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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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die Kerze geheftet. Als er glaubte, daß sie soweit war, sagte er: »Dein linker Arm ist ganz leicht, so leicht, daß er schweben möchte. Laß ihn schweben.«
    Langsam hob sich ihr Arm, bis er deutlich über der Decke war. »Gut, sehr gut, Kit. Jetzt wird deine Hand schwer. Laß sie wieder sinken.« Ihr schlaffer Arm senkte sich.
    Während er sich auf den nächsten Schritt vorbereitete, spürte er den bizarren Drang, sie zu fragen, ob sie ihn liebte. Er unterdrückte den Gedanken. Dies war weder die Zeit noch der Ort, und er war sich nicht sicher, ob er eine ehrliche Antwort hören wollte.
    »Such nach Kira«, sagte er leise. »Sie ist müde und einsam, und es wird ihr bessergehen, wenn sie weiß, daß du da bist. Kannst du ihre Nähe spüren?«
    Kits graue Augen erhellten sich. »Ja. Kira, Kira, mein Schatz…«

    Zwischenspiel

    Sie war zum Sterben müde, als er sie verließ, aber sie fand die Kraft, sich das widerliche Kostüm vom Leib zu zerren. Dann rieb sie sich mit einem rauhen Handtuch ab, denn obwohl er sie nie körperlich mißbraucht hatte, fühlte sie sich nach jeder Sitzung beschmutzt. Heute nacht war es schlimmer als sonst. Er hatte eine Andeutung über ihr Schicksal gemacht, und es war schwer, der Angst, die sie empfand, nicht nachzugeben.
    Sie zog das längste, undurchsichtigste Hemd in ihrem Schrank an und legte sich hin. Sie hatte sich geschworen, sich keinerlei Selbstmitleid zu gestatten, aber die Verzweiflung war schwerer im Zaum zu halten.
    Wie immer benutzte sie den Gedanken an ihre Schwester als Schutzschild. Das Bewußtsein, daß sie nie wirklich alleine war, wirkte wie ein Zauberbalsam.
    Ihre Sinne verwirrten sich bereits, als sie einen warmen Hauch und eine sanfte Frage in ihrem Inneren vernahm: »Kira?«
    »Kit!« Sie war so überrascht, daß sie mit einem Schlag wieder wach war, während sie nach ihrer Schwester tastete. Das Gefühl von Nähe erlosch.
    Entsetzen, Angst, Einsamkeit.
    Nach einer Phase verzweifelten Suchens wurde ihr klar, daß sie sich entspannen mußte, wenn sie den Kontakt wieder herstellen wollte. Mit der gnadenlosen Willenskraft, die ihr bis jetzt den Verstand bewahrt hatte, zwang sie sich zur Ruhe.
    Dann öffnete sie sich ihrer Zwillingsschwester.

Kapitel 28
    Kits Gesicht verkrampfte sich. »Sie ist nicht mehr da!«
    »Bleib ruhig, entspann dich«, sagte Lucien beruhigend. »Kira war bestimmt erschrocken. Laß ihr Zeit, dich zu finden.«
    Mehrere angespannte Minuten vergingen, bevor Kira erleichtert aufatmete. Sie hatte den Kontakt zu ihrer Schwester wiedergefunden.
    Lucien fragte: »Ist Kira in London oder auf dem Land?«
    Kits Stirn krauste sich. »L-land.«
    »Weiß sie, wo?«
    Als Kit verwirrt aussah, schlug er vor: »Stell dir eine Karte von England vor. Da, wo London liegt, ist ein Kreuz eingezeichnet. Hat sie eine Vorstellung, wo sie, von London aus gesehen ist?«
    Nachdem eine Minute lang Schweigen geherrscht hatte, half er ihr weiter: »Norden? Westen?
    Süden? Osten?«
    »Weiß nicht«, sagte Kit unglücklich. Langes Schweigen, dann: »Aber… nicht weit außerhalb.
    Vielleicht zwei Stunden oder so.«
    Wenn das stimmte, engte das die Suche erheblich ein. »Wie sieht ihr Gefängnis aus?«
    »Dunkel. Immer dunkel, bloß Lampen.
    Schweigen. Wächter.« Die Decke hob und senkte sich über ihrer Brust, als ihr Atem heftiger wurde.
    »Nicht unangenehm, aber es ist schrecklich, die Sonne nicht sehen zu können.«
    »Weiß sie, wer ihr Entführer ist?«
    Kit keuchte, und Entsetzen huschte über ihr Gesicht. »Nein! Nein!«
    »Alles ist gut, Kit, du bist in Sicherheit«, sagte er rasch. »Sag Kira, daß wir sie finden werden und daß alles gut wird.«
    Statt sie zu beruhigen, riefen seinen Worte noch mehr Kummer hervor. »Nicht mehr viel Zeit. Die Tage… die Tage werden kürzer, und ich werde das neue Jahr nicht mehr sehen.« Tränen begannen, ihr über die Wangen zu fließen. Verzweifelt flüsterte sie: »Wein nicht, Kira, bitte, wein nicht, ich kann es nicht ertragen.«
    Ihr Jammer war herzzerreißend. Er stellte die Kerze weg und nahm ihre Hand. »Wir suchen nach dir, Kira«, sagte er eindringlich. »Und wenn wir dich gefunden haben, bringen wir dich so schnell wie möglich nach Hause.«
    Kits Gesicht verzerrte sich vor Erregung. »Ich will jetzt nach Hause.«
    »Je mehr du uns über deine Situation erzählen kannst, desto schneller können wir dich finden, Kira. Gibt es irgend etwas, das du uns über den Mann sagen kannst, so daß wir ihn identifizieren

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