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Tanz des Lebens

Tanz des Lebens

Titel: Tanz des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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Faye sich an den Tisch und sie beschlich die leise Ahnung, dass Page ihr nur sehr widerwillig den erbetenen Gefallen tat. Während sie gedankenverloren ihre Hände in Merlins plüschig schwarzem Fell vergrub, piepste ihr Handy. »Wenn man von Teufel spricht«, murmelte Page beim Rausgehen. Irritiert sah Faye erst ihr nach, dann schaute sie auf ihr Handy und las die SMS:
     
    WO BIST DU??? Luke macht sich Sorgen. Q
     

     
    Die Fahrt zum Bahnhof verlief in frostigem Schweigen. Das bemüht fröhliche Geplapper von Liam und Luke war angesichts der wütenden Mienen von Faye und Quin ziemlich schnell wieder verstummt. Quin saß vorne auf dem Beifahrersitz neben dem persönlichen Chauffeur von U Thaala. Er schätze mal vorsichtig, dass es seine Schuld war, dass Faye sich so still verhielt. Seit sie heute in der Frühe ihre Rucksäcke gepackt und sich anschließend alle in der Küche versammelt hatten, herrschte tiefste Funkstille.
    Nur einmal erwachte sie kurzzeitig aus ihrem selbstauferlegten Schweigegelübde. Mit den Worten “Trink das, das hilft dir während der Fahrt, nicht wieder den Teppich zu versauen“, hatte sie ihm beim Frühstück ein Glas mit einer milchiggrünen Flüssigkeit auf den Tisch geknallt, die im Übrigen abscheulich schmeckte. Seitdem hüllte sie sich in Schweigen.
    Ab und zu sah Quin in den Rückspiegel. Faye saß mit verschränkten Armen zwischen Liam und Luke auf dem Rücksitz, stumm das Gesicht auf die vorbeiziehenden Landschaft gerichtet, trotzdem schien ihr Blick ihn zu verbrennen. Er spürte ihn wie Messer, die seinen Rücken durchbohrten. Wahrscheinlich war sie wegen gestern noch immer sauer auf ihn. Vielleicht war er ein bisschen zu hart zu ihr gewesen. Aber das war nicht seine Schuld.
    Nachdem sie schon seit Stunden verschwunden war, ohne dass irgendjemand wusste, wo sie war, hatte sich Luke und Liams Panik irgendwann auch auf ihn übertragen. Und da er noch nie sehr gewandt im Umgang mit Worten war, schätzte Quin, dass er sich vielleicht etwas im Ton vergriffen haben könnte. Verdammt. Er hasste Liam dafür, dass er das Mondmädchen in ihr Leben gelassen hatte.
     

     
    Die Schmerzen setzten ein, kaum dass der Abfahrtspfiff ertönte und der Zug sich in Bewegung setzte. Sie standen noch im Gang. Liam suchte ihr vorreserviertes Abteil in der Touristenklasse.
    »Mir ist schwindelig. Und mein Kopf platzt gleich.« Stöhnend ließ Quin seinen Rucksack zu Boden fallen und schüttelte sich benommen.
    »Das hoffe ich«, flüsterte Faye gehässig in sein Ohr.
    Aber ihm war nicht nach einem Schlagabtausch zumute. Unterdrückt zischte er Liam eine unflätige Beschimpfung zu, als dieser besorgt auf ihn zustürzte.
    »Wow, wow, wow … Okay, chill out, Quin. Ganz ruhig, okay«, ging Faye dazwischen. Und zu Liam gewandt sagte sie: »Da dieser Macho hier die Fahrt nicht so gut verträgt, habe ich gestern seinen Fahrschein telefonisch in ein Schlafabteil umgebucht. Das ist im oberen Abteil. Geht ihr ruhig schon vor. Ich bring ihn ins Bett und finde euch dann schon.«
    »Wenn du meinst. Mach nicht so lange, wir warten auf dich«, erklärte Liam mit zusammengepressten Lippen.
     

     
    Das Schlafabteil war ganz in Blau gehalten. Es gab ein kleines Sofa, einen Ecktisch und sogar ein kleines Bad mit einer eigenen Toilette und einem Waschbecken. Doch viel bekam Quin davon nicht mit. Ihn interessierte nur das Bett, das sich an der rechten Wandseite befand und dem er sich jetzt schwankend näherte. Ächzend ließ er sich in die weißen Laken fallen. Seine Bewegungen wurden langsamer. Er verspürte eine bleierne Müdigkeit.
    Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er, wie Faye einen Plastikbecher vom Waschbecken nahm, ihn mit Wasser füllte und einige Tropfen aus einem kleinen Fläschchen hineinzählte. Wahrscheinlich wollte sie ihn damit endgültig um die Ecke bringen, das Zeug sah genauso aus wie das von heute Morgen und seit er es getrunken hatte, fühlte er eine benommene Müdigkeit. Als Faye damit auf ihn zukam, ruckte der Zug kurz und sie stützte sich mühsam an der Wand ab. »Was ist das eigentlich? Willst du mich vergiften?«, fragte er argwöhnisch.
    »Genau das ist der Plan«, bestätigte sie mit undurchsichtiger Miene. »Trink das jetzt. Das ist Arsen. Das wirkt totsicher und dann hab ich endlich Ruhe vor dir.« Er verschluckte sich fast, aber ein Blick in ihre jetzt wieder spitzbübische Miene beruhigte ihn etwas. Der Zug setzte sich rhythmisch in Bewegung. Faye nahm ihm das Glas aus der

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