Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
Lucien?«
    Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Dolly hat mir angeboten, mich von einer Künstlerin wie ihr in die Wonnen des Masochismus einweihen zu lassen, aber ich habe abgelehnt. Die einzige Freude, die ich Schmerzen je abgewonnen habe, ist die Erleichterung, wenn sie nachlassen.«
    Weil Kit immer noch verwirrt schien, setzte er hinzu: »Vieles, was als pervers angesehen wird, ist in Wahrheit nur eine Variante eines als vollkommen normal angesehenen Verhaltens. Die meisten Paare spielen Spiele, um einander Freude zu bereiten – sie necken sich oder sie ringen oder sie verführen einander. Manche Leute gehen einfach weiter.«
    Sie verzog das Gesicht. »Sehr viel weiter.
    Trotzdem, so gesehen verstehe ich es ein bißchen besser. Glaubst du, daß Dolly dir die Namen ihrer Kunden verraten würde?«
    »Ich bezweifle, daß sie sie mir einfach geben wird, aber vielleicht bestätigt sie die Namen, die ich ihr nenne. Aber denk dran, es gibt keine Garantie dafür, daß der Mann, den wir suchen, ihr Kunde ist.«
    »Immerhin ist es ein Anfang. Frag sie nach Mace, Chiswick, Nunfield, Westley und Harford. Ich halte Harford zwar nicht für den Entführer, aber möglicherweise ist er indirekt beteiligt.« Sie sah jetzt kräftiger aus. »Wie bist du auf die Idee gekommen, daß meine Alpträume von Kira kommen?«
    »Linnie und ich hatten manchmal dieselben Träume, obwohl wir erst darauf gekommen sind, als wir neun waren und nach einer schlechten Nacht unsere Träume verglichen haben. Und dann war da noch die Kraft, die ich ihr geliehen habe.
    Erinnerst du dich?«
    »Ja, aber ich weiß nicht genau, was du damit meinst.«
    Sein Blick wurde verschwommen. »Das ist schwer zu erklären. Als wir noch klein waren, habe ich an ihrem Bett gesessen und ihre Hand gehalten, wenn sie krank war. Ich habe ihr gesagt, daß sie von meiner Kraft nehmen soll. Es war eine Art Spiel, aber es schien zu funktionieren. Sie wurde schneller gesund, und ich wurde leichter müde. Es funktionierte sogar, als ich nach Eton kam.
    Manchmal wachte ich morgens völlig erschöpft auf und erfuhr später davon, daß Linnie krank gewesen war.« Er unterdrückte die Erinnerung, bevor sie zu schmerzhaft wurde. »Ist es zwischen dir und Kira auch so?«
    »Vielleicht, ohne daß eine von uns beiden es erkannt hat. Wenn ich in einer schwierigen Situation bin, suche ich im Geiste nach Kira. Ich dachte immer, daß ich seelische Unterstützung suche, aber vielleicht habe ich ihr auch physische Energie genommen, ohne es zu beabsichtigen.«
    »Und jetzt hat der Strom sich umgekehrt, weil deine Schwester in Schwierigkeiten ist und sie von deiner Kraft zehrt, um ihre Lage ertragen zu können.« Er lachte auf. »Kannst du dir vorstellen, wie verrückt dieses Gespräch einem Nichtzwürdig erscheinen würde?«
    »Ich finde es sehr aufschlußreich.« Kit verstummte. In seinem riesigen Nachthemd sah sie schmal und zerbrechlich aus. Jetzt, wo sie den obersten Knopf aufgemacht hatte, klaffte das Kleidungsstück weiter als jede noch so gewagte Abendrobe. Sein Blick blieb an den schattigen Wölbungen haften, die sich undeutlich darunter abzeichneten. Er wußte, wie ihr Körper unter dem Leinen aussah. Sie waren ein Liebespaar, und er kannte die liebliche Kurve ihrer Taille, die Form ihrer weichen Brüste, die zärtliche Wärme ihrer Schenkel.
    Sein Mund wurde trocken. Bisher hatte er auf etwas, das er wollte, warten können, aber diese Fähigkeit schien ihm jetzt vollkommen abhanden gekommen zu sein. Seine Leidenschaft war wie ein Fieber und Kit das einzige Heilmittel. Er wollte mit ihr schlafen, mehr als alles auf der Welt, nicht nur, um seine Begierde zu befriedigen, sondern um die Nähe, nach der er sich sehnte, zu vertiefen.
    Das Bewußtsein, daß er die Macht hatte, sie von ihrem Entschluß abzubringen, half nichts. Es wäre so leicht gewesen: ein flüchtiger Kuß, ein zärtliches Streicheln, eine Hand auf ihrem Knie.
    Eine Liebkosung würde zur anderen führen. Bald würde ihre Leidenschaft der seinen ebenbürtig sein, und sie würde ihn mit unschuldigem Feuer empfangen.
    Und hinterher mußte sie ihn wegen seiner kurzsichtigen Selbstsucht verachten. Er fluchte im Geist herzhaft, zwang sich, sie anzusehen, und fragte ruhig: »Woran denkst du? Du siehst aus, als ob du etwas ausheckst.«
    »Am Freitag gibt das Marlowe die erste Vorstellung von Straße der Skandale«. antwortete sie. »Das Stück war in der Provinz ein großer Erfolg, und jetzt spielt es zum erstenmal in London.

Weitere Kostenlose Bücher