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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Gut – Sie zu tragen wäre ein wenig auffällig.« Er legte seinen Arm um Kits Taille, und sie gingen zu dritt zum Bühneneingang, wo Luciens Kutsche wartete.
    Eine halbe Stunde später saßen sie in der Küche von Strathmore House. Kit stellte fest, daß Lucien erstaunlich vertraut mit dieser Umgebung war.
    Mitternächtliche Raubzüge durch die Speisekammer waren für ihn anscheinend nichts Ungewöhnliches. Er entdeckte sogar einen Topf Suppe. Kit wärmte sie auf, während er Brot, Käse und eine Pastete zutage förderte.
    Trotz seines offensichtlichen Hungers konnte Jason Travers nicht viel essen. Als er seine Suppenschüssel von sich geschoben hatte, beobachtete er Kit. Sie fühlte seinen Blick und sah fragend auf.
    »Verzeihung«, sagte er. »Ich weiß, daß Sie nicht Kira sind. Wenn ich nicht erwartet hätte, sie zu sehen, hätte ich es sofort bemerkt. Aber die Ähnlichkeit ist erstaunlich.«
    »Sie sind nicht der erste, dem das passiert«, sagte sie. »Selbst unser Vater konnte uns nicht voneinander unterscheiden.«
    »Dann hat er nicht genau hingeschaut.« Seine Hand krampfte sich um seinen Bierkrug. »Wo ist Kira? Ich vermute, sie ist irgendwie in der Klemme.«
    Mit knappen Worten berichtete Kit von dem Verschwinden ihrer Schwester und ihrer eigenen Rolle. Jasons Gesicht verfinsterte sich, während sie sprach. Als sie fertig war, sagte er mit kaum verhohlener Wut: »Zum Teufel, ich habe seit Wochen das Gefühl, daß irgend etwas nicht stimmt, aber ich dachte, es ist eine von diesen fixen Ideen, die man im Gefängnis kriegt.« Er rieb die Narbe an seiner sichtbar pochenden Schläfe.
    »Wahrscheinlich bin ich deshalb geflohen – ich wußte, daß ich sie finden muß.«
    Kit spürte, daß er beinahe so verzweifelt war wie sie, und sagte beruhigend: »Wo sie auch ist, sie ist gesund – wenn es nicht so wäre, wüßte ich es.
    Und wir tun alles, was wir können, um sie zu finden.«
    »Sagen Sie mir, was ich tun kann«, sagte er mit steinerner Miene.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Lucien und goß ihm und sich mehr Bier ein. »Wenn nötig, werden Sie rekrutiert. Zuerst müssen wir herausfinden, wo sie ist. Aber jetzt sind Sie an der Reihe.«
    »Ja, ich möchte gerne wissen, wie Sie meine Schwester kennengelernt haben.«
    Jason schloß kurz die Augen, um seine Gedanken zu ordnen. »Vor vier Jahren setzte Ihr Familienanwalt mich davon in Kenntnis, daß ich der neue Graf war. Aufgrund der mangelnden Voraussicht des verstorbenen Grafen gab es kein finanzielles Erbe, deswegen schenkte ich dem Brief kaum Beachtung. Mein Großvater war ein jüngerer Sohn, der nach Amerika auswanderte und nur eine sehr lockere Verbindung zu seiner Familie unterhielt. Als Amerikaner konnte ich den Titel nicht in Anspruch nehmen, daher war das ganze Thema nur von theoretischem Interesse.
    Trotzdem, als meine Geschäfte mich nach England führten, merkte ich, daß ich neugierig war, woher meine Familie stammte. Als ich in Liverpool fertig war, fuhr ich nach Kendal. Der jetzige Besitzer führte mich durch das Haus und lud mich zum Essen ein. Ich besuchte die Dorfkirche mit all den Grabmälern verstorbener Travers und ritt über die Hügel und fand den ganzen Ausflug hoch interessant.« Er schnitt eine Grimasse. »Aber ich kann verstehen, warum mein Großvater weggegangen ist – ich hab’ noch nie einen so nassen, trübseligen Ort gesehen.«
    Kit lächelte. »Westmoreland ist feucht, selbst für englische Verhältnisse, aber man gewöhnt sich daran. Die Landschaft ist sehr schön.«
    »Auf eine einförmige Art und Weise«, stimmte er zu. »Ich wollte gerade abreisen, als der Besitzer des Gasthofes mir sagte, daß eine der Töchter des verstorbenen Grafen eingetroffen ist. Er sagte, Lady Kristine sei hier, weil sie und ihre Schwester nach und nach die Schulden ihres Vaters abbezahlten, und daß sie wahrscheinlich die letzte Rate bezahlen und sich bei den Gläubigern für ihre Geduld bedanken wollte.«
    Lucien warf Kit einen fragenden Blick zu.
    »Nicht Papas Spielschulden«, sagte sie. »Seine widerwärtigen Zechkumpane sollen meinetwegen in der Hölle schmoren. Aber wir wollten die Kaufleute bezahlen. Wir wären in Lumpen gegangen und hätten Porridge gegessen, wenn die Ladenbesitzer von Kendal der Familie keinen Kredit gegeben hätten.«
    Aus seinen Augen strahlte die Zärtlichkeit, die sie zu Gold werden ließ. »Was für ein ehrbares Paar ihr seid.«
    Sie malte eine Acht in das verschüttete Bier. »Kira hat mehr dazu

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