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Tanz des Lebens

Tanz des Lebens

Titel: Tanz des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Balcaen
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Schleier zwischen den beiden Welten ist. Und sobald sich das Portal schließt, verlieren sie mit jeder Minute mehr Energie, bis sie irgendwann in die Anderswelt zurückgezogen werden. Vorher entfesseln die Dämonen ein tödliches Szenario, bei dem so viel dunkle Energie freigesetzt wird, wie du es jetzt bei Deborah siehst.«
    Voller Mitleid sah Faye zu Jack rüber, der sich schluchzend über seine leise vor sich hinwimmernde Frau warf. Sie sah jetzt wieder vollkommen normal aus. Faye kämpfte mit den Tränen, als dabei Lukes Bild vor ihren Augen aufflackerte. Page schien zu ahnen, was ihr im Kopf herumging, und umarmte sie stumm.
    »Dagegen sind wir machtlos. Auch ich. Die Untoten kämpfen um die Lebenden. Leider ist der besessene Mensch dabei immer der Verlierer. Die Angehörigen bringen sie meistens schon im Anfangsstadium hierher, weil sie alleine mit der Situation überfordert sind. Ab dann geht es sehr schnell, ist aber auch sehr schmerzvoll für den Besessenen. Erst kommen die Alpträume, dann kämpft der Dämon mit dem Geist des Menschen, um den Körper zu beherrschen. Meist dauert es nur wenige Wochen, bis sie qualvoll sterben.«
    »Wie lange sind wenige Wochen?«
    »Niemals mehr als vier.«
    »Und wie lange ist …« Faye versagte die Stimme, doch Page folgte ihrem verzweifelten Blick. »Drei Wochen und fünf Tage. Deborah hat es bald überstanden – und Jack auch.«
    »Warum tust du dir das alles hier an?«
    »Warum ich sie hier aufnehme?«, fragte Page mit einem resignierten Lächeln. »Hat nicht jeder Mensch, egal ob besessen oder nicht, das Recht, in Würde zu sterben? In einem normalen Krankenhaus würden die Ärzte sie elendig krepieren lassen, weil sie es als eine Geisteskrankheit abtun. Und das möchte ich ihnen ersparen, dafür bin ich von der Jadéé-Medusa auserwählt worden.« Faye sah den Mann und die arme gefesselte Frau auf dem Bett an und spürte eine tiefe Traurigkeit in sich hochschwimmen.
    »Komm«, sagte Page ruhig, »lassen wir sie alleine.« Sie hatte sich schon in Bewegung gesetzt und zog Faye an der Hand hinter sich her. Als sie die Tür einen Spaltbreit öffnete, stieg völlig unvermittelt eine riesige rubinrote Feuerflamme aus Deborahs Körper auf. Unfähig, sich zu bewegen, stand Faye wie gelähmt auf der Stelle und starrte auf das brennende Inferno, das in Lichtgeschwindigkeit auf sie zuraste. Die Yeidevi reagierte sofort, packte Faye ohne Vorwarnung am Oberarm und zerrte sie hinter ihren Körper.
    Als Page danach blitzschnell ihre Arme hob, tat Faye es ihr wie in Trance nach, um das Feuer abzuwehren. Und so unvermittelt, wie die Flammen hochgezündelt waren, so urplötzlich tauchte aus dem Nichts eine immense Wasserwand auf. Die Wellen schwollen innerhalb weniger Sekunden zu einer taifunartigen Spirale an. Kurz bevor die Flammen sie erreichten, klatschte die Wasserwand mit tosender Gewalt auf das Feuer und erstickte es.
    Mit weitaufgerissenen Augen senkte Faye langsam und immer noch geschockt ihre Arme. Page atmete schwer und betrachtete sie minutenlang mit einem unbewegten Gesichtsausdruck. Wahrscheinlich war sie, von der Anstrengung, das Wasser zu beschwören, mental sehr erschöpft, dachte Faye, wagte es aber nicht, sie zu laut fragen.
    Nach einigen Minuten, in denen nur das Schluchzen von Jack durch den großen Saal hallte, hatte sich Page wieder etwas gefangen und führte sie schnell aus dem Raum. Nachdem sie alle Schlösser und Siegel an der Tür verriegelt hatte, begaben sie sich wieder in die Küche, wo Merlin sie winselnd empfing. »Danke, dass du mich gerettet hast … und danke, dass du mir dein Geheimnis anvertraut hast«, sagte Faye unschlüssig, ob sie diese Bilder je wieder aus ihrem Kopf bekommen konnte. Der Ausdruck in Pages Gesicht war immer noch eigenartig, als sie wortlos nickte.
    »Ich muss jetzt langsam los und ah …« Sie schlug sich mit der Hand vor die Stirn. »Fast hätte ich vergessen, warum ich eigentlich gekommen bin. Shiva sagte, dass du mir vielleicht etwas gegen Blutungen geben kannst.«
    Jetzt wurde Pages Blick noch eigenartiger – starr und intensiv. »Für dich?«
    »Nein, ich äh … für einen Bekannten.«
    »Mhm, war es ein großer Blutverlust, bei dem keine Medikamente helfen?«
    »Ja.«
    »Wann und wo genau ist es passiert?«
    »Fast die gesamte Fahrt hierher.«
    Page Gesichtszüge verhärteten sich zu einer undurchsichtigen Maske. »Also schön. Warte hier. Es dauert einen Moment.«
    Immer noch leicht zitternd von der Aufregung setzte

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