Tanz der Sinne
ist.«
»Wahrscheinlich hast du recht«, gab die Schauspielerin zu. »Aber wie willst du das anstellen? Selbst wenn Mr. Jones dir gezeigt hat, wie man Schlösser aufbricht, gehst du immer noch das Risiko ein, von den Dienstboten erwischt zu werden.«
»Ich gehe über die Dächer durch die Fenster im Obergeschoß. Es hat seine Vorteile, auf dem Land aufzuwachsen. Ich kann ziemlich gut klettern.«
Cleo erschauerte. »Ich wage nicht einmal, daran zu denken. Immerhin bist du bis jetzt ganz gut zurechtgekommen. Bete, daß dein Glück anhält.«
»Bisher war es nicht besonders zuverlässig.« Kit gab Viola, die hoffnungsfroh unter dem Tisch herumlungerte, ein Stück Käse. »Daß zwei Höllenhunde versucht haben, mich zu vergewaltigen, war nicht so schlimm – sie hatten; keine Ahnung, daß ich nicht die war, für die ich mich ausgegeben habe. Aber einer von den Klügeren hat mich erwischt, als ich sein Zimmer durchsucht habe, und mich von einem früheren Zusammentreffen wiedererkannt. Er hat mich gehen lassen, weil ich ihm ein ganzes Märchenschloß von Lügen vorgesponnen habe.
Ich glaube nicht, daß er den anderen etwas sagen wird, aber er hält mein Problem jetzt für gelöst, und wenn er mich noch einmall sieht, bin ich in der Klemme.«
Cleo kicherte. »Ich bin sicher, daß dir eine neue überzeugende Geschichte einfällt. Wer war der Mann?«
»Graf Strathmore.«
»Strathmore!« Cleos ausdrucksvolle Augenbrauen hoben sich. »Der alte Lucifer höchstpersönlich. Du lebst! wirklich gerne gefährlich.«
»Du weißt über jeden Bescheid.« Kit fing an, die juckende Stelle an der Innenseite ihres Schenkels zu kratzen, und beherrschte sich dann. Sie durfte keine Narbe riskieren. »Was weißt du über ihn?«
»Ich weiß nur sehr wenig, aber es gibt jede Menge Gerüchte über ihn«, sagte Cleo bedächtig.
»Er treibt sich in allen Klassen herum, von der niedrigsten bis zur allerhöchsten. Er ist kein Spieler, aber wenn er spielt, hat er teuflisches Glück, und angeblich hat er mehr als einen Mann ruiniert. Als er jünger war, galt er als der beste Fang auf dem Heiratsmarkt, aber ich hab’ gehört, daß die hoffnungsvollen Mamas ihn aufgegeben haben. Man fragt sich warum, immerhin ist er reich, gutaussehend und unverheiratet.«
»Nichts davon klingt besonders verrucht.«
»Klatsch wie dieser bedeutet natürlich nicht allzuviel«, stimmte Cleo zu. »Beunruhigender ist die Tatsache, daß ein- oder zweimal wohlbekannte Männer spurlos verschwunden sind.
Es wird gemunkelt, daß Strathmore etwas damit zu tun gehabt hat, aber er hat Freunde an allerhöchster Stelle, und niemand wagt, ihn öffentlich zu beschuldigen.«
Das war nicht gerade das, was Kit hören wollte.
Ihr Mund wurde schmal. »Dann ist er also möglicherweise ein Entführer, Mörder oder noch Schlimmeres.«
»Möglicherweise.« Cleos Miene wurde nachdenklich. »Ich hab’ ihn einmal in der Garderobe kennengelernt, und er hat mir gefallen.
Ein sehr charmanter Mann. Er hätte jede Frau in sein Bett locken können, aber er hat’s nicht getan. Das fand ich eigenartig, schließlich lassen sich nur wenige Männer eine attraktive Schauspielerin entgehen.« Sie wurde ernst. »Laß dich nicht wieder von ihm erwischen, Kit. Ich würde nicht ausschließen, daß er derjenige ist, den du suchst.«
»Ich mochte ihn auch.« Kit goß den Rest Tee in ihre Tasse. »Unglücklicherweise.«
»Wie steht’s mit deinen Tanzkünsten?«
Der bloße Gedanke machte Kit noch müder. »Ich glaube, ich kenne die Schritte«, sagte sie ohne Enthusiasmus.
»Laß sehen.«
Kit zwinkerte erstaunt. »Um ein Uhr nachts, im Nachthemd?«
Cleo grinste. »Warum nicht? Ich sing’ dir die Melodie vor.« Sie stand auf, ging ins Wohnzimmer und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Dann begann sie, mit voller Stimme zu summen.
Nervös schnürte Kit ihren Morgenrock enger und fing an zu tanzen. Die Schritte waren lebhaft, und je weiter sie kam, desto mehr Kraft schien sie zu haben.
Als sie fertig war, sagte Cleo kritisch: »Nicht schlecht, aber diesmal bitte etwas mehr Schwung.
Und zeig deine Beine, deswegen sind die Herren schließlich da.« Wieder fing sie an zu summen, und diesmal klatschte sie kräftig den Takt dazu.
Kit besann sich einen Augenblick und sagte sich vor, daß sie eine unwiderstehliche Kokette war, der Inbegriff männlicher Wunschträume. Sie stellte sich vor, daß Luden Fairchild sie beobachtete, seine Augen golden vor Begierde…
Hitze durchströmte sie bei diesem
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