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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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gewesen?«
    »Noch nicht, aber ich habe es vor«, sagte Lucien mit plötzlich erwachendem Interesse. »Ich habe gehört, daß es den zwei königlichen Theatern ernsthafte Konkurrenz macht.«
    »Das stimmt – ihre Komödien sind erstklassig.«
    Ives grinste. »Und sie haben die niedlichsten Tänzerinnen in ganz London.«
    »Haben Sie Ihr Auge auf eine geworfen?«
    »Mehr als mein Auge«, sagte Ives mit einem Hauch liebenswert jugendlichen Stolzes. »Hätten Sie Lust, sich mir anzuschließen? Ich treffe Cleo erst nach der Vorstellung, und ich habe eine ganze Loge für mich. Heute abend geben sie ihr erfolgreichstes Stück. Ich garantiere Ihnen, es ist sehr unterhaltend.«
    »Mit Freuden. Ich gehe gerne ins Theater, aber in letzter Zeit hatte ich immer zuviel zu tun.«
    Der jüngere Mann stürzte sich in einen kenntnisreichen Diskurs über das Theater in Vergangenheit und Gegenwart. Es war eindeutig eine Leidenschaft von ihm. Außerdem erwähnte er, daß er Lord Nunfield durch ihr beiderseitiges Interesse am Theater kennengelernt und diese Bekanntschaft ihn zu den Höllenhunden geführt hatte.
    Während sie ihren Port austranken, bemerkte Lucien: »Das Theater ist eine besondere Welt, und seine Bewohner sind ebenso
    außergewöhnlich.«
    »Ich bewundere ihre sorglose Lebensart«, sagte Ives nachdenklich, als sie das Speisezimmer des Clubs verließen. »Wäre es nicht wundervoll, wenn alle Frauen so wenig Hemmungen hätten wie Schauspielerinnen?«
    »Ich bezweifle, daß die Welt darauf vorbereitet ist.« Lucien ließ ihre Hüte und Mäntel bringen.
    »Wenn Sie einmal heiraten, würden Sie sich dann wünschen, daß Ihre Frau so freizügig ist wie eine Operntänzerin?« Ives lächelte zerknirscht.
    »Touche.« Beide nahmen ihre eigenen Kutschen, so daß sie später getrennt das Theater verlassen konnten. Sie trafen sich im Foyer wieder und gingen sofort in ihre Loge, da die Vorstellung bereits begonnen hatte.
    Nur die zwei Theater mit königlichen Patenten, Drury Lane und Covent Garden, durften »ernste«
    Stücke zeigen. Andere Theater wie das Marlowe umgingen das Gesetz, indem sie Musik und Tanz in ihre Vorstellungen einbauten und sie so als Konzerte verkauften. Lucien und Ives setzten sich, während das Orchester eine schwungvolle Darbietung von Handels »Wassermusik«
    beendete.
    Nach der Musik begann die Hauptvorstellung.
    Dem Programm zufolge hieß das Stück Die Zigeunerbraut. Es war eine turbulente Komödie, zu deren Auftakt ein flotter junger Adliger namens Horatio auftrat, der von seinem strengen Vater, dem Grafen von Omnium enterbt worden war, nachdem ein verruchter Vetter den Anschein erweckt hatte, daß Horatio den Familiennamen entehrt hatte. Verzweifelt floh der junge Mann in die Wildnis, wo er von einer Truppe Zigeuner vorm sicheren Tod bewahrt wurde.
    Als Horatio sich zu seinen neuen Freunden am Lagerfeuer gesellte, sagte Ives leise: »Gleich kommen die Tänzerinnen. Cleo ist die erste.«
    In prachtvollen Kostümen und mit klimpernden Armreifen stolzierten die Mädchen auf die Bühne.
    Cleo war ein munteres Kind mit einem hübschen Gesicht und keckem Blick. Als sie das Tambourin über ihren Kopf hob, was ihre eindrucksvolle Figur noch mehr zur Geltung brachte, sah sie zu ihrer Loge hinauf und strahlte Ives an. Sie sah aus wie die wundervolle Antwort auf eines jungen Mannes Gebet.
    Dann wichen die Tänzerinnen ein Stück zurück, und ein neues Zigeunermädchen wirbelte zu einem Solo auf die Bühne. Sie war keine große Schönheit, aber sie besaß die undefinierbare Eigenschaft, die den besten Schauspielern ermöglichte, jeden in Sichtweite in ihren Bann zu schlagen.
    Das Mädchen drehte eine Pirouette und sprang voller Lebensfreude über die Bühne. Dabei hoben ihre Röcke sich und entblößten ein Goldkettchen an ihrem wohlgeformten Knöchel. Als das Tempo sich steigerte, flogen ihre Röcke höher und gestatteten verführerische Blicke auf ihre Waden und gelegentlich ihre Knie. Sie hatte wahrhaft göttliche Beine.
    Als das Mädchen stehenblieb, traf ihr Blick den des hingerissenen Horatio. Die beiden starrten einander unverwandt an. Sie hatte ein elegantes Profil, edel wie das auf einer griechischen Münze…
    Lucien atmete scharf ein vor Schock. Es war unmöglich, vollkommen unmöglich. Mit gepreßter Stimme fragte er: »Dürfte ich ihr Opernglas ausborgen?«
    Ives reichte ihm das Glas bereitwillig. Die Vergrößerung bewies, daß Luciens Augen ihn nicht getäuscht hatten. Die langen Glieder und das

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