Sie verstand es nicht. Wie sollte sie auch? „Es ist das erste Mal, dass ich ihn sprachlos gesehen habe. Noch nie hat eine Frau ihn so auseinander genommen. Ich muss sagen, ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt.“
„Umso besser. Also, wenn du nicht willst, dass ich jetzt mit dir anfange, solltest du dich so schnell wie möglich bei deiner Mutter entschuldigen. Sie wäre vor Verlegenheit am liebsten im Boden versunken.“
„Mann, du bist ganz schön streng. Darf ich wenigstens vorher mit meinem Hund spielen?“
Sie hob eine Augenbraue. „Wessen Hund?“
„Jacks. Aber Jack und ich, wir sind …“
„Ein Team“, beendete sie den Satz für ihn. „Ich weiß.“
10. KAPITEL
K ate machte einen Plan. Wartete ab, bis der richtige Moment gekommen war. Sicher, es war mit voller Absicht und kühl kalkuliert. Aber mal ehrlich, was war so falsch daran? Timing, Ansatzpunkt, Vorgehensweise – unerlässliche und grundlegende Faktoren für jeden Plan.
Freitagnacht war der richtig Zeitpunkt. Jack blieb über Nacht bei seinen Großeltern, und Brody war sehr entspannt und glücklich, nachdem sie sich leidenschaftlich geliebt hatten.
„Ich habe etwas für dich.“
„Noch mehr?“ Er war, wie Jerry es genannt hätte, völlig weggetreten. „Ich habe schon ein Abendessen, eine Flasche Wein und eine Nacht mit einer wunderschönen Frau bekommen. Etwas anderes kann es doch gar nicht mehr geben.“
Mit einem leisen Lachen schlüpfte sie aus dem Bett. „Doch.“
Er beobachtete sie. Er liebte es zu sehen, wie sie sich bewegte. Langsam dämmerte es ihm, dass da vielleicht doch mehr an dieser ganzen Ballettsache war, als er bisher vermutet hatte.
Es machte ihn glücklich, sie hier in seinem Zimmer zu sehen. Das Zimmer, in das er schon seit längerem abends immer noch ein paar Stunden Arbeit investiert hatte, damit es endlich fertig wurde. Schließlich tat er hier jetzt wesentlich mehr als nur schlafen.
Einmal hatte sie ihre Ohrringe auf der Kommode neben dem Bett liegen lassen. Als er aufgewacht war und sie gesehen hatte, war er regelrecht zusammengezuckt. Die Ohrringe sahen so … so feminin aus.
Und dann war ihm der Platz auf dem Schrank leer vorgekommen, als Kate die Ohrringe genommen und wieder eingesteckt hatte.
Er würde sich genauer überlegen müssen, was diese seltsame Reaktion zu bedeuten hatte.
Sie zog sein Hemd über und ging zu ihrer Handtasche auf dem Stuhl.
„Ich werde dir ein Dutzend
Weitere Kostenlose Bücher