Tanz der seligen Geister (German Edition)
plötzlich brach sie mit verdrehten Augen zwischen ihnen durch und verschwand um die Ecke der Scheune. Wir hörten die Pfähle klappernd umfallen, als sie über den Zaun setzte, und Henry schrie: »Jetzt ist sie auf der Weide!«
Was bedeutete, dass sie auf der langen, L-förmigen Wiese war, die neben dem Haus verlief. Wenn sie amHaus vorbeilief, konnte sie auf die Straße gelangen, denn das Tor stand offen; der Lieferwagen war heute Morgen auf die Wiese gefahren worden. Da ich auf der anderen Seite des Zauns der Straße am nächsten war, rief mein Vater mir zu: »Los, mach das Tor zu!«
Ich konnte sehr schnell rennen. Ich rannte durch den Garten, vorbei an dem Baum, wo unsere Schaukel hing, und sprang über einen Graben auf die Straße. Da war das offene Tor. Flora war noch nicht hinausgelangt, denn auf der Straße war sie nicht zu sehen; sie musste zum anderen Ende der Wiese gelaufen sein. Das Tor war schwer. Ich hob es aus dem Kies und schob es über die Auffahrt. Ich hatte es schon halb geschafft, als Flora in Sicht kam, sie galoppierte geradewegs auf mich zu. Es blieb nur noch Zeit, die Kette vorzulegen. Laird krabbelte durch den Graben, um mir zu helfen.
Doch statt das Tor zu schließen öffnete ich es so weit ich konnte. Ich traf keine Entscheidung, das zu tun, ich tat es einfach. Flora verlangsamte ihren Galopp keinen Augenblick lang, sie schoss direkt an mir vorbei, und Laird hopste ständig hoch und schrie: »Mach’s zu, mach’s zu«, auch nachdem es dafür zu spät war. Mein Vater und Henry erschienen einen Augenblick zu spät auf der Wiese, um zu sehen, was ich getan hatte. Sie sahen nur Flora in Richtung Stadt davontraben. Sie mussten denken, dass ich nicht rechtzeitig zum Tor gelangt war.
Sie verschwendeten keine Zeit darauf, mir Fragen zu stellen. Sie gingen in die Scheune zurück, holten das Gewehr und die Messer, die sie brauchten, und legten alles in den Lieferwagen; dann stiegen sie ein, wendeten und fuhren rumpelnd über die Wiese auf uns zu. Laird rief: »Lasst mich mit, lasst mich mit!«, und Henry hielt an, und sie holten ihn ins Auto. Als sie fort waren, machte ich das Tor zu.
Ich nahm an, Laird würde mich verraten. Ich fragte mich, was wohl mit mir passieren würde. Ich hatte meinem Vater bisher immer gehorcht, und ich konnte nicht verstehen, warum ich es getan hatte. Flora würde am Ende doch nicht davonkommen. Sie würden sie mit dem Lieferwagen einholen. Oder wenn sie sie nicht an diesem Morgen einfingen, würde jemand sie sehen und uns am Nachmittag oder am nächsten Tag anrufen. In unserer Gegend gab es kein offenes Land, zu dem sie laufen konnte, nur Farmen. Darüber hinaus hatte mein Vater für sie bezahlt, wir brauchten das Fleisch, um die Füchse zu füttern, und wir brauchten die Füchse für unseren Lebensunterhalt. Ich hatte es nur geschafft, meinem Vater, der bereits hart genug arbeitete, noch mehr Arbeit zu machen. Und wenn mein Vater es herausbekam, würde er mir nicht mehr trauen; er würde wissen, dass ich nicht völlig auf seiner Seite stand. Ich stand auf Floras Seite, und das machte mich für alle nutzlos, sogar für Flora. Trotzdem bedauerteich es nicht; als sie auf mich zugerannt kam und ich das Tor aufhielt, war es das Einzige, was ich tun konnte.
Ich ging zum Haus zurück, und meine Mutter fragte: »Was ist denn das für ein Tumult?« Ich erzählte ihr, dass Flora den Zaun umgerannt hatte und entkommen war. »Dein armer Vater«, sagte sie, »jetzt muss er überall in der Gegend herumjagen. Hat also keinen Zweck, das Mittagessen vor eins zu planen.« Sie stellte das Bügelbrett auf. Ich wollte ihr alles sagen, überlegte es mir aber anders, ging nach oben und setzte mich auf mein Bett.
In letzter Zeit hatte ich versucht, mir meinen Teil des Zimmers hübsch einzurichten, hatte das Bett mit alten Spitzengardinen zugedeckt und mir eine Frisierkommode hergerichtet mit Kretonneresten als Schürze. Ich plante, eine Art von Barrikade zwischen meinem und Lairds Bett zu errichten, um meine Hälfte von seiner zu trennen. Im Sonnenlicht waren die Spitzengardinen nur staubige Lumpen. Wir sangen abends nicht mehr. Eines Abends, als ich sang, sagte Laird: »Du hörst dich blöd an«, und ich sang weiter, aber am nächsten Abend fing ich nicht wieder an. Es war ohnehin nicht mehr so notwendig, wir hatten keine Angst mehr. Wir wussten, das waren nur alte Möbel da drüben, alter Krempel und Wirrwarr. Wir hielten uns nicht mehr an die Regeln. Ich blieb aber immer noch wach,
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