Tanz der Sinne
sich darin einhüllte, musterte sie Lucien genauso gründlich, wie er sie studiert hatte. »Sind Sie der Grund, warum Kit in letzter Zeit glücklich war?«
Überrascht sagte er: »Ich hoffe es. Sie können ihre Empfindungen genauso spüren wie Kit die Ihren?«
»Nicht so gut wie sie, aber meistens habe ich eine Ahnung. In letzter Zeit hat sie sich entsetzliche Sorgen um mich gemacht, aber ich habe auch intensive Freude gespürt.«
Interessant, sehr interessant. Er beschloß, diese Unterhaltung auf einen geeigneteren Zeitpunkt zu verschieben, und fragte: »Gibt es noch irgend etwas, das Sie mitnehmen wollen? Je eher wir hier wegkommen und Kit finden, desto besser.
Unglücklicherweise zelebrieren die Jünger heute eine Messe, und sie haben unsere kleine Rettungsaktion entdeckt.«
Kiras Gesicht wurde bleich, und er sah, daß die Furcht ihr immer noch in den Knochen saß. »Das letztemal, als er hier war, hat Mace mir gesagt, daß ich die Hauptattraktion für eine Vergewaltigung durch alle Satansjünger sein würde«, sagte sie stockend. »Hinterher sollte es eine private Zeremonie für ihn und seine engsten Verbündeten geben. Die ganze Zeit, seit ich hier gefangen bin, hat er auf heute nacht hingearbeitet. Er liebt es, die Rolle des sexuellen Sklaven zu spielen, aber sein endgültiges Ziel war, daß ich von seiner Hand sterben sollte.«
Lucien sah ihr fest in die Augen. »Halten Sie noch ein bißchen durch, Kira«, sagte er nachdrücklich.
»Sie dürfen die Nerven noch nicht verlieren.«
Sie schloß die Augen. Dann sagte sie: »Ich schaff’s schon.« Sie lächelte verzerrt und schob sich mit einer ganz und gar ihr gehörenden Geste das Haar aus der Stirn. »Hier gibt es nichts, das ich haben möchte. Außer…«
Sie durchquerte den Raum und öffnete einen Wandschrank. Er enthielt Peitschen aus verschiedenen Materialien. Sie ergriff die schwerste und erklärte: »Falls ich eine Waffe brauche.«
Er hob seine Pistole auf und schob sie aus der Tür. Im Wachraum sagte er: »Ich bin aus dieser Richtung gekommen, aber ich weiß nicht, ob wir so hinauskommen. Ein Fallgitter blockiert den Hauptgang. Außerdem muß Kit auf dieser Seite sein. Wissen Sie, wohin der andere Gang führt?«
Sie zuckte die Achseln. »Ich habe keine Ahnung, aber sehen wir doch einfach nach.«
Sie betraten den breiteren Gang. Lucien hoffte zu Gott, daß sie Kit schnell fanden, denn seine Angst um sie wuchs von Minute zu Minute.
Kapitel 37
Gut, daß der Feind sich zurückzog, denn der Rauch biß Michael so schrecklich in der Kehle, daß er eine Zeitlang außerstande war zu feuern. Als er wieder sprechen konnte, sagte er: »Geschlossene Räume sind nichts zum Kämpfen – es geht nichts über offenes Gelände.«
»Ich persönlich ziehe Schiffskanonen vor.« Jason lud seine Pistole nach. »Viel frische Luft, und der Feind bleibt auf Abstand. Sollen wir hier raus, bevor sie zurückkommen?«
»Ausgezeichnete Idee.« Nach einem neuen Hustenanfall keuchte Michael: »Zurück auf die Galerie. Es gab eine Tür am anderen Ende, die uns vielleicht um das Gitter herumführt.«
Hastig gingen sie zurück bis zu der Stelle, wo die zwei Korridore sich kreuzten. Sie wollten eben auf die Treppe zugehen, als sie aus dieser Richtung wütende Stimmen hörten. Die Wachen planten einen neuen Angriff. Der Saal mit den Satansjüngern lag in der anderen Richtung, und so rannten sie über die Kreuzung in den Gang, der eine Fortsetzung desjenigen darstellte, aus dem sie gekommen waren.
Als sie außer Sicht waren, blieben sie stehen, um ihren nächsten Schritt zu planen. Jason sagte:
»Sollen wir nicht doch die Treppen versuchen? Mit der Bande werden wir bestimmt fertig.«
»Wahrscheinlich«, stimmte Michael zu, »aber wir sind hergekommen, um jemanden zu befreien, nicht um einen Krieg anzuzetteln. Sehen wir zuerst nach, wohin dieser Gang führt. Es gibt einen Luftzug, er kann also keine Sackgasse sein.
Wenn wir Glück haben, finden wir noch einen Weg nach oben oder zumindest zu Luce und den Damen. Egal, was für ein verdammtes Labyrinth das hier ist, so riesig kann es nicht sein.«
Jason nickte, und sie setzten im Schein der einen Laterne, die den Angriff überstanden hatte, ihren Weg fort. Wie Michael gehofft hatte, machte der Gang eine Biegung und führte wieder zu seinem Anfang zurück. Der weiche Kalkstein war in diesem Teil mit Holzpfeilern abgestützt. Als Bergwerksbesitzer kannte er die Technik. Das Gestein mußte hier besonders schlecht sein, denn der
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