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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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ein Schrei. Lucien schnitt eine Grimasse. »Na schön, ich sehe nach. Bleib hier – rühr dich nicht von der Stelle. Falls irgend jemand aus diesen Tunnel kommt, lauf mir nach.«
    Sobald sie genickt hatte, rannte er geduckt den Gang entlang. Das Gefecht hatte beißende Rauchwolken erzeugt, aber sobald er wieder sehen konnte, erkannte er, daß Michael und Jason unverletzt waren. Beide hockten mit gezückten Waffen an der Wand, während weiter hinten Gestalten auf dem Rückzug waren. Ein schwarzbeturbanter Wächter lag regungslos auf dem Boden, und eine Blutspur bezeugte, daß mindestens einer der Flüchtenden verwundet worden war.
    Er beschloß, daß seine Freunde die Situation unter Kontrolle hatten, machte kehrt und ging zu Kit zurück. Sobald er um die Ecke bog, stieß er einen deftigen Fluch aus.
    Sie war nicht mehr da.
    Als Lucien verschwunden war, lehnte Kit sich gegen die Wand, dankbar für die Gelegenheit, zu Atem zu kommen. Aber während sie sich entspannte, drangen ihr die läutenden Glocken ins Bewußtsein. Das Geräusch durchbohrte sie wie ein Dolch und löste Panik aus, die wirklicher schien als die Außenwelt.
    O Gott, das Läuten muß bedeuten, daß er mich holen kommt! Heute nacht, hat er gesagt. Ich muß bereit sein.
    Kit preßte die Hände an die Schläfen. Sie wußte, daß sie Kiras Gedanken dachte, Kiras Furcht spürte. Keuchend versuchte sie, der Panik ihrer Zwillingsschwester zu entrinnen. Sie konnte nicht riskieren, jetzt die Kontrolle über sich zu verlieren.
    Sie dachte an Lucien, und es gelang ihr, sich von ihrer Schwester zu lösen. Als sie wieder klarer denken konnte, sandte sie einen stummen Hilferuf aus. Wo bist du? Wir sind ganz in deiner Nähe.
    Zeig mir, wie ich dich finden kann!

    Aber sie drang nicht zu ihr durch. Kiras Entsetzen war undurchdringlich und grell wie ein lodernder Brand, und Kit spürte, wie sie wieder in seinen Bann gezogen wurde. Noch einmal versuchte sie, bei Sinnen zu bleiben, aber noch ehe sie sich befreien konnte, packte die Angst sie wieder.
    Diesmal kam sie aus einer anderen Quelle.
    Irgendwie spürte sie, wie der Entführer sich ihrer Schwester näherte.
    Ihre Vernunft ließ sie ihm Stich. Blindlings, ohne zu denken, stieß Kit sich von der Wand ab und rannte in den linkesten Tunnel. In ihrer Vorstellung hatte sie eine undeutlich Karte, die ihre Schwester als stilles, weißes Licht zeigte, und den Entführer als eine schleimige Masse von Dunkelheit, die sich ihr von links näherte.
    Ihr Tunnel endete in einer breiteren, helleren Passage. Sie betrat sie und stand vor Lord Mace.
    Er war ein furchteinflößender Anblick, groß und in scharlachrot, mit barbarischen Ketten über der Brust und Waffen an seiner Hüfte. Als er sie sah, blieb er wie angewurzelt stehen.
    Keuchend von ihrem schnellen Lauf sagte sie wütend: »Ich lasse nicht zu, daß Sie sie noch einmal anfassen, Sie Ungeheuer.«
    Seine Augen leuchteten auf. »Nun, nun, bei meiner verderbten Seele, da ist die andere, Cassie die Zweite. Das Glück lacht mir.« Er begann, auf sie zuzupirschen. »Anscheinend wird mir die Erfüllung meines Wunschtraums doch noch vergönnt.«
    Erst jetzt schüttelte Kit die Trance ab, die sie hierher gebracht hatte. 0 Gott, sie mußte verrückt gewesen sein, daß sie nicht auf Lucien gewartet hatte. Jetzt stand sie diesem bösartigen Irren vollkommen unbewaffnet gegenüber. Sie hatte keine Chance gegen ihn.
    Aber sie konnte ihn aufhalten. Je länger er behindert war, desto größer war die Wahrscheinlichkeit, daß Lucien entweder sie oder Kira fand.
    Sie wußte, daß Mace keinen Angriff von ihr erwartete, und so stürzte sie sich auf ihn. Ihre plötzliche Attacke brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Sie fiel auf ihn. Bevor sie sich befreien konnte, packte er sie an den Schultern und rollte sich auf sie. »Was für ein flinkes Geschöpf du bist«, sagte er mit erschreckender Kälte. »Genau wie deine Zwillingsschwester.«
    Sie spie ihm ins Gesicht.
    Ein wildes Handgemenge folgte. Sie trat, schlug um sich und kratzte. Es gelang ihr, ihn zu verletzen, und sie fand wilde Befriedigung in dem Bewußtsein, daß dies nicht die Art Schmerz war, die ihm gefiel. Aber sie konnte nicht mehr erreichen, als das Unvermeidliche
    hinauszuzögern. Als er ihr eine Faust in den Unterleib rammte, war sie derartig gelähmt, daß sie keinen Widerstand leistete, als er ihr die Hände mit einem Taschentuch hinter dem Rücken zusammenband.
    Er zerrte sie hoch und sagte im Plauderton: »Ich hatte sogar

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