Tanz der seligen Geister (German Edition)
recht so«, sagte ich, nicht so entmutigend, wie ich gerne gewollt hätte, denn ich habe immer einen Hang dazu, Leute, die ich aus irgendeinem Grunde nicht mag oder einfach nicht kennenlernen möchte, versöhnlich zu stimmen. Manchmal überschlage ich mich vor Höflichkeit, in der törichten Hoffnung, dass sie dann weggehen und mich in Ruhe lassen.
»Was Sie brauchen, das ist ein bequemer Sessel, in dem Sie sitzen können, während Sie auf eine Eingebung warten. Ich habe unten im Keller einen Sessel und noch alles Mögliche, seit meine Mutter letztes Jahr verstorben ist. Ein kleiner Teppich liegt unten in einer Ecke zusammengerollt, und da nutzt er niemandem. Wir könnten das so herrichten, dass Sie sich viel mehr zu Hause fühlen.«
Es gefällt mir aber so, wie es ist, sagte ich, doch, wirklich.
»Wenn Sie sich Vorhänge hinhängen wollen, werde ich den Stoff bezahlen. Das Zimmer braucht ein bisschen Farbe, sonst werden Sie hier noch trübsinnig.«
Ach i wo, sagte ich und lachte, das werde ich ganz bestimmt nicht.
»Bei einem Mann wäre das was anderes. Eine Frau möchte es ein bisschen gemütlicher haben.«
Also stand ich auf, trat ans Fenster und sah durch die Spalten der Jalousie hinunter auf die sonntäglichleere Straße, um der vorwurfsvollen Verletzlichkeit seines verfetteten Gesichts auszuweichen, und ich probierte die kalte Stimme aus, die in meinen Gedanken oft zu hören ist, aber große Schwierigkeiten hat, aus meinem feigen Mund hinauszudringen. »Mr. Malley, bitte bemühen Sie sich nicht weiter. Ich habe gesagt, es gefällt mir so. Ich habe alles, was ich brauche. Danke für den Hinweis auf die Glühbirne.«
Die Wirkung war abschreckend genug, um mich zu beschämen. »Ich würde nicht im Traum daran denken, Sie zu behelligen«, sagte er mit präziser Aussprache und beleidigter Traurigkeit. »Ich habe das nur zu Ihrer Bequemlichkeit vorgeschlagen. Wenn ich gewusst hätte, dass ich Sie störe, wäre ich längst gegangen.« Als er fort war, fühlte ich mich besser, sogar ein wenig beschwingt von meinem Sieg, obwohl ich mich immer noch ein wenig schämte, weil er so leicht gewesen war. Ich sagte mir, dass er früher oder später in seine Schranken gewiesen werden musste, also war es besser, es gleich zu Anfang hinter sich zu bringen.
Am folgenden Wochenende klopfte er an meine Tür. Sein Ausdruck der Demut war übertrieben, fast genug, um höhnisch zu wirken, doch in anderem Sinne war sie echt, und ich war verunsichert.
»Ich werde keine Minute Ihrer Zeit in Anspruch nehmen«, sagte er. »Ich wollte Ihnen auf keinen Fall zur Last fallen. Ich wollte Ihnen nur sagen, wie leid esmir tut, Sie neulich gekränkt zu haben, und ich möchte mich entschuldigen. Hier ist ein kleines Geschenk, wenn Sie es annehmen wollen.«
Er trug eine Pflanze, deren Namen ich nicht kannte; sie hatte dicke, glänzende Blätter und wuchs aus einem Topf, der verschwenderisch in rosa und silberne Folie eingewickelt war.
»Hier«, sagte er und brachte diese Pflanze in einer Ecke meines Zimmers unter. »Ich möchte kein böses Blut zwischen uns. Es ist alles meine Schuld. Und ich dachte mir, sie mag ja vielleicht keine Möbel annehmen, aber was ist mit einer hübschen kleinen Pflanze, die wird es Ihnen netter machen.«
Es war mir in diesem Augenblick nicht möglich, ihm zu sagen, dass ich keine Pflanze wollte. Ich hasse Zimmerpflanzen. Er sagte mir, wie sie zu pflegen war, wie oft sie gegossen werden musste und so weiter; ich bedankte mich bei ihm. Mir blieb nichts anderes übrig, und ich hatte das unangenehme Gefühl, unter diesem Versöhnungsangebot war ihm das sehr wohl bewusst und es freute ihn insgeheim. Er redete weiter und benutzte die Ausdrücke böses Blut, Kränkung, Entschuldigung . Ich unternahm einen Versuch, ihn zu unterbrechen, um zu erklären, dass es mir um einen Bereich in meinem Leben ging, in dem Zuneigungen oder Abneigungen keine Rolle spielten, und dass zwischen ihm und mir überhaupt kein persönliches Verhältnis notwendig war; aber das kam mir hoffnungslos vor. Wie konnte ich mich ganz unverhohlen gegen dieses Streben nach Nähe zur Wehr setzen? Außerdem hatte mich die Pflanze in ihrem Glanzpapier verwirrt.
»Wie geht’s mit dem Schreiben voran?«, fragte er, offenbar darauf bedacht, unsere unglücklichen Differenzen hinter sich zu lassen.
»Ach, so wie immer.«
»Wenn Ihnen jemals der Stoff ausgehen sollte, dann weiß ich eine Menge, worüber man schreiben kann.« Pause. »Aber ich stehle Ihnen
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