Tanz der Liebenden
andere Hunde. Die drei werden sich bestimmt bestens unterhalten und genauso viel Spaß haben wie wir.“
„Na schön.“ Mit staunend aufgerissenen Augen sah Jack sich um, als sie durch die schmale Tür in die Maschine traten. „Dad, sieh nur!“ flüsterte er aufgeregt. „Da sind die Piloten.“
Der Steward begriff sofort. Jack bekam eine Führung durch das Cockpit und ein kleines Plastikflugzeug. Als die Startdurchsage kam, war Jack fest entschlossen, später einmal Pilot zu werden.
Während der nächsten fünfzig Minuten feuerte er eine Frage nach der anderen ab, meist die kleine Nase hartnäckig an die Fensterscheibe gedrückt. Als sie zur Landung ansetzten, klingelte es Brody in den Ohren, aber er musste zugeben, dass Jack einen Riesenspaß hatte.
Jetzt musste er nur noch die nächsten beiden Tage überstehen – bei Kates Familie. Und als ob das nicht reichen würde, einem Mann ernsthafte Kopfschmerzen zu bereiten, gab es da auch noch den Ballettabend.
Was treibst du hier eigentlich, O’Connell? fragte er sich in einem Anflug von Panik. Ein Wochenende in New York. Ein Abend im Theater. Warum, zum Teufel, bist du nicht zu Hause, schmirgelst Schränke ab und bereitest die freitagabendliche Pizza Spezial vor?
Die Frage konnte er sich selbst beantworten. Es war wegen Kate. Nach dieser Erkenntnis flammte die Panik, bis jetzt noch verhalten, lichterloh auf. Irgendwie hatte sie alles verändert.
Die Reisetasche in der einen Hand, Jacks Hand fest in der anderen, ging er durch das Gate und befahl sich, ganz ruhig zu bleiben – schließlich waren es ja nur zwei Tage –, und sah sich nach Kate um. Als er den großen blonden Mann erblickte, der aufgeregt winkte, ging er hastig die Gesichter aller Leute, die er kannte, in Gedanken durch, bis er bei Kates Schwager ankam. Himmel, wie hieß der Mann nur noch?
„Nick LeBeck.“ Nick nahm Brody die Tasche aus der Hand. „Ihr kommt bei uns unter. Kate wollte euch selbst abholen, aber sie ist bei den Proben aufgehalten worden.“
„Danke für die Mühe. Wir hätten auch ein Taxi nehmen können.“
„Kein Problem, gern geschehen. Habt ihr noch mehr Gepäck?“
„Mike.“
„Ach ja.“ Lachend schüttelte Nick Jack die Hand. „Schön, dich wieder zu sehen. Max kann’s kaum noch erwarten, bis ihr endlich bei uns seid. Ihr habt euch Silvester schon getroffen.“
„Ja, ich weiß, und Kate hat gesagt, ich kann bei ihm schlafen.“ Jack blickte Nick erwartungsvoll an.
„Richtig. Heute Abend veranstalten wir ein ganz großes Dinner. Magst du Fischkopfsuppe?“
Jacks Augen wurden tellergroß. Um nicht allzu unhöflich zu erscheinen, schüttelte er ganz langsam den Kopf.
„Das ist gut. Wir haben nämlich keine. Kommt, lasst uns Mike befreien.“
Es war lange nicht so unangenehm, wie er erwartet hatte, in einer fremden Stadt, in einem fremden Haus, mit Leuten, die er kaum kannte. Jack fand sich sofort zurecht und frischte seine kurze Freundschaft mit Max auf. Die beiden gluckten zusammen, als hätten sie sich erst gestern gesehen. Mike war bei allen der Hit, und vor lauter Aufregung pinkelte er mitten im Wohnzimmer auf den Teppich.
„Oh, entschuldigt, das tut mir wahnsinnig Leid. Dabei ist er schon fast stubenrein.“
„Wie unsere Kinder“, sagte Freddie ungerührt und reichte Brody einen Lappen. „Das sind wir gewohnt, nur der Himmel weiß, was dieser Teppich schon alles aushalten musste. Also, entspannen Sie sich wieder.“
Brody war erstaunt, aber er tat es tatsächlich. Es war interessant und faszinierend mit anzusehen, wie Jack mit Bruder und Schwester zurechtkam. Fast wie ein großer Bruder spielte er mit der dreijährigen Kelsey.
Was Brody zu dem Gedanken veranlasste, dass ein Einzelkind es vielleicht doch nicht immer so gut hatte, wie man glaubte.
„Brauchen Sie vielleicht eine kleine Pause?“ flüsterte Nick Brody zu und zeigte mit dem Kopf nach hinten zur Tür.
Diese Einladung nahm Brody nur zu gern an. Nick führte ihn in das Musikzimmer, in dem sich das alte Piano befand, das Nick schon seit über zehn Jahren aus reiner Sentimentalität behielt. In einem Regal blinkten mehrere polierte „Tonys“, auf der Bank lag ein Stapel Notenblätter. Mehrere tiefe, weiche Ledersessel standen herum.
Nick ging zu einem unauffällig in der Regalwand eingelassenen Minikühlschrank. „Bier?“
„Aber auf jeden Fall“, sagte Brody mit Inbrunst.
„Wenn man mit Kindern reist, weiß man, was man geleistet hat.“ Nick ließ Kronkorken springen,
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