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Tanz des Lebens

Tanz des Lebens

Titel: Tanz des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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Ort mit dieser ihr seltsam vertraut wirkenden Person zu sitzen, die sie jetzt aufmerksam ansah. »Bitte nenn mich doch Page«, bat sie und legte ihre feingliedrige Hand auf ihre. »Ich habe gefühlt, dass du kommst. Und eigentlich …« Sie unterbrach sich und betrachtete für einige Sekunden Merlin. »… habe ich dich schon früher erwartet.«
    Auf Fayes erstaunten Gesichtsausdruck reagierte sie mit einem verständnisvollen Lächeln. »Ich habe manchmal Visionen und noch eine andere … außergewöhnliche Gabe.«
    »Eine besondere Gabe. Welche?«, erkundigte sich Faye neugierig. »Bist du auch ein Nat-Charmer?«
    »Nein, das bin ich nicht. Und ich bin auch kein Jäger. Das Kämpfen und das Beschwören der Natdämonen überlasse ich dem Gründerrat und den Mitgliedern des Jade-Zirkels.« Ein kurzen Schweigen setzte ein, bevor Page leise sagte: »Ich habe die Gabe, ein Element zu beschwören.«
    »Welches?«
    »Wasser.«
    Faye, die mit dem Finger die Sahne aus ihrer leeren Tasse aufschleckte, hielt mitten in der Bewegung inne. »Du bist eine Wasserbändigerin?«
    Page lachte und dieser Klang streichelte Fayes Ohren wie eine lange vergessene, verschüttete und ihr doch bekannt vorkommende Melodie. »So ähnlich könnte man das formulieren«, erzählte sie zögernd. »Ich bin eine Yeidevi. Ich stamme von dem jahrhundertealten Wasser-Zirkel, der Jadéé-Medusa ab. Die Wassergöttin ist die Hüterin unseres Zirkels, der seinen Ursprung in Burma hat, wo ich ursprünglich herkomme.«
    Das erklärte die Ähnlichkeit mit den Noyee-Geschwistern: die ausdrucksstarken Augen, die honigfarbene Haut und ihre blauschwarzen Haare. Faye fühlte sich wie bei einer Scharade oder in einem schlechten Film. Erst wurde sie unfreiwillig in eine dunkle Welt von Ice Whisperern, Jägern und Natdämonen gerissen und jetzt das hier. Diese seltsame Geschichte brachte sie vollends durcheinander. Warme, beruhigende Finger verschlangen sich mit ihren Händen, als Page fortfuhr zu erzählen.
    »Als die Gründerfamilien von Mandalay 1966 vor der Militärjunta in Burma fliehen mussten, wurde unter anderen ich ausgewählt, um sie zu begleiten. Denn der Gründerrat wusste, dass mit unserer Flucht das versiegelte Portal gefährdet war. Sollte es den Ice Whisperern und Natdämonen gelingen, sich aus der gebannten Gruft in der Anderswelt unter der Erde zu befreien, brauchte der Rat meine Hilfe.«
    »Ich träume oft von einen verborgenem Portal und höre dabei einen Fluch«, gestand Faye, »aber von Yeidevis habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Die wenigsten Menschen haben je etwas von unserer Art gehört«, sagte Page. »Es gibt nur wenige Yeidevis. Um das Element Wasser zu beherrschen, müssen sie lernen, mit ihrem gesamten Körper und ihrem Geist in eine perfekte Harmonie zu gelangen. Denn nur eine vollkomme Ruhe kann die Wogen und Flutwellen angreifender schwarzer Mächte glätten.«
    Page hielt kurz inne und senkte den Kopf nachdenklich, um auf ihre Hände zu blicken. In die aufkommende Stille, erhob sich der schwarze Hund von seinem behaglichen Platz vor dem Kamin und legte Page vertrauensvoll eine Pfote in den Schoß. Das brachte sie zum Lachen.
    »Merlin will, dass ich dir auch den Rest erzähle«, lächelte sie. »Nun, es ist einfach. Mit meiner Medusenkraft und der Ruhe, die mein Geist ausstrahlt, helfe ich den besessenen Menschen, in die ein Ice Whisperer eingedrungen ist, um von ihren Körpern Besitz zu ergreifen.«
    Angespannt horchte Faye auf. »Wie rettest du sie?«
    »Nun, retten ist vielleicht nicht das richtige Wort, keiner kann sie retten, auch ich nicht. Aber ich versuche ihre Qualen zu lindern. Auch wenn sie es selber nicht mehr spüren können, für ihre Familien und Angehörigen ist es wichtig, dass sie an einem behüteten Ort ihren Frieden finden, bevor sie sterben müssen.«
    »Also, vorhin im Flur, da habe ich komische Geräusche und Schreie gehört, waren das die Besessenen?«, flüsterte Faye.
    »Ja … möchtest du sie sehen«, fragte Page zögernd. Faye nickte stumm. Eigentlich fühlte sie in ihrem tiefsten Inneren panische Angst und wollte, wenn sie ehrlich war, lieber die Beine in die Hand nehmen und so schnell sie konnte weglaufen – weit weg von dieser dunklen, bedrohlichen Seite einer dämonischen Welt, die ihr bis vor Kurzem gänzlich unbekannt war.
    Aber Luke war mit einem Todessiegel geprägt und auch Liam, und sie selbst war auch damit gezeichnet. Und plötzlich erinnerte sie sich an Quins Worte: Man muss so viel wie

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