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Tanz der Sinne

Tanz der Sinne

Titel: Tanz der Sinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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gleichmäßig.
    Sie schloß sich der größten Gruppe von Gästen an, damit er sie aus den Augen verlor, und schlüpfte dann aus dem Ballsaal. Als sie sicher draußen angekommen war, lehnte sie sich zitternd an die Wand. Wie hatte sie nur so unbedacht sein können? Sie hätte sofort gehen sollen, als er sich ihr genähert hatte. Und wie lange war sie mit ihm zusammen gewesen? In einer Stunde, hatte Harford gesagt, und mindestens die Hälfte davon mußte verstrichen sein. Sie hatte keine Zeit zu verlieren.
    Hastig schüttelte sie die Kiesel aus ihren Schuhen.
    Sie waren unbequem und jetzt auch unnötig.
    Dann lief sie so schnell wie möglich die Treppe hinauf. Ein paarmal sah sie andere Paare in den Ecken oder auf dem Weg in ein Schlafzimmer, aber sie waren alle viel zu sehr mit sich beschäftigt, um sie zu beachten.
    Blackwell Abbey war in Form eines U’s angelegt, mit einem Mittelteil, der von zwei kürzeren Flügeln eingerahmt wurde. Dutzende von identischen Türen öffneten sich auf schwach beleuchtete Gänge. Um Gäste vor peinlichen Irrtümern zu bewahren, verkündeten elegant geschriebene Karten die Insassen jedes einzelnen Raumes. Mißtrauisch beäugte sie die Tür, an der Strathmores Name stand, obwohl sie wußte, daß er noch unten sein mußte.
    Sie erreichte das Ende des Ganges und zog den Schlüssel aus ihrem Mieder. Dann vergeudete sie zwei Minuten mit dem Versuch, die Tür zu öffnen.
    Vielleicht spielte Harford irgendein idiotisches Spiel mit ihr.

    War sie vielleicht an der falschen Tür? Sie dachte nach und merkte, daß sie im Ost- statt im Westflügel war. Innerlich fluchend und mit einem weiten Bogen um Strathmores Tür ging sie zurück. Rechts um die Ecke, den Hauptkorridor entlang, dann wieder rechts. Die letzte Tür links.
    Diesesmal griff der Schlüssel, und sie trat in ein Wohnzimmer. Sie schloß hinter sich ab, so daß sie vorgewarnt war, wenn Harford kam, falls sie nicht schon vorher verschwunden war.
    Im Raum brannte eine einzelne Kerze. Sie sah sich um und fragte sich, wonach sie suchen sollte.
    Sie hatte schon einmal ein Zimmer durchsucht, in dem Harford wohnte, aber damals war er Gast in einem fremden Hause gewesen. Dieses Wohnzimmer und das anschließende
    Schlafzimmer waren Orte, an denen er tatsächlich einen Teil des Jahres verbrachte, und er mußte die Spuren seiner Persönlichkeit hinterlassen haben.
    Sie fing an zu suchen. Der Bücherschrank enthielt eine eindrucksvolle Auswahl an schlüpfriger Lektüre, abstoßend und ohne Nutzen für sie. Sie öffnete den Schrank und fuhr mit den Händen zwischen die Kleider, um irgendeine undefinierbare Spur zu finden. Dann wandte sie sich seinem Schreibtisch zu und fing an, in panischer Hast seine Papiere zu durchwühlen, während sie betete, daß er unten aufgehalten wurde.
    Der Schreibtisch enthielt zwei Schubladen voller Rechnungen, allesamt unbezahlt. Eine andere Schublade enthielt detaillierte Liebesbriefe in verschiedenen Handschriften. Sie überflog sie, fand aber nichts als Unsinn. Offenbar hatte Harford keine Vorliebe für intelligente Frauen.
    In der mittleren Schublade lag ein Tagebuch mit knappen Eintragungen. Sie studierte sie ein paar Minuten lang und merkte voller Abscheu, daß sie eine Aufstellung der Frauen enthielten, mit denen er geschlafen hatte, komplett mit einer Beurteilung ihrer Geschicklichkeit und ihrer Bereitwilligkeit, auf seine besonderen Vorlieben einzugehen. Wenn sie wirklich die Dirne gewesen wäre, die sie ihm vorgespielt hatte, wäre sie dazu bestimmt gewesen auf diesen Seiten zu enden.
    Sicher hätte er eine Notiz über ihre Tätowierung gemacht.
    Sie blätterte die Eintragungen der letzten Monate durch, fand aber nichts, was ihren Verdacht bestätigte. Sie beugte sich gerade vor, um die unterste Schublade herauszuziehen, da bellte eine wütende Stimme: »Was zum Teufel treibst du da?«
    Sie fuhr hoch und sah Harford in der Tür stehen.
    Himmel, warum hatte sie nicht daran gedacht, daß er vielleicht einen zweiten Schlüssel hatte?
    Sie hatte nur eine Chance – sie mußte frech sein.
    »Ich wühle in Ihrem Schreibtisch, was sonst«, sagte sie unschuldig. »Ich habe angefangen, mich zu langweilen, Monsieur, da hab’ ich beschlossen, mich ein wenig umzusehen.«
    »Laß das nächstemal deine Finger von Schreibtischen«, sagte er mit nachlassendem Zorn. »Du bist Französin? Vorhin habe ich das gar nicht gemerkt.«
    Sie hatte die Rolle gespielt, die sie für Strathmore angenommen hatte! »Im Schlafzimmer bin

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