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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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alle Kerzen bis auf eine gelöscht und eine Miene äußerster Entrüstung aufgesetzt hatte, öffnete er die Tür. »Steht das Haus in Flammen?
    Ich kann mir nicht vorstellen, was sonst so wichtig sein könnte, daß es nicht bis morgen warten kann.«
    Im Gang stand Roderick Harford mit funkelndem Blick und aufgelöster Kleidung. »Ich will die Frau, die Sie da drinnen haben!«
    Lucien hob die Brauen. »Das geht nicht. Sie gehört mir, und ich bin sehr daran interessiert, das fortzusetzen, wobei wir gerade unterbrochen wurden.«
    »Das unverschämte Miststück hat versucht, mich zu bestehlen! Ich hab’ sie an meinem Schreibtisch erwischt.«
    »Ach?« Lucien verschränkte die Arme und lehnte sich an den Türrahmen. »Das muß schon länger her sein. Sie ist schon mindestens eine halbe Stunde lang hier.«
    »Aber ich hab’ sie eben hier reingehen sehen!«
    »Ganz bestimmt nicht«, sagte Lucien nachdrücklich. »Ihr Liebesvogel muß durch eine andere Tür entwischt sein. Sie sehen alle gleich aus.«

    Mit kriegerischer Miene versuchte Harford, sich an ihm vorbeizudrängen. »Ich will sehen, wer in Ihrem Bett liegt, vorher gehe ich nicht.«
    Luciens Arm versperrte ihm den Weg. »Das kann ich unmöglich gestatten«, sagte er mit gefährlich leiser Stimme.
    »Ich habe Sie nicht um Erlaubnis gefragt, Strathmore.« Wieder wollte Harford ihn beseitestoßen.
    Lucien packte den rechten Arm des anderen und drehte ihn ihm auf den Rücken. Als Harford begann, sich zu wehren, verdrehte Lucien ihm das Handgelenk, bis der Schmerz unerträglich wurde.
    »Wenn Sie darauf bestehen, werde ich Sie fordern müssen«, sagte er kühl. »Das wäre bedauerlich –
    sehr unfein, den Bruder seines Gastgebers zu erschießen.«
    Als Harford sich über die Umstände klarwurde, hörte er auf zu kämpfen. Lucien ließ sein Handgelenk los, aber sein Widersacher war noch nicht fertig. Wütend sagte er: »Sie und die Schlampe arbeiten zusammen, was?«
    Luciens Augen wurden schmal. »Sie fangen an, mich zu ärgern, Roderick. Ich habe Gründe, die Identität der Dame geheimzuhalten, und sie haben ganz und gar nichts mit Ihnen zu tun.«
    »Was für Gründe?«
    Lucien hob den Blick zum Himmel. »Ganz abgesehen von der selbstverständlichen Diskretion ist es eine bedauerliche, aber nicht zu leugnende Tatsache, daß nicht alle Gatten den Zeitvertreib ihrer Frauen tolerieren.«
    Nach einem weiteren Schweigen lachte Harford betreten. »Eine verheiratete Frau. Daß ich nicht daran gedacht habe.«
    »Allerdings. Jetzt seien Sie so gut und suchen Sie Ihre kriminelle Schöne anderswo. Die nächste Tür führt zur Dienstbotentreppe, nicht wahr? Vielleicht ist sie da entlang.«
    Harford furchte die Stirn. »Wahrscheinlich. Bei der schlechten Beleuchtung und auf die Entfernung war schwer zu sehen, welche Tür sie aufgemacht hat.« Beim Hinausgehen setzte er schroff hinzu:
    »Tut mir leid. Ich habe mich sehr unpassend benommen.«
    »Angenommen. Aber stören Sie mich heute abend nicht noch einmal.« Lucien schlug die Tür zu und schloß ab. Dann schob er den Schlüssel unter das Polster eines Sessels.
    Diesmal würde sie ihm nicht entwischen.
    Er horchte auf das verhallende Geräusch von Harfords Schritten, und dann auf das leise
    .Quietschen der nächsten Tür. Mit der ihm angeborenen Neugier hatte Lucien die Treppe gleich nach seiner Ankunft erkundet. Harford würde lange im Haus herumirren, bevor er seine Suche schließlich aufgab.
    Dann sagte er: »Sie können jetzt
    herauskommen.«
    Vorsichtig schob sie die Decke zurück und setzte sich auf, umgeben von Leinen und blauer Seide.
    Die Atmosphäre vibrierte von vielfältigen Emotionen: Zorn, Betrug, Verzweiflung und Verlangen. Das vor allem, Verlangen.
    Aber für Lucien kam der Zorn gleich danach.
    »Dann waren das vorhin tatsächlich Sie«, sagte er leise und unerbittlich. »Ich bin froh, daß mein Instinkt noch gesund ist. Was haben Sie diesmal als Entschuldigung anzubieten?«
    Sie verzog das Gesicht. »Daß Ihnen unter diesen Umständen gegenüberzutreten in vieler Hinsicht schlimmer ist, als mit Roderick Harford fertigzuwerden.« Unter eindrucksvoller Mißachtung gegenüber der teuren Seide wischte sie sich mit dem Saum ihres Dominos einen Großteil der Schminke vom Gesicht. Leicht verschmiert und sehr verjüngt, setzte sie widerwillig hinzu: »Immerhin habe ich ihn nur einmal provoziert.«
    * Ihr Sarkasmus steigerte seinen Zorn noch.
    »Vielleicht hätten Sie Ihr Glück mit ihm versuchen sollen. Sie haben mich um

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