Tanz der Liebenden
Flanellhemden kaufen, nur damit ich dich darunter nackt sehen kann.“
„Ich nehme gerne an.“ Sie kam zum Bett zurück und ließ einen Umschlag auf seine bloße Brust fallen. „Die sind für dich.“
„Was?“ Verdutzt setzte Brody sich auf und öffnete den Umschlag. Zwei Flugtickets kamen zum Vorschein, was ihn nur noch mehr irritierte. „Was ist das?“
„Zwei Tickets nach New York. Für dich und Jack.“
Argwöhnisch runzelte er die Stirn. „Wieso?“
„Weil ich euch beide dabei haben will. Warst du schon mal in New York?“
„Nein, aber …“
„Umso besser. Dann kann ich euch beiden die Stadt zeigen. Der Direktor meiner Company hat Anfang der Woche angerufen“, erklärte sie. „Sie machen eine Sonderaufführung, nur eine Vorstellung, nächsten Samstag. Ein Wohltätigkeitsprojekt. Es werden verschiedene Ausschnitte aus den gängigsten Balletts gezeigt. Die Tänzerin, die den pas de deux tanzen sollte, ist wegen einer Verletzung ausgefallen. Nichts Schlimmes, glücklicherweise, es wird ihre Karriere nicht beenden, aber sie muss zwei Wochen pausieren. Deshalb hat er mich gebeten, für sie einzuspringen. Ich sollte eigentlich schon Montag hinfliegen, um zu üben, aber ich musste einiges umorganisieren, und so kann ich erst am Dienstag nach New York.“
Das war doch ganz einfach und klar, oder nicht? Sie würde Brody keinen Raum lassen, sich herauszuwinden, das hatte sie sich fest vorgenommen.
Er fühlte den kleinen Stich, dass sie schon wieder wegmusste. „Ich weiß, du wirst exzellent sein. Aber Kate, ich kann mir nicht einfach Jack greifen und fürs Wochenende nach New York jetten.“
„Warum nicht? Ihr fliegt Freitag nach der Schule und seid vor dem Abendessen in New York. Wir kommen bei meiner Schwester unter. Am Samstag siehst du dir die Stadt an, gehst mit Jack vielleicht aufs Empire State Building. Samstagabend Theater, die Ballettaufführung. Am Sonntag ein kleiner Stadtbummel zusammen, dann Dinner bei meinen Großeltern. Wir nehmen den letzten Flug zurück, und am Montag ist jeder wieder pünktlich in der Schule und bei der Arbeit.“ Sie reckte die Schultern und musste Luft holen. „Oh, und Mike bringst du natürlich mit. Die Kinder meiner Schwester werden aus dem Häuschen sein.“
Er hatte das Gefühl, in einer Kiste zu sitzen, und jemand hämmerte Nagel für Nagel den Deckel zu. „Kate, Leute wie ich tun so etwas nicht. Mal eben nach New York …“
„He, du fliegst doch nicht zum Mars, O’Connell.“ Lachend küsste sie ihn. „Nur ein kleines Abenteuer. Jack wird vor Freude in die Luft springen, und …“, den entscheidenden Schlag hatte sie bis zum Schluss aufbewahrt, wie jeder gute General, „… dann kann er seinem Freund Rod wenigstens einen kleinen Dämpfer wegen Disney World versetzen. Immerhin kann er dann von sich behaupten, dass er auf dem Gebäude war, von dem King Kong in einen tragischen Tod stürzte.“
Das saß. Brody musste an sich halten, um nicht unruhig im Bett hin und her zu rutschen. Ach was, Kiste. Er kam sich vor wie ein Fisch an der Angel, der den Haken schon geschluckt hatte und nicht mehr loskam. „Versteh es bitte nicht falsch, aber ich habe wirklich nicht viel für Ballett übrig.“
„So?“ Sie lächelte zuckersüß und klimperte mit den Wimpern. „Welche hast du denn schon gesehen?“
„Ich habe auch noch keine öffentliche Hinrichtung gesehen, und trotzdem weiß ich, dass das nichts für mich wäre.“
„Sieh es doch mal so. Du ermöglichst Jack, New York kennen zu lernen. Du hast zwei volle Tage, um dich bestens zu amüsieren. Dagegen stehen zwei Stunden Flug, in denen du dich zu Tode langweilen wirst. Das ist doch kein schlechter Deal, oder? Außerdem hast du mich noch nie tanzen gesehen.“ Sie verschränke ihre Finger mit seinen. „Ich wünsche mir, dass du mich wenigstens einmal auf der Bühne siehst.“
Er blickte mit gerunzelter Stirn auf die Tickets in seinen Händen. „Du hast wirklich nichts ausgelassen, was?“
„Das hoffe ich doch. Also, abgemacht?“
„Wenn Jack hört, dass er zum ersten Mal mit einem Flugzeug fliegen darf, wird er völlig ausflippen.“
Jack flippte nicht nur aus, er überschlug sich vor Freude und war nicht mehr zu bremsen. Auch dann nicht, als sie am Freitagnachmittag das Flugzeug bestiegen.
„Dad, kannst du nicht fragen, ob Mike bei uns sitzen kann? Er hat Angst in dieser Kiste.“
„Jack, ich habe dir bereits erklärt, dass das nicht erlaubt ist. Außerdem sind da doch noch zwei
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