Tanz der seligen Geister (German Edition)
nicht dämpfen. Ich zog sogar in Erwägung, mit der Hand zu schreiben und wünschte mir wiederholt die Schallabdichtung des verruchten Chiropraktikers. Ich schilderte meinem Mann das Problem, und der sagte, das sei überhaupt kein Problem. Sag ihm, du hast zu tun, riet er mir. Das sagte ich ihm auch; jedes Mal, wenn er an meine Türkam, immer mit einem Mitbringsel oder einer Besorgung bewaffnet, fragte er mich, wie es mir gehe, und ich sagte, dass ich heute zu tun habe. Ah, sagte er, während er sich durch die Tür zwängte, dann werde er mich nicht lange aufhalten. Und die ganze Zeit über, wie ich schon sagte, wusste er, was in meinem Kopf vorging, dass ich mich kraftlos danach sehnte, ihn loszuwerden. Er wusste es, konnte es sich aber nicht leisten, darauf Rücksicht zu nehmen.
Eines Abends merkte ich auf dem Heimweg, dass ich einen Brief, den ich aufgeben wollte, im Büro hatte liegen lassen, und machte kehrt, um ihn zu holen. Ich sah von der Straße aus, dass in dem Zimmer, in dem ich arbeitete, Licht brannte. Dann sah ich ihn, er beugte sich über den Klapptisch. Er ging also nachts hinein und las, was ich geschrieben hatte! Er hörte mich an der Tür, und als ich hereinkam, hob er meinen Papierkorb auf mit den Worten, er wolle nur ein bisschen für mich aufräumen. Er ging sofort hinaus. Ich sagte nichts, merkte aber, dass ich vor Wut und Genugtuung zitterte. Einen triftigen Grund gefunden zu haben war ein Wunder, eine unsägliche Erleichterung.
Als er das nächste Mal an meine Tür kam, hatte ich sie von innen abgeschlossen. Ich kannte seinen Gang, sein vertrauliches, einschmeichelndes Klopfen. Ich fuhr fort zu tippen, laut, aber nicht ohne Unterbrechungen, damit er wusste, dass ich ihn gehört hatte. Er rief meinen Namen, als spielte ich ihm nur einen Streich; ich biss die Lippen zusammen, um nicht zu antworten. Wider alle Vernunft befielen mich Schuldgefühle, aber ich tippte weiter. An jenem Tag sah ich, dass die Erde um die Wurzeln der Pflanze trocken war; ich ließ sie so.
Ich war nicht auf das vorbereitet, was als Nächstes geschah. Ich fand einen Zettel an meiner Tür, auf dem stand, dass Mr. Malley mir verbunden wäre, wenn ich ihn in seinem Büro aufsuchen würde. Ich ging sofort hin, um es hinter mich zu bringen. Er saß an seinem Schreibtisch, umgeben von bescheidenen Beweisstücken seiner Macht; er sah mich von ferne an, wie jemand, der jetzt gezwungen war, mich in einem neuen und leider sehr ungünstigen Licht zu sehen; die Verlegenheit, die er an den Tag legte, schien nicht ihm, sondern mir zu gelten. Als Erstes eröffnete er mir mit theatralischem Widerstreben, dass er, als er mich aufnahm, natürlich gewusst habe, dass ich Schriftstellerin sei.
»Ich ließ mich davon nicht beeinflussen, obwohl ich Dinge über Schriftsteller und Künstler und solche Leute gehört habe, die nicht gerade vertrauenerweckend sind. Sie wissen schon, was für Dinge ich meine.«
Das war etwas Neues; ich hatte keine Ahnung, wohin es führen könnte.
»Sie sind also zu mir gekommen und haben gesagt, Mr. Malley, ich brauche einen Raum, in dem ich schreiben kann. Ich habe Ihnen geglaubt. Ich habe Ihnen einen gegeben. Ich habe keine Fragen gestellt. So ein Mensch bin ich. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Zweifel kommen mir.«
»Zweifel woran?«, fragte ich.
»Und Ihr Verhalten, das hat auch nicht gerade dazu beigetragen, mir die Sorge zu nehmen. Sie schließen sich ein und weigern sich, mir zu öffnen. Es ist doch nicht normal, sich so zu verhalten. Jedenfalls nicht, wenn man nichts zu verbergen hat. Es ist auch nicht normal für eine junge Frau, wenn sie einen Mann und Kinder hat, ihre Zeit damit zuzubringen, auf einer Schreibmaschine herumzuklappern.«
»Ich glaube nicht, dass Sie das …«
Er hob die Hand, eine verzeihende Geste. »Alles, worum ich Sie bitte, ist, dass Sie offen und ehrlich zu mir sind, ich glaube, das ist das Mindeste, was ich verdiene, und wenn Sie dieses Büro zu irgendwelchen anderen Zwecken oder zu irgendwelchen anderen Zeiten als angegeben benutzen und Ihre Freunde oder wen auch immer da empfangen …«
»Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
»Und noch eines, Sie behaupten, Schriftstellerin zu sein. Also ich bin recht belesen, aber ich habe Ihren Namen noch nie irgendwo gedruckt gesehen. Vielleicht schreiben Sie ja unter anderem Namen?«
»Nein«, sagte ich.
»Nun, ich bezweifle nicht, dass es Schriftsteller gibt, deren Namen ich noch nie gehört habe«, sagte er
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