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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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zu erwarten. Wahrscheinlich können wir einfach einbrechen und deine Schwester befreien, aber man kann nie wissen. Mir gefällt die Vorstellung nicht, dich irgendeiner Gefahr auszusetzen.«
    Sofort schnaubte sie: »Ich war nicht diejenige, die vor lauter Unbeholfenheit fast vom Dach gefallen ist.«
    Er lächelte und nahm ihre Hand. »Ich gebe mich geschlagen. Du mußt heute nacht bei mir sein und auf mich aufpassen.«
    Aber trotz seines Scherzes wollte seine Besorgnis nicht weichen. Während sie nach Strathmore House zurückfuhren, ging ihm ein Vers von Shakespeare nicht aus dem Kopf: »Nach dem Schmerz in meinem Schuh, kommt ein Unglück auf uns zu.«
    Der Mann, der seit Tagen die Marshall Street beobachtete, fluchte, als die Schauspielerin mit Strathmore in die Kutsche stieg und davonfuhr.
    Sein Arbeitgeber war außer sich gewesen, als die Entführung mißlungen war, und er hatte darauf bestanden, daß das Mädchen bis heute in seiner Gewalt sein mußte. Aber es war einfach unmöglich. Das dumme Ding war seit Tagen nicht zu Hause gewesen. Endlich war sie aufgetaucht, aber nur ein verdammter Narr hätte versucht, sie diesem schwächlichen Grafen, der sich als viel härter als seine Schale entpuppt hatte, unter der Nase wegzuschnappen.
    Er zuckte die Achseln und zog sich in den Raum zurück, den er gegenüber dem Haus seines Opfers gemietet hatte. Er wurde für seine Zeit bezahlt, also konnte er ebensogut hier sitzen und Ausschau halten, bis es Zeit für seinen Bericht wurde.
    Er gähnte. Wenn man ihn fragte, er hätte sich jemanden mit mehr Fleisch auf den Knochen geschnappt.
    Die hohen Eisentore von Castle Raine waren verschlossen, und weit und breit war kein Wächter zu sehen. Wenn es einen gab, dann vermutlich drinnen, wo es warm und trocken war.
    Michael hatte recht gehabt. Es stürmte, und Kit zitterte vor Kälte und Nässe, während sie am Tor wartete. Wenn es noch kälter wurde, würde die Welt sich in Eis verwandeln. Wenn alles gutging, waren sie bis dahin in Sicherheit und Kira wieder frei.
    Mit leisem metallischem Klirren beugte Lucien sich über das Schloß einer mannshohen Tür, die in das größere Tor eingesetzt war. Sie konnte nicht genau sehen, was er tat, aber er schien einen Schlüsselbund mit einer Vielfalt an Schlüsseln und Metallgeräten zu handhaben. Sie war nicht überrascht, als die Tür leise quietschend aufging, ein Geräusch, das sofort von Wind und Regen verschluckt wurde.
    Hinter ihr sagte Jason Travers mit einer Andeutung von Gelächter: »Wollen Sie mir weismachen, daß ich das lernen muß, wenn ich ein richtiger Graf werden will?«
    »Die wahre Wonne eines Daseins als Mitglied des englischen Adels besteht darin, daß man so exzentrisch sein kann wie man will«, erwiderte Lucien, während er die Tür hinter den anderen schloß.
    »Es geht weniger um deine Exzentrizität, Luce, sondern deine unglückseligen kriminellen Neigungen«, sagte Michael sanft. Die anderen schmunzelten.
    Kits Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und sie hätte die Männer für ihre Frivolität am liebsten geohrfeigt. Sie beherrschte sich, weil sie vermutete, daß der leichtfertige Ton eine männliche Art war, mit der Anspannung fertigzuwerden. Es war einfacher, eine Frau zu sein und ihre Angst zeigen zu dürfen. Lucien mußte ihren Zustand gespürt haben, denn er legte ihr eine beruhigende Hand auf den Rücken, während sie sich lautlos am Rand der Einfahrt entlang auf das Hauptgebäude zu bewegten.
    Der objektive, journalistische Teil ihres Verstandes machte sich Notizen darüber, wie es sein mußte, Krieg zu führen. Alle vier trugen dunkle Kleidung, Kit wieder einmal ihr Einbrecherkostüm. Selbst die Pferde im nahen Gebüsch waren unsichtbar, weil Michael alle weißen Markierungen in ihrem Fell schwarz übermalt hatte.
    Sie hätte nie daran gedacht; es war eine kleine, tröstliche Erinnerung daran, wieviel Erfahrung Michael in derartigen Missionen hatte. Mit seinem entschlossenen Gesicht, untrüglichem Blick und dem abgenutzten Karabiner auf der Schulter war er ein prachtvoller Anblick. Lucien und Jason sahen mit ihren Pistolen ebenso gefährlich aus.
    Kit betete, daß es nicht zu Gewalttätigkeiten kommen würde, aber falls doch, waren sie gut vorbereitet.

    Lucien hatte sie gefragt, ob sie eine Pistole wollte, aber sie hatte schaudernd abgelehnt. Das war einer der Züge, in denen sie sich von ihrer Schwester unterschied. Kira war eine ausgezeichnete Schützin, Kit hingegen hatte sich immer rundheraus

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